Myrddin
auseinander, als die Buggischt des Frachters auf ihre Flügel spritzte. Caspar und Elwe konnten sich retten – die Flügel von Halvden wurden jedoch vom Salzwasser verklebt und er fiel in die See.
Dem Stahlbug des Schiffes ging eine Welle voraus, die die HAMAMELIS erfaßte und leicht auf die Seite drehte, als hätte das große Schiff Maß genommen. Das Holz zersplitterte dann an der Flanke in nur einem Atemzug der Vanyar und die Nußschale war versenkt. Lose Holzbretter schabten an dem eisernen Außenbord des Frachters entlang, wurden in den Schraubensog gezogen und hinter dem Achterdeck zerkleinert an die Wasseroberfläche gespült. Dann verschwand das Schiff in der Dunkelheit, wie es gekommen war.
Elwe und Caspar machten sich auf die Sucher nach Halvdean, der weinend mit verklebten Flügeln auf einer Planke der HAMAMELIS saß. Sie fanden ihn sofort. Und dann entdeckten sie wie durch ein Wunder das Licht des Kristalls – und sie hörten einen Schrei, der den Alptraum beschrieb, den ein Mensch auf Treibgut hängend in den Meeren durchlebt. Ein Stück Holz mußte Myrddin emporgetragen haben – und die See wollte ihn noch nicht bestatten.
Der Strick, der um den Holzsteven gezerrt war und den er um sein Handgelenk geknotet hatte, gab dem panischen Myrddin die auftreibende Richtung unter Wasser. Die Dunkelheit allein hätte ihn ertrinken lassen. Doch die starke Holzkielverlängerung seines Bootes wehrte sich gegen das Gebot der Finsternis. Sie zog ihn an die Oberfläche und er legte sich instinktiv mit einem Arm über das Holzstück, das es mehr als gut mit ihm gemeint hatte.
Umnachtet schrie er seine Überlebenswut und den Triumph des gewonnenen Kampfes in die Nacht, schrie seinen Zorn und seine Verzweiflung heraus und wußte nicht, wo er war und was ihm geschehen war – noch wer er jemals gewesen war –, als Elwe und Caspar zu ihm flogen, sich auf seine Holzplanke setzten und nicht glauben konnten, daß dieser Mensch immer noch am Leben sein sollte.
Myrddin konnte sie nicht sehen, da sie ihre Graumäntel trugen, die sie unsichtbar für die Menschenaugen machten, zudem seine Augen nur einen scheußlichen Tod gesehen hatten, dem er entronnen war.
Sirrend über dem Holzkiel von Myrddin stand Elwe, sah den von Umnachtung gezeichneten Menschen, tippte ihm auf die Stirn und wagte ihn nicht anzusprechen.
Myrddin sah in die Höhe, als er fühle, daß ihn etwas Fremdes berührt haben mußte, und entdeckte die zwei Vanyar. Der Zauberer strahlte, sah auf das Wasser und konnte es nicht fassen.
„Ich habe es geschafft … Guivienen … es ist vollbracht … Aber seine Wasser … sie sind so kalt. Die Anderswelt, sie hat mich …“ Dann verschwammen erneut seine Sinne und sein Verstand verschwand hinter den Lidern.
Sein Kopf sank auf die Planke und er trieb in der eisigen Nordsee, auf dem letzten Holz seiner HAMAMELIS. Und der Kristall leuchtete über seinem grauen Haar, das wie Silberfäden mit dem Wasser wallte.
XIV
Der Ostwind hatte aufgefrischt, war aber nicht in die aufgewühlte See gefahren, die sich nach dem schweren Sturm noch nicht beruhigen konnte. Elwe, Caspar und Halvdan – der wegen seiner nassen Flügel noch nicht zu fliegen vermochte – machten sich Sorgen um ihre Sicherheit auf offener See, da ein Sturm sie in ärgste Bedrängnis bringen könnte.
„Ich bin der Ansicht, du solltest zuerst Halvdan in Sicherheit bringen, bevor wir uns um Myrddin kümmern. Vorhin habe ich eine Brandung gehört. Im Westen wird es Land geben, vielleicht eine Insel, vielleicht die Küste eines Kontinentes. Was meinst du?“ fragte Elwe den sehr besorgten Caspar.
„Das ist ein guter Gedanke, Elwe. Ich bringe Halvdan dorthin, setze ihn ab und komme zurück zu dir. Und dann müssen wir uns wirklich etwas für den Menschen überlegen. Es kann ihm nicht gutgehen – weder in dieser See noch in diesem Wind. Wir müssen schnell handeln.“
„Bringe du Halvdan in Sicherheit. Ich werde hierbleiben und sehen, ob mir etwas einfällt.“
Caspar flog zu Halvdan, der immer noch mit verklebten Flügeln auf einer Planke der HAMAMELIS saß und in der schweren See auf Hilfe wartete.
„Ich werde dich von hier fortbringen, Halvdan!“ sagte Caspar, als er den Hilflosen erreicht hatte.
„Und was wird aus Myrddin werden? Wollen wir ihn in dem offenen Wasser seinem Schicksal überlassen?“
Caspar nahm Halvdan unter den Achseln hoch, hob ihn an und flog mit ihm davon.
„Nein. Das wollen wir nicht. Was ist deine
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