Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz
hineinhüllt. »Ey, sieh dir das an!«, sagt es zu seiner Freundin. »Jetzt bin ich Aria Rose. Seh ich nicht atemberaubend aus in meinem hübschen Fummel?«
»Lass mich auch mal«, sagt das andere Mädchen und nimmt seiner Freundin den Mantel weg. »Oh, là, là! Ich bin Aria Rose. So hübsch. So wichtig. Blablabla, kotz.«
Alle lachen. Ich versuche cool zu bleiben, aber eine Stimme in meinem Kopf schreit, dass etwas Schreckliches passieren wird. »Sehr lustig«, sage ich. »Kann ich jetzt weiter? Ich bin spät dran. Jemand … ich werde erwartet. Man wird mich bald suchen.«
» Man? «, fragt Darko und entblößt dabei seine Zähne. »Du meinst wohl deinen Verlobten. Weißt du eigentlich, was für eine Ratte der ist? Was für Tiere die alle sind?«
Der große Junge packt mein Handgelenk. »Eure Familien sind schuld daran, dass meine Eltern so arm sind. Wir haben kaum was zu essen.« Er zieht einen langen, silbrigen Gegenstand unter seinem Hemd hervor. »Hast du schon mal Bauchweh gehabt vor lauter Hunger? Weißt du, wie schlimm das ist?«
Ich will mich von ihm losreißen, aber die beiden anderen Jungen halten mich fest. Langsam dreht der Große meinen Arm um. Er zieht das gezackte Stück Metall über die Haut zwischen meinem Ellbogen und meinem Handgelenk und lässt die Klinge über meiner Schlagader verharren. Ich beginne zu zittern.
»Bitte!«, flehe ich.
Er leckt sich mit seiner dicken, feuchten Zunge über die Lippen. »Bitte was?«
»Tu mir nicht weh.«
Er legt den Kopf zur Seite und wirkt beinahe verwirrt. Dann drückt er das Metall tief in meinen Arm.
Ich schreie und muss hilflos mit ansehen, wie Blut an meinem Arm hinunterläuft und sich in meiner Hand sammelt.
Er reißt das Messer zurück und hält es ins Licht. Mein Blut klebt an der Klinge. »Huch!«, sagt der Junge und lacht. »Bin wohl abgerutscht.«
Ich schließe die Augen und versuche den Schmerz allein durch die Kraft meines Willens zu unterdrücken. Ich werde hier sterben. Ich werde hier sterben, weil ich so dumm bin.
Eine Windböe trifft meine Wange. Ich öffne die Augen und plötzlich ist alles anders: Mein Angreifer geht zu Boden und der Druck auf meinem Arm lässt nach. Ein grüner Lichtstrahl zischt vorbei, fast zwei Fuß lang und nicht mehr als einen Finger breit. Der Strahl spaltet die Luft und ein schrilles Klingeln ertönt in meinen Ohren. Dann ein zweiter Lichtstrahl. Er trifft einen der anderen Jungen, den mit den rostbraunen Augen. Er weicht zurück und fällt auf den Gehsteig.
Erst jetzt sehe ich, dass die Lichtstrahlen mit einem weiteren Jungen verbunden sind. Das muss mystische Energie sein – und der Fremde demnach einer der aufständischen Mystiker. Ein Illegaler, der sich nicht hat registrieren lassen, um seine magische Kraft zu behalten.
Die Mädchen weichen zurück und drehen sich um. Ich höre ihre Schuhe über das Pflaster klacken. Die mystischen Strahlen erzeugen ein Schwirren. Ihr Grün ist so grell, dass es mich beinahe blendet. Der Mystiker schiebt sich schützend zwischen mich und Darko, der seine Waffe aufgehoben hat und damit in der Luft herumfuchtelt.
»Kämpf wie ein Mann, nicht wie ein Freak!«, schreit Darko.
Der Mystiker lacht nur und wirft den Arm in die Luft. Die Strahlen schießen hinauf in den Himmel; aus jeder Hand kommen zwei Strahlen, die sich zu einem dickeren verbinden; zwei Lichtschwerter sind entstanden, unten breiter als oben. Die pulsierende magische Energie lässt den Himmel erglühen und hüllt Darko, seinen Kumpan und die stumme Kulisse der Häuser in einen grünlichen Schein.
Ich bin wie gebannt. Beinahe vergesse ich, dass mein Arm blutet. Der Anblick ist so überwältigend, dass selbst Darko aufhört herumzufuchteln und nach oben schaut.
In diesem Augenblick schlägt der Mystiker zu. Im Bruchteil einer Sekunde holt er die Strahlen aus dem Himmel zurück zur Erde. Ein Summen ist zu hören, das mich an die Glühwürmchen erinnert, die Kyle und ich als Kinder auf dem Dach gefangen und uns dann ans Ohr gehalten haben. Das Geräusch muss die ganze Tiefe erfüllen.
Darko erwischt es an der Brust. Er wird meterhoch in die Luft geschleudert und rudert dabei wild mit den Armen. Als er auf den Boden aufschlägt, höre ich das abscheuliche Knacken von Knochen.
Dem anderen Jungen steht das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Er will weglaufen, aber der Strahl des Mystikers trifft ihn am Rücken – ein Donnerknall ertönt und der Junge fliegt auf die Straße.
Erst jetzt bemerke ich, dass
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