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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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die gesunden, kräftigen, hornigen Tatzen eines stolzen Wolfes in seinen besten Jahren. Auch die Tatzen der anderen Tiere waren bisher nicht spröde geworden. Trotzdem holte Merlin einen kremigen Talg, den er ihnen unter ihre Pfoten strich, wofür sie sich bedankten. Sie wußten, daß es ihnen helfen würde, und spürten nicht die Kälte, lagen nicht auf dem Eis, fühlten nicht dreißig Minusgrade, die in die Augen schnitten, sondern waren zufrieden, ausgelassen und glücklich, als wäre es ihr einziger Lebensinhalt, Merlin bis an das Ende aller Tage über die arktischen Eisflächen zu begleiten, Hörn bei seinen Erzählungen zuzuhören und irgendwann … ja, irgendwann in die Jagdgründe der Vorfahren einzugehen, gemeinsam mit Hörn, Merlin und dem Boot, der HAMAMELIS.
    Merlin war wieder auf das Eis hinausgelaufen, wanderte unruhig umher, tippte mit der Stabspitze viele Male auf die Eisdecke und hörte das Echo seines Schlages. Die Wölfe waren von Merlins Wasser berauscht, ohne es zu merken. Hörn sah Merlin nach, stand dann auf und folgte ihm. Merlin hatte sich wieder auf das Eis gesetzt und betrachtete stumm den Himmel, als Hörn kam und sich zu ihm legte. Die Wolken zogen rasch aus dem Westen heran und verdeckten bereits den halben Horizont. Sternenlichter erloschen und der Mond war in ein Wolkenmeer getaucht. Erloschen … dachte Merlin, erloschen wie das kommende Ende aller Tage. Er saß da, legte den Stab auf seine Beine und war über das unendliche Dach über ihm glücklich – glücklicher, als er jemals in seiner Höhle hätte sein können. Der Wind hatte sich vorausgewagt und spielte in seinen langen, silberblau glänzenden Haaren. Die große Kälte störte den Zauberer nicht, obwohl er strapaziert aussah.
    „Du wartest auf die Elfen, Merlin?“
    „Ja. Ich habe sie bereits in meinem Gefühl, weiß aber nicht, wo sie bleiben.“
    „Wahrscheinlich bist du zu sicher, daß sie kommen werden müssen, meinst du nicht?“
    „Mag sein, Hörn. Doch sagte ich nicht, das Guivienen kommen werde? Und später fiel mir ein, daß es die Elfen sein könnten, von denen ich sprach … und nicht, das wir nach Guivienen reisen werden, wie ich zuerst dachte. Heute bin ich mir eigentlich sicher, daß sie kommen werden. Aber wohin werden sie kommen können?“
    „Es ist schon lange her, daß sie uns besucht haben.“
    „Hörn, ich wüßte gerne, was geschehen soll. Die ach so schwarzen Löcher, in die ich immer wieder falle, sind unerträglich.“
    „Aber meinst du, daß du durch die Elfen mehr erfahren könntest? War der Fortbestand der hiesigen Welt den Elfen nicht immer vollkommen gleichgültig?“
    „Nein … nicht durch sie. Doch falls sie kommen, so hat auch das seinen Grund. Und verschiedene Ursachen kann man miteinander verknüpfen, so daß zumindest eine Richtung erkennbar wird. Oder vielleicht irre ich mich auch … und nichts hat einen Sinn …“
    „Merlin, du übertreibst schon wieder und ergehst dich in deinem Selbstmitleid.“
    „Mag sein. Aber dann sage du mir doch, was wir hier draußen machen?!“
    „Das hast du uns zu sagen. Deinetwegen jagen wir vor der Küste Skandinaviens in den Süden, nach Britannien, zum Hart Fell. Und dort wirst wieder du mir sagen, was geschehen wird“, erinnerte ihn Hörn. „Übrigens, Merlin: deine Wurzel ist ein wahrer Zauber. Wie nur kann ich als Wind das Eis fegen, ohne die geringste Last zu spüren?“
    „Ja … was für ein großer Zauber …“, spottete Merlin, der an den Bären dachte. „Mein Hörn wird leichtfüßig … und schon muß es einen Zauber gegeben haben. Dabei betäubt dich die Wurzel nur und entlädt deine hemmungslosen Kräfte, die in dir wohnen“, erklärte er und lachte in sich hinein. „Es tut alles seinen Zweck und hilft dir. Es läßt dich vergessen … Dona Soledad … oder hieß sie anders? … und der Wind. Alles große Magien, ohne die geringste Bedeutung, solange man sie nicht sinnvoll anzuwenden weiß, Hörn. Es ist eine Frage der Dosierung … in allem … Was, wann und wie … und zu welcher Zeit. Kräfte gibt es überall, nur nimmt man sie nicht wahr, wenn man sie nicht braucht. Wenn mein Durst gelöscht ist, schmeckt mir kein Wasser. Bin ich aber am Verdursten, so ist das gleiche Wasser mein Lebenshauch. Dem Gesunden Anagalis arvensis, das Ackergauchheil, in Wein angesetzt verabreicht, schmeckt ihm nur etwas bitter und er wird sich fragen, was der Unfug soll. Dem Kranken hingegen, mit Leber und schwersten Nierenleiden, wird es zu

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