Myrddin
wetterte Merlin aus seinem Boot, das sie als Schlitten ansahen.
Der erste Mann kratzte sich an seinem Hinterkopf, nachdem er sich die Handschuhe ausgezogen hatte. „Na, na … nun mal ganz friedlich, mein Alter. Die Leute lassen sich ja immer wieder etwas Verrücktes einfallen“, meinte er. „Doch so weit draußen …? Das ist gefährlich, guter Mann. Und wer soll dich hier sehen …?“
„Du kannst wohl nicht richtig gucken, was? Mache doch nur einmal deine Augen richtig auf.“
„Tja … weiß nicht, was ich sehen soll? Junge Rentiere und …“, faßte sich der Mann an die Stirn und überlegte.
„Und das ist alles?“ erboste sich Merlin.
„Also hier aus der Gegend kommst du nicht. Das ist schon mal klar. Wir sind hier nämlich friedliche Leute. Und du … du mußt aus der Stadt sein.“
„Langsam kommst du drauf. Und woher wohl …?“ fragte Merlin zum Schein gereizt.
„Aus Bergen …?“ fragte der andere vorsichtig.
„Na … Das ging doch gut. Das große Geheimnis ist doch noch gelüftet worden.“
„Du läufst deine jungen Tiere wohl ein, hmmm … Für den Weihnachtsrummel … Mußt wohl den Weihnachtsmann spielen, was …“
„Also manchmal frage ich, warum wir euch vom Land für Dummsäcke halten?! Es dauert zwar, aber ihr kommt schon drauf …“, meinte Merlin abweisend und ärgerte die beiden Norweger bewußt, von denen sich der eine für die Bezeichnung Dummsäcke revanchieren wollte.
„Alter Mann, du bist ein ganz schön bissiger Kauz! Mach dich nur auf nach Bergen … und laß uns hier in Ruhe. Auf so was wie dich kann ich einfach nicht …!“ rief er dem Zauberer ärgerlich zu und ging zu seinem Motorschlitten, während der zweite Mann neben Merlin stehenblieb und ihn nach den Wölfen fragte.
„Wir sind hinter den Wölfen her, die wohl wegen des Winters runtergekommen sind. Alter Mann, hast du sie gesehen? Sie müßten eigentlich genau an dir vorbeigekommen sein.“
„Ich hatte mit meinem Gespann zu tun, Freund. Aber vielleicht waren die Tiere deshalb so unruhig.“
„Ja, Tiere spüren so was. Gesehen hast du sie aber nicht? Weißt du, wo zwei Wölfe sind … da kommen bald mehr … und sie haben bei uns ’n Kind angefallen. Je eher wir sie abknallen, desto besser. Hol sie der Teufel, diese schlauen Viecher.“
„Wie gut, daß du mir das sagst. Ein Kind, sagst du, haben sie angefallen? Wie furchtbar“, spöttelte Merlin und dachte über den Begriff abknallen nach, den er nicht kannte. „Kann sein, daß sie sich auf Väroy versteckt haben. Gesehen habe ich sie jedenfalls nicht … und ich will denen auch nicht begegnen … Gott bewahre. Ich werde in eurer Gegend wohl vorsichtiger sein müssen …“
„Nichts für ungut, alter Mann. Wir müssen weiter. Müssen mal sehen, ob wir die finden. Gute Fahrt dir … und frohe Weihnachten …“, meinte der Mann und ging zu seinem Motorschlitten zurück.
„Ja … frohe Weihnacht …“, rief Merlin freundlich hinterher und dachte sich den Rest. „Ich habe noch etwas für euch …“, rief er, griff in einen seiner Beutel und holte zwei Äpfel heraus, die er ihnen zuwarf.
Sie dankten ihm und der beleidigte Mann entschuldigte sich halbherzig bei Merlin.
„War nicht so gemeint, alter Mann. Frohe Weihnacht …“, sagte er. Sie setzten sich auf ihre Schlitten, starteten die Motoren und hörten schon nicht mehr, wie Merlin der Entschuldigung hinzufügte: „… aber so gesagt, du aufgeblasener Furunkel.“
Lachend klatschte er dann in die Hände und rief über sein Rentiergespann: „Heeeiiiii, hooooooo …“
Eigentlich hätten die Wölfe aufspringen und losrennen sollen, wie es Rentiere getan hätten. Aber sie blieben stumm liegen und wußten nicht, was Merlin von ihnen wollte. Winkend brausten die Norweger auf ihren Schlitten davon und Merlin stieg lachend aus einem Boot zu Hörn und den Wölfen.
„Na, was meint ihr? War ich überzeugend?“ fragte er stolz und ein wenig eingebildet.
„Wie hast du das gemacht, o Merlin?“ fragte Melchor. Merlin antwortete nicht, sondern holte die Fasane unter der Decke hervor, warf zwei Vögel zu Carus, und den anderen Fasan zerriß er in guten Happen für jeden der anderen Wölfe. Dann fragte er Samael und Akita: „Wie habt ihr die Fasane geholt? War es durch einen großen Zauber…?“ Und sie mußten alle lachen.
Als die Norweger ohne Jagdglück zurückkamen, fanden sie die Fasanenfedern dort, wo sie dem Weihnachtsmann mit seinem Schlitten begegnet waren. Sie konnten das
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