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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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Caspar.
    „Er sollte wirklich aus dem Spülsaum herausgezogen werden. Wenn ich mir die Küste ansehe, müssen hier schon ganz andere Wetter getobt und Stürme geblasen haben, die wir uns nicht vorstellen können“, bestätigte Elwe.
    „Falls er noch am Leben sein sollte, könnte es überdies geschehen, daß ihn strandende Eisschollen erschlügen, die von den Wellen über ihn geworfen werden“, ergänzte Halvdan.
    „Ja, wir sollten versuchen, die Brandung für uns zu nutzen, ihm Stricke um die Arme binden und gemeinsam ziehen, wenn eine Welle kommt und Spülwasser um ihn herum ist, bevor es wieder abläuft.“
    „Und wir sollten dazu die Leinen nehmen, die wir an die Treibschwimmer gebunden haben. Irgendwo hier müssen sie sein … über den Strand verteilt“, sagte Elwe, und während die Blondelfen die Leinen suchten, sie zwischen den Felsblöcken herauszerrten, emsig schwirrten und die Enden der Stricke zu einem langen Seil verknoteten, lag Myrddin bewußtlos am Strand, wurde wieder und wieder vom Wasser umspült und hatte auch seinen letzten Lebensgeist seines Gefolges entbunden. Myrddins Körper war unterkühlt. Sein Rentierblouson war voller Wasser gesaugt, und seine Arme lagen wie willenlose Weidenzweige in Stromschnellen. Der Zauberer lag auf dem Bauch, manchmal durchzuckte es einen Körper, und dann kamen schon die Elfen herangeschwirrt. Sie banden das Seil, das sie geknüpft hatten, an seinen Gürtel und flogen eiligst hoch, damit ihre Flügel nicht von Salzwasser bespritzt und verklebt werden konnten. Zugleich wollten sie an dem Seilende ziehen, das sie mit sich in die Höhe genommen hatten, in ihren Händen hielten und nun nur noch auf die richtige Welle warteten.
    Und diese Welle sollte wie auf ein Zeichen ihrerseits kommen. Ein tosender, gichtspeiender Brecher, der in die Brandung schlug, sich überrollte und seine Wasser weit über den Strand warf, brach über Myrddin herein. Fächerartig brauste das Wasser spritzend auf den Strand, und die Elfen zogen mit aller Macht, ohne sich umzudrehen. Die Leine spannte sich, so daß die Wassertropfen von ihr perlten, und der reglose Körper Myrddins wurde weit auf den Strand gespült, solange das Wasser gegen das Land lief. Danach aber lief es wieder ab, wollte wieder mit der tosenden See eins werden und Myrddin mitnehmen. Die Nordsee war mit dem Menschen noch nicht fertig und so sehr die Vanyar zogen, konnten sie doch nicht verhindern, daß Myrddin ein Stück zurückgespült wurde, obwohl sie ihn weiter als zuvor aus der Gefahrenzone bringen konnten. Und sie wollten auf eine weitere Welle warten, um ihn noch einmal etwas höher an den Strand ziehen zu können.
    Aber die Elfen warteten vergebens – es kamen keine Wellen in seine Nähe, und die See wurde ruhiger. Sie konnten noch die bissigen Wellen in den Schollen hören und sahen selbst in der Nacht die Gischt an den Felsen hochschlagen. Doch der Seher war an Land. Und sie hatten die Pläne des Meeres vereitelt, das nur selten einen Ertrinkenden freigab. Myrddin war in der Menschenwelt, auf Mainland der Shetlands, angespült in einer Bucht nördlich von Neap, dem Ozean durch die Vanyar entrissen worden.
    Nach einiger Zeit ließen die Elfen die Leine los und hockten sich wieder auf einen Felsblock. Was sollten sie mit dem Menschen machen? Was könnte ihm helfen? Myrddin hatte geschrien, und das deuteten sie als ein Lebenszeichen von ihm, doch sie wußten nicht genug von Menschen in solchen Situationen und dachten an die möglichen Krankheiten, die ihn befallen haben könnten. Über das Erreichte waren sie froh, und doch gefiel es ihnen nicht, wie Myrddin vor ihren Augen lag, jenseits seiner Stimme, seiner Augen und all seiner Sinne, die sie in ihm vermuteten. Sie waren erschöpft, hatten alles getan und hockten auf einem Felsen, um das Erwachen eines Menschen abzuwarten, dem die Vanyar einen Kristall geschenkt hatten.
    Im Südosten graute es – Sonne war an diesem Tag nicht zu erwarten, und es war ihnen entgangen, daß sich das Wasser zurückgezogen hatte. In der Anderswelt kannten sie keine Gezeiten, wenngleich sie einen Mond hatten. Als sie das Verschwinden der See bemerkten, sahen sie eine neue Bedrohung auf sich zukommen. Sie sahen in der Ebbe ein Menetekel, dem sie sich nicht tatenlos ergeben wollten.
    „Elwe, was glaubst du hat das zu bedeuten? Hast du so etwas schon einmal erlebt?“ fragte Halvdan beunruhigt.
    „Falls ich es wüßte, wüßte ich auch, was zu tun sei. Doch ich habe keine

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