Mystery Thriller Band 224
wohl nur die Polizei beantworten können“, meldete sich nun Mr Johnson zu Wort.
„Die Polizei?“ Daphne rümpfte die Nase. „Muss das denn sein? Ehrlich gesagt würde ich diesen kleinen Zwischenfall lieber nicht an die große Glocke hängen.“
„Tut mir leid, Mädchen, aber dazu ist mir die Sache zu heiß.“ Du wärst immerhin um ein Haar dabei draufgegangen, und ich will mir hinterher nicht nachsagen lassen, in irgendeiner Weise gepfuscht zu haben. Ich bin mir außerdem sicher, dass der Sheriff die Sache mit der nötigen Diskretion behandelt. Eine genaue Untersuchung ist meiner Meinung nach unumgänglich.“
Nach einigem Überlegen musste Daphne ihm recht geben, und so warteten sie bald alle auf das Eintreffen von Sheriff Latimer, den Mr Johnson angerufen hatte.
Er kam gleich mit zwei Deputys, und alle zusammen untersuchten die Halterung des Kronleuchters sowie das Drahtseil, das ihn getragen hatte. Das Ergebnis entlockte Johnson ein unwilliges Knurren.
„Wie es scheint, handelt es sich um einen bedauerlichen Unglücksfall“, erklärte der Sheriff. „Das Seil war schon alt und morsch. Es hat der Belastung durch den Leuchter einfach nicht mehr standgehalten. Früher oder später musste es reißen. Dass es ausgerechnet heute Morgen passiert ist … Zudem liegt die Vermutung nahe, dass mindestens zwei Schrauben nicht mehr fest angezogen waren.“
„Wollen Sie damit sagen, dass wir unsere Arbeit nicht richtig erledigt hätten?“, brummte der Baustellenleiter. „Meine Männer haben selbstverständlich alle Materialien gründlich untersucht, bevor wir sie weiterverwendet haben. Was Sie sagen, kann also gar nicht sein! Ich …“
Beruhigend legte Daphne ihm eine Hand auf die Schulter. „Niemand behauptet, dass es Ihre Schuld ist“, sagte sie. „Machen Sie sich keine Sorgen. Solche Sachen passieren eben.“
„Tun sie eben nicht!“, protestierte Mr Johnson energisch, fuhr sich dann jedoch seufzend durchs Haar. „Aber ich merke schon, meine Meinung ist hier nicht von Interesse. Legen wir die Angelegenheit also als Unfall zu den Akten, meinetwegen. Allerdings gebe ich ausdrücklich zu Protokoll, dass ich anderer Ansicht bin. Ich kann mir das nur so erklären, dass jemand hier herumgepfuscht haben muss. Bloß wenn das keiner hören will …“ Er schüttelte den Kopf. „Also, können wir dann wieder an die Arbeit?“
Der Sheriff nickte. „Es spricht nichts dagegen. Und bitte beruhigen Sie sich, Mr Johnson. Es gibt nicht nur keinerlei Hinweise auf einen Sabotageakt, auch auf irgendeine Fahrlässigkeit Ihrer Arbeiter deutet so gut wie nichts hin.“ Er blickte in die Runde. „Meine Männer und ich sind hier also so weit fertig.“
„Und was ist jetzt mit dem da?“, fragte Emma, nachdem die Beamten fort waren. Sie deutete auf Louis, der mit verschränkten Armen dastand.
„Was soll mit mir sein?“, entgegnete er feindselig. „Hört mal, ich hab’s echt nicht nötig, mich hier so anmachen zu lassen. Alles, was ich wollte, war ein Job. Wenn ihr mich hier nicht wollt, verschwinde ich halt wieder.“
„Warte!“, hielt Daphne ihn zurück, als er gehen wollte.
„Was soll das werden?“, zischte Amber. „Ich dachte, wir wären uns einig, dass der Typ hier nicht arbeiten kann! Der Sohn von Jonas Dawson – ich bitte dich!“
Daphne zögerte. Es erschien ihr nicht richtig, Louis für das verantwortlich zu machen, was sein Vater tat. Dass er zu ihr gekommen war, um sie um einen Job zu bitten, zeigte ihrer Meinung nach ziemlich deutlich, dass er seinen eigenen Kopf hatte. Jonas Dawson steckte mit Sicherheit nicht dahinter. Ihm würde es wohl kaum gefallen, dass sein Sohn ausgerechnet für die verhasste Konkurrenz arbeiten wollte.
Aber vielleicht hat Amber doch recht, und sein Vater hat ihn geschickt, um Stress zu machen. Kannst du dir wirklich so sicher sein, dass er vertrauenswürdig ist?
Als sie nichts weiter sagte, verdunkelte sich Louis’ Miene. „Vielen Dank auch“, murmelte er; dann wandte er sich ab und ging.
Dieses Mal hielt Daphne ihn nicht zurück.
Das Burger Shack war gerappelt voll, als Daphne das Diner am selben Abend betrat. Sie entdeckte Tom Levin an der Bar und wappnete sich gegen eine neue verbale Attacke. Doch er beschränkte sich dieses Mal darauf, sie mit feindseligen Blicken zu traktieren.
Daphne beschloss, ihn einfach zu ignorieren. Sie war einfach zu geschafft für irgendwelche sinnlosen Diskussionen. Nach dem Unfall, der ja zum Glück glimpflich ausgegangen
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