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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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müssen, die ihm das Leben zur Hölle machte – Geraldine Kelly –, nur weil er sie unbeabsichtigt geschwängert hatte. Giddings war vor drei oder vier Jahren gestorben. Palluck hatte nicht geheiratet und wartete auf seine Nixe Irene. Seine einzigen Verwandten, die er noch hatte, lebten ebenfalls auf der Insel der Shetlands, allerdings in Voe. Es war sein Cousin Andrew Bishop mit seiner geizigen, habgierigen Frau Faith, die alle Tage unvermittelt zu ihm kam, um nach ihm zu sehen – oder vielmehr danach zu sehen, ob er sich schon totgetrunken hätte. Nichts wäre ihr lieber gewesen, als die toten Überreste des Säufers endlich einzuäschern. Es ging nämlich eine zweite Geschichte auf dem Mainland um, daß der alte Palluck ein Vermögen geerbt haben sollte – die Hinterlassenschaften eines alten Kriegskameraden, eines Kanadiers, der ihm seinen Besitz nach seinem Tod vor etwa elf Jahren überschrieben hätte.
    Das waren die Gerüchte um ihn, und so sehr, wie die Menschen märchenhafte Schätze liebten, genossen sie auch die Gerüchte und malten sie sich in den schönsten Farben aus. Tatsächlich hatten die Leute einmal einen Advokaten aus Kanada kommen sehen, der sich nach Jeremiah Palluck erkundigt hatte, zu ihm in die Bucht gefahren und am darauffolgenden Tag wieder abgereist war. Seit diesem Tag kam auch Faith in the Bucht, sah sich in seiner Baracke um und durchstöberte sie oftmals, wenn er auf seinem Spaziergang war. Aber bisher hatte sie nicht gefunden, was die Erzählungen der Leute und das Gerücht der Erbschaft erhärtet hätte, abgesehen von Briefen der ROYAL SCOTTISH Investment Bank, die ihm regelmäßig zu den Feiertagen formlose Grußkarten schickte. Aber wie viele Gründe konnte es geben, daß eine Investment-Bank einem Grußkarten schickte, hatte sie Old Jerry gefragt, der daraufhin nur mit den Schultern gezuckt hatte.
    Palluck jedenfalls konnte Faith Bishop überhaupt nicht leiden, weil sie ihm das Trinken mit Andrew verboten hatte und weil sie eine der Frauen war, die kein richtiger Mann nüchtern hätte ertragen können. Doch sie würde bis zu seinem Tode nicht aufhören, ihn zu besuchen, um das Geld zu finden, von dem er einen Teil immer in seinen Stiefeln trug, soweit es seine Barschaften betraf. Den Rest hatte er fest auf der Bank angelegt. Das Vermögen, das er durch die Erbschaft tatsächlich besaß, war ihm gleichgültig, und die einzigen Ausgaben, die er hatte, waren wöchentlich zwei Kartons golden glänzende Malt Whiskys. Natürlich erregte das den Neid und die Gier von Faith, die Angst hatte, Palluck könne zu Lebzeiten ein Vermögen versaufen, so daß für sie nach seinem Tod nichts mehr übrigbleiben würde. Seinen Cousin Andrew hatte er seit Jahren nicht mehr gesehen, wahrscheinlich aus Scham um seine Frau. Und Palluck selbst hatte aufgehört, in die Stadt zu fahren.
    Mit seiner Pfeife im schiefen Mundwinkel und in Gedanken an Irene ging Jeremiah Palluck durch die Bucht, suchte sich jeden Tag, an dem er Irene nicht finden konnte, wenigstens Holz für den Ofen und träumte mit schwerem Kopf sein Leben. Seine Essens- und Schlafgewohnheiten wechselten mit seiner Stimmung. Und so hatte er sich für diesen Tag vorgenommen, sich nach dem Spaziergang hinzulegen, da er die ganze Nacht durchgetrunken und Radio gehört hatte.
    Patty Brian, seine junge Freundin, ein vierzehnjähriges Mädchen, brachte ihm regelmäßig die Batterien für sein Radio und nahm die verbrauchten zum Entsorgen wieder mit. Sie war eine Waise und lebte mit ihrer jüngeren Schwester Sheannad bei ihrem Onkel Charles Rhys, einem schwierigen, kaum zu durchschauenden Muffel, der von allen Menschen weitgehend gemieden wurde. Patty Brian war eine gute Freundin, wie alte Männer und junge Mädchen manchmal Freundschaften schlossen. Und es gab noch Leslie Tralee, die vor vielen Jahren aus Kintyre zu den Shetlands übergesiedelt war. Sie war nur ein paar Jahre jünger als er, aber bereits zu alt, um eine bessere Freundschaft auf den Inseln finden zu können, wie er es manchmal meinte. Zuweilen glaubte er auch, daß sie es gar nicht wollte. Zumindest war es ein Gegenstand seiner Überlegungen, die er mit sich allein anstellte. Sie war und blieb eine Fremde und wurde von den Einheimischen geschnitten, bis auf Jeremiah Palluck, der sie auf Anhieb mochte – vielleicht weil er auch ein Fremder war und man sich einfach mit den Einheimischen wie Faith Bishop nicht vertragen konnte.
    Leslie Tralee und Patty Brian würden sicherlich an

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