Myriams letzte Chance
dass ihre groÃen weiÃen Schneidezähne ein bisschen schief standen. Sie überkreuzten sich leicht, ein winziger Schönheitsfehler, der April nur noch bezaubernder machte.
âHi! You must be the girls!â Sie strahlte.
âDeutsch, April!â, rief Sue dazwischen. âDu bist schlieÃlich hier, um dein Deutsch zu verbessern!â
April zog eine niedliche Grimasse. âOkayâ, sagte sie. âIch versuchâs. Aber mein Deutsch ist total schlecht.â
Versuks sagte sie anstelle von versuchâs und schleckt statt schlecht. Und dabei lächelte sie so süÃ, dass sogar Tori zurücklächelte, obwohl sie sich doch fest vorgenommen hatte, die Amerikanerin ganz furchtbar zu finden.
Wie fröhlich und vergnügt April wirkte! Dabei musste sie stundenlang im Flieger gesessen haben. Aber das schien sie nicht im Mindesten mitgenommen zu haben.
âIâm Aprilâ , stellte sie sich vor. âIch meine natürlich, ich bin Aprilâ, fügte sie mit einem schuldbewussten Seitenblick auf Sue hinzu.
âIch heiÃe Toriâ, erwiderte Tori. âDas ist Sina. Und das ist Hannah.â
Klar, dass sie Myriam gar nicht erst erwähnte. âIch heiÃe Myriamâ, stellte Myriam sich selbst vor.
âHi! Nice to meet you!â April schien schon wieder vergessen zu haben, dass sie Deutsch sprechen sollte.
âWarum kommt ihr überhaupt so spät?â, fragte Sina Sue.
âItâs just ridiculous!â Vor Empörung fiel Sue jetzt selbst ins Amerikanische. Sie warf genervt beide Arme nach oben.
âZuerst hatte der Flieger Verspätungâ, antwortete Stefan, der Verwalter der Ranch, der seit ein paar Wochen Sues Freund war. Ãchzend wuchtete er einen riesigen Schrankkoffer aus dem Kofferraum. âUnd dann fehlte auch noch das halbe Gepäck. Wir mussten eine Suchmeldung aufgeben. Der ganze bürokratische Kram dauerte Stunden.â
âDas halbe Gepäck?â Sina blickte verwirrt auf den immensen Koffer.
â Ein Koffer ist angekommenâ, erklärte Sue. âAber die anderen beiden sind verschwunden. Keiner weiÃ, wo sie gelandet sind.â
Sollte das ein Witz sein?
âWas? Du hast drei Koffer dabei?â, fragte Tori April.
âUnd mein Pferdâ, ergänzte April. âAber Charlie haben sie glücklicherweise nicht verloren. Wir holen ihn morgen am Flughafen ab.â
âHahaâ, sagte Tori. âGuter Witz.â
âNichts hahaâ, entgegnete Sue. âDas ist typisch für meine Schwester. Sally hat entschieden, dass April für ein ganzes Jahr in Deutschland bleiben soll. Sie hat nur leider vergessen, mir ihren Entschluss mitzuteilen. Es mussten ja auch so viele andere Dinge vorbereitet werden.â
âDas ist ja â¦â Jetzt fehlten sogar Tori die Worte.
âGreat, isnât it?â , meinte April. âDer wahre Grund für den Wirbel ist, dass sich meine Mutter vor ein paar Wochen in diesen neuen Kerl verknallt hat. Und der hat keinen Bock auf eine nervige Teenagertochter. Also musste ich weg.â
âDa kam die Tante in Deutschland gerade rechtâ, sagte Sue.
âUnd jetzt?â, fragte Sina entgeistert.
âBin ich eben hierâ, erklärte April.
âUnd natürlich bleibst du hierâ, sagte Sue und umarmte ihre Nichte. âDas ist ja kein Problem. Ich hätte es nur gerne vorher gewusst.â
âAber dann ⦠musst du doch auch zur Schule gehenâ, meinte Tori.
âStimmt. Das alles zu organisieren, ist ganz schön kompliziertâ, sagte Sue. âBesonders jetzt, in den Ferien. Es wäre sehr viel einfacher gewesen, wenn ich es vorher gewusst ⦠Ach, ist ja auch egal. Ich freu mich wirklich, dass du da bist, April.â
âUnd ich freu mich auchâ, sagte April strahlend. â Iâm very happy to be here .â
Dieses Lächeln. Man konnte gar nicht anders, als sich mit ihr zu freuen. Selbst Myriam, die sich so sehr gewünscht hatte, dass April zickig, eingebildet und absolut unsympathisch wäre, war bezaubert.
Freestyle
âUnd?â, fragte Tori. âWie gefällt es dir in Deutschland?â
Sie hatten den Tag mit einem kleinen Ausritt begonnen: Tori, Hannah, April und Myriam, die eigentlich lieber auf der Ranch geblieben wäre. Aber das hatte April nicht zugelassen.
âCome on â , hatte sie gesagt. âDu willst doch nicht allein hier
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