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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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das Eis bricht?“ erkundigte sich der Zauberer, zog seinen Anorak fester und nahm seinen Stab in die Hand.
    „Wir wissen es nicht, o Merlin. Wir wissen nicht, was es ist, und wir wissen nicht, wie es ist, falls Eis brechen sollte. Wir dachten, daß dies vielleicht deine Elfen sein könnten“, erwiderte Melchor.
    „Aber nein, Melchor. Wenn die Elfen kommen, sind wir die letzten, die sie hören werden, so luftgleich sind sie. Hat Hörn euch das nicht gesagt?“ Merlin schlug mit seinem Eschenstab kräftig auf das Eis. Dann lauschte er. Doch nichts geschah. Er schlug abermals und wieder passierte nichts. Selbst die Vibrationen im Eis blieben unverändert.
    „Samael, Pacis und Akita: ihr werdet zu Carus in das Boot springen und dort warten, bis Melchor, Hörn und ich zurückkommen. Wir werden sehen, was es da gibt, das solche Schwingungen im Eis hervorrufen kann. Wir kommen dem Geheimnis schon auf den Grund. Keine Sorge“, ordnete Merlin an und die drei Wölfe sprangen augenblicklich in die HAMAMELIS. Dort drückten sie sich eng an Carus und winselten. „Also erforschen wir die Sache“, meinte Merlin. „Wir teilen uns auf und laufen in drei verschieden Richtungen. Bei wem sich die Schwingungen verstärken, der sagt es und dann werden wir gemeinsam in seine Richtung laufen. Also treffen wir uns hier gleich wieder“, und Merlin wies ihnen die Richtungen zu, in die sie laufen sollten. Für die Augen waren sie völlig gleich beschaffen: überall ein dichtes Schneetreiben und frostknirschende Flocken, die Merlin bis fast an die Knie reichten. Er hatte sich selbst die Richtung ausgesucht, in der er gegen den Wind laufen mußte, doch die Vibrationen unter seinen Füßen wurden weniger. Ob es am tiefer werdenden Schnee lag, konnte er nicht mit Sicherheit sagen, jedenfalls drehte er sich um und lief zum Boot zurück.
    Es war Melchor, der in die Richtung gelaufen war, aus der die Vibrationen im Eis zu kommen schienen. Und als sich die drei wiedertrafen, beschlossen sie, sich gemeinsam auf den Weg in den Südosten zu machen.
    Für Merlin war das Laufen anstrengend. Seine Beine waren einerseits nicht lang genug, um wie Hörn durch den Schnee zu traben, andererseits waren sie die Bewegung nicht mehr gewohnt. Bei jedem Schritt mußte er seine Knie hochziehen.
    Die Tiere nahmen Rücksicht auf ihn und so stapften sie eine gute Weile durch das Treiben. Verirren konnten sie sich nicht, da die Eisvibrationen stärker wurden und nun auch für Merlin trotz des tiefen Schnees zu hören waren. Mit unheimlicher Gleichtönigkeit wuchs das Zittern unter ihnen an. Melchor hätte sich am liebsten auf den Boden gedrückt und die Dinge über sich ergehen lassen, die dieses Zittern verursachten. Doch dann hob er plötzlich seine Nase, schnupperte und nahm eine ihm bekannte Witterung auf.
    „O Merlin, ich rieche eine Menschensiedlung. Das ist der Geruch von Menschen und ihren Maschinen“, sagte er erschrocken.
    „Wenn ihr euch nicht verlaufen habt und uns alle in die Irre führtet, gibt es hier weder Menschen noch Maschinen, Melchor“, erwiderte Merlin streng und ärgerte sich über die Ängstlichkeit seiner Gefährten. „Oder Melchor … vielleicht meinst du ein Schiff …? Das wäre für uns wirklich sehr gefährlich. Was meinst du, Hörn?“
    „Merlin, ich weiß es nicht. Aber lasse uns weitergehen, jetzt, da wir der Ursache schon näher gekommen sind“, meinte der Hirsch.
    „Gut. Solange wir nicht genau wissen, was es ist, gehen wir weiter. Ihr habt mich ja wohl auch deshalb aus dem Schlaf geholt. Und du, Melchor, beschreibst uns genau, was du witterst.“
    „O Merlin, ich sagte bereits, daß es eine Menschensiedlung sein muß. Hast du nicht den scharfen, stechenden Geschmack auf der Zunge und das Brennen von schwerer Luft in deinen Augen?“
    Merlin hielt inne und schmeckte. Es stimmte. Seine Zunge war von etwas belegt und seine Augen brannten. Doch es hätte auch von der eisigen Kälte sein können. Dennoch war der Geschmack an seinem Gaumen sonderbar und wurde auf unerklärliche Weise stärker, je weiter sie gingen. Insofern hatte Melchor sicherlich recht besessen. Und sie wurden vorsichtiger, als wollten sie unbemerkt durch eine Schlangengrube laufen.
    Unnatürliche Geräusche drangen plötzlich durch das Schneetreiben – ein schauerliches Quietschen – und ein Rütteln ging durch das Eis.
    Melchor warf sich instinktiv in den Schnee, und auch Merlin fiel neben ihn, so sehr hatte er sich erschrocken. Hörn blieb wie

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