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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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Seher unter den Menschen, der seinen Ulk mit der Welt getrieben hatte, die ihn nicht erfassen konnte. Dennoch war er ein Seher. Und auch er hatte die Freundschaft zu den Vanyar gepflegt. Er kannte ihre Geschichte und war den Blondelfen stets treu geblieben, wenn sie ihn auch oft nur banal und grob auf der Welt fanden.
    Sie hatten seinen Ruf gehört und waren aus Tirion vom Tuna geeilt, um ihm zu helfen. Aber sie hatten nur seine ausgebrannte, verwüstete Höhle auf Nordkvaloy gefunden und befürchteten Schlimmes. Sie waren eiligst nach Tirion zurückgekehrt, hatten Bericht erstattet, und die Vanyar beschlossen daraufhin im Großen Rat, fünf Elfen auszusenden, die Myrddin suchen, finden und ihm zu Diensten sein sollten – solange er sie brauchte.
    Von den Elfen erwählt wurden Virgo, die mehr Licht in sich besaß als alle anderen Elfen. Elwe, der als hervorragender Pfadfinder bekannt war. Kent und Caspar, zwei gerühmte Elfen, denen ihr handwerkliches Können Glanz und Namen verschafft hatte. Und schließlich Halvdan, ein guter, begabter Späher mit einem Gehör, das den anderen bei weitem überlegen war.
    Es waren ehrwürdige Blondelfen, die sich auf die Suche nach Merlin begaben – und ihrem Myrddin helfen wollten.
    Sie begannen mit ihrer Suche auf Nordkvaloy und sahen das angerichtete Desaster. Sie entdeckten die zerstörte Höhle, deren Schätze zum großen Teil vernichtet worden waren. An einem strahlenden Erdentag schwärmten sie dann auf das Eis hinaus und beobachteten einen weißen Bären, der benommen torkelnd über das Eis nach Norden lief. Spuren konnte sie keine finden, zumindest nicht von Myrddin. Dafür entdeckten sie die Abdrücke von Tatzen der Wölfe und sahen die Hufspuren Hörns, den sie durch Myrddin gut kannten. Es schien ihnen, als wäre Myrddin auf Hörn reitend vor den Wölfen geflohen. Und die Wölfe mußten seine Höhle verwüstet haben, bevor sie ihm auf das Eis nachgestellt waren.
    Das waren schlechte Aussichten für die Elfen, die Zwiste mit Wölfen kannten, ganze Schlachten in grauen Vorzeiten gegen sie geschlagen hatten und große Verluste hatten verschmerzen müssen. Fester denn je waren sie entschlossen, Hörn und Myrddin zu finden, auch da sie eben dieses Versprechen gegenüber dem Großen Rat abgelegt hatten.
    Elfen banden sich wortgetreu an ihr Gelöbnis, und so schwirrten sie über das Eis, hätten den Bären nicht um Auskunft bitten können, da sie mit Eisbären nichts gemein hatten noch ihre Sprache verstehen würden. Die Elfen hatten so klingende Stimme, daß man sie für Windspiele hätte halten können – als hätten sie gläsern tönende Instrumente in ihren Kehlen, derer sie sich beim Sprechen bedienten. Doch es waren nur ihre Stimme mit einer Sprache, die auch guten Ohren einiges abverlangte. Sie zogen in den Süden, in die Dunkelheit, und konnten sich noch besser als Myrddin an den Sternen auf Erden orientieren. Ihre Augen waren die Dunkelheit gewöhnt und sie vermochten sie mit ihrem inneren Licht zu durchdringen. Kälte empfanden die Elfen nicht. Temperaturen waren ihnen seit undenklichen Zeiten nicht mehr bekannt und so konnte sie der klirrende Frost nicht stören. Im Gegenteil: sie genossen die herrliche Ruhe um sie herum und schwirrten mit flinken Flügeln in den Süden.
    Was sie als Nächstes entdecken mußten, bestürzte sie: im Schnee auf dem Eis fanden sie die Blutlache von Carus. Es war ein fürchterlicher Anblick für ihre feinen Empfindungen und Bilder ihrer Vergangenheit kamen ihnen in den Sinn. Sie dachten an ihre Ahnen und an das Werden der Vanyar, bevor sie in Frieden leben konnten. Von Waffen und von Kriegen wollet sie schon lange nichts mehr wissen, da man erbittert gefochten hatte, gegen alle nur erdenklichen Feinde und Neider ihrer Künste und ihrer Natur. Und das Blut erinnerte sie an die großen Menschen, die dereinst an ihrer Seite gestanden hatten und deren Verderben vorbestimmt war, obwohl sie sich gegen ihr Los stemmten, standhaft und tapfer blieben, bis sie in alle Winde verstreut wurden.
    Nach der Entdeckung im Schnee kam für die Elfen der erste große Wind, dessen sie sich erwehren mußten. Wind und Sturm ließen die Vanyar im Schutz ihrer Mäntel oder in Verstecken abwarten. Ihre Flügel waren zierliche Kunstwerke, die den Stürmen nicht gewachsen waren.
    Die fünf machten es sich unter ihren Graumänteln gemütlich und warteten das starke Schneegestöber ab. Es dauerte einen Tag und eine Nacht, bevor sie weiter den nun schwerer zu

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