Mystery Thriller Band 224
Flyer, den sie in der Hand hielt, richtig professionell aus: Auf der Vorderseite prangte ein Foto von Daphne alias Rii und Jack im Kostüm seines Alter Ego, dem Dieb Finnrik, den Platz auf der Rückseite nahm eine kurze Beschreibung ein, was man sich unter einem LARP vorstellen musste.
Sie nickte. Alles war genau so, wie sie es sich vorgestellt hatte. „Wahnsinn!“, sagte sie anerkennend. „Die sehen wirklich gut aus. Wenn wir die überall in Deadman’s verteilen, kann doch praktisch gar nichts schiefgehen. Werbung und Aufklärung in einem – was will man mehr?“ Sie sah ihre Freunde an. „Ich schlage also vor, dass wir jetzt Nina und Emma abholen und wir Mädels dann die Flyer verteilen, während Jack und Louis …“
„Louis?“ Amber sah sie verständnislos an. „Wieso Louis?“
Daphne biss sich auf die Unterlippe. Sie hatte eigentlich vorgehabt, ihrer Freundin die Neuigkeiten schonender beizubringen, aber jetzt war es ihr einfach rausgerutscht. „Ja, darüber wollte ich noch mit euch sprechen“, sagte sie nun und suchte nach den passenden Worten. „Ich habe Louis gestern Abend im Diner getroffen und mich mit ihm unterhalten. Hört mal, er war echt total down und hat immer wieder beteuert, dass er mit der Sache nichts zu tun hat. Er …“
„Und du glaubst ihm?“ Fassungslos starrte Amber sie an. „Hör mal, der Typ ist der Sohn von …“
„Ich weiß , wer er ist!“, unterbrach Daphne die Freundin ärgerlich. Sie runzelte die Stirn. Sie mochte Amber, verstand sich blendend mit ihr – aber diese Vorurteile nervten sie. Vor allem, weil Amber und Jack doch eigentlich gar nicht so waren. Woran lag es also, dass sie sich im Augenblick derart ungerecht verhielten?
Sie sah die beiden nacheinander an. „Leute, was ihr hier macht, ist falsch. Louis ist nicht sein Vater. Die beiden haben wohl schon lange Probleme miteinander. Und Louis heißt nicht gut, was sein alter Herr tut. Also jetzt nehmt euch bitte mal zusammen und denkt darüber nach. Zumal selbst die Polizei sagt, dass es sich bei der Sache mit dem Kronleuchter um einen Unfall gehandelt hat.“
Einen Moment lang herrschte Stille. Jack sah seine Freundin wissend an, dann sagte er zu ihr: „Ich denke, ich lass euch beide jetzt mal ein bisschen allein und geh schon mal vor zum Haus.“ Er hauchte Amber einen Kuss auf die Wange, nahm seine Jeansjacke von der Garderobe und nickte Daphne zu, bevor er sich auf den Weg machte.
Sobald die Mädchen allein waren, sagte Daphne: „Also, was ist los mit dir? Was hat das alles zu bedeuten? Warum seid ihr so gegen Louis?“
Amber zögerte, dann zuckte sie mit den Schultern. „Du hast ja recht, dass es nicht ganz fair ist. Jack hat mir gestern Abend auch schon die Leviten gelesen. Es ist nur … Hör zu, du bist meine Freundin, und ich mag dich wirklich. Deshalb will ich auch nur das Beste für dich.“
„Und das Beste ist?“
„Jedenfalls nicht Louis. Mensch, ich hab doch gleich gemerkt, dass du dich Hals über Kopf in den Typen verknallt hast. Aber er ist nicht gut für dich, Daphne. Über den Typen wird so viel geredet, dass …“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber du hast ja recht. Erstens geht es mich wirklich nichts an, und zweitens ist es für gewöhnlich wirklich nicht meine Art, den Moralapostel zu spielen und andere Leute vorzuverurteilen. Es ist halt nur so, dass sein Vater wirklich alles versucht, uns das Leben schwer zu machen, und irgendwie traue ich Louis nicht über den Weg. Aber vielleicht täusche ich mich ja auch.“
„Du gibst ihm also eine Chance?“, fragte Daphne hoffnungsvoll.
Amber grinste schief. „Bleibt mir denn was anderes übrig?“
Daphne fiel der Freundin um den Hals. „Danke, das rechne ich dir echt hoch an. Und nun zieh dich endlich an, damit wir los können. Die Flyer warten doch quasi darauf, endlich ausgeteilt zu werden!“
Für den Mittag hatten die Mädchen, die sich zum Verteilen der Flugblätter getrennt hatten, das Burger Shack als Treffpunkt vereinbart, um eine Pause einzulegen und eine vorläufige Bilanz zu ziehen. Nina und Emma warteten bereits vor dem Diner, als Daphne eintraf. Von Amber war noch nichts zu sehen.
„Na, wie ist es bei euch gelaufen?“, fragte Daphne frustriert. Der Vormittag war für sie eine einzige Enttäuschung gewesen. Sie hatte sich alles ganz easy vorgestellt: Allen Leuten, denen sie begegnete, einen Flyer in die Hand drücken und gleich ganze Stapel in verschiedenen Läden auslegen. Doch jetzt war ihr Rucksack, den
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