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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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entdeckenden Spuren folgten. Doch im Vertrauen darauf, daß Myrddin und Hörn ihren Kurs beibehalten würden, flogen sie an einer imposanten Bohrinsel vorüber und kamen zu einem Ort, an dem sie festgefrorene Federn auf dem Eis fanden. Dafür hätte es alle möglichen Erklärungen geben können, die sie jedoch nicht weitergebracht hätten – und so stiegen sie auf und schwirrten dem hinterher, was sie als Hörns Fährte erkannten.
    Am Abend des sechsten Tages, nachdem sie von Nordkvaloy aufgebrochen waren, begegneten sie endlich dem Hirsch, den sie kannten, und sahen in seinem Gefolge die Wölfe, die Hörn sehr zugetan schienen. Für die Elfen waren es viele Wölfe, da ihrer Sprache nur bis zwei zu zählen zuließ. Was zahlenmäßig darüber hinausging, nannten sie entweder mehr oder viel. Für Elfen waren numerische Qualitäten – Jahreszahlen, Alter, Mengenangaben – unsinnig. In ihrem Leben brauchten sie sie nicht. Und so waren die Wölfe, die sie unter sich sahen, viele Wölfe. Doch wo war Myrddin?
    Sie hatten Hörns Sprache gelernt, so daß es ihnen leicht fiel, mit dem Hirsch zu sprechen. Er hingegen hatte immer Schwierigkeiten gehabt, die kristallklaren, hoch singenden Stimmen der Vanyar zu verstehen, weil sie ihm wie symphonische Melodien in den Ohren klangen und ihn mit großer Wärme berauschten.
    Die Elfen ließen sich aus ihrer Höhe zu Hörn hinab und klammerten sich in seine Geweihenden. Gleichwohl sie so groß wie ein schlankes, einjähriges Kind waren, besaßen sie ein kaum spürbares Körpergewicht – und da sie in ihre Graumäntel gehüllt flogen, konnten die Wölfe sie zuerst nicht erkennen. Sie sprachen Hörn an, und dieser meinte, Stimmen aus dem Jenseits zu hören, bevor er die Elfenmelodien erkannte.
    Er hielt inne, stellte seine unterschiedlichen Freuden einander vor und erzählte in groben Zügen von ihrem Vorhaben, soweit er es kannte.
    Die Elfen beschlossen, daß Elwe, Caspar und Halvdan nach Myrddin suchen sollten, während Virgo und Kent mit Hörn und den Wölfen reisen wollten. Man wollte sich in Britannien treffen, wie es Hörn und Myrddin miteinander besprochen hatten. Die drei Blondelfen verabschiedeten sich höflich und flogen davon, um sich auf die Sucher nach Myrddin zu machen.
    Es kam der große Sturm, der zuerst aus dem Westen und dann aus dem Osten blies und der eine Nacht und einen Tag dauerte. Die Elfen verkrochen sich unter ihren Mänteln und warteten auf eine Wetterbesserung, bevor sie wieder aufstiegen und weiterschwirrten.
    Sie hatten jede Spur von Myrddin verloren. Der Himmel versprach ihnen nichts Gutes, und graue Wolken hingen über dem nassen, tauenden Eis. Sie irrten umher und schwärmten aus. Sie versuchten bekannte Geräusche des Menschen zu hören. In der Ferne sahen sie die Eisschollen und eine tosende See, die sich nur langsam zu beruhigen schien. Von Myrddin jedoch gab es keine Spur, kein Geräusch, keine Zeichen in der Ferne, die sie mit ihren Falkenaugen gesehen hätten. Ratlosigkeit schlich sich in ihre fröhlichen Gemüter und schönen Stimmen. Was sollten sie tun? Wie könnten sie Myrddin in dieser aufgewühlten See finden?
    Unter sich sahen sie Schelfeis, zerbrochene Schollen, die heftig aneinander rieben, und sahen die gewaltigen Bewegungen in einem Wasser, das sich nach einer tobsüchtigen Nacht langsam wieder ausruhte. Der Wind hatte sich gelegt und die Elfen berieten sich, wie sie suchen sollten. Keinesfalls wollten sie ohne eine gesicherte Erkenntnis zurückfliegen. Sie konnten nicht sagen, ob derjenige, den sie Myrddin nannten, noch am Leben war. Sie wußten nur, daß Menschen in solchen Wettern gefährdet waren, gleichwohl Myrddin ein außergewöhnliches Licht auf die Menschheit geworfen hatte und selbst in den Chroniken der Vanyar genannt wurde.
    Sie schwärmten abermals in alle Richtungen und wollten bis in die tiefe Dunkelheit suchen. Von Hörn wußten sie, daß Myrddin mit einem Boot unterwegs war, und es mußten sich Anzeichen finden lassen, die die befürchtete Katastrophe in dem Untergang Myrddins bestätigten. Der Verdacht, daß Myrddin in den Fluten umgekommen sei, schien begründet, doch sie wollten nicht eher aufgeben, bis sie einen Beweis hätten führen können.
    Fächerförmig flogen sie in Richtung Westen weiter, wo die Shetlands liegen sollten, zu denen der Zauberer aufgebrochen war. Bald schon hörte Halvdan in der Ferne eine Brandung, die allerdings noch viele Kilometer entfernt war. Und er war es auch, der zwei in der See

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