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Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Titel: Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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Straßen zu entfliehen. Aber das war vor der Klimakatastrophe, ehe der Meeresspiegel anstieg und der Park zehn Meter unter dem Wasser begraben wurde. Noch vor der Überschwemmung wurde der Central Park zum Getto für Mystiker erklärt und mit einer Mauer eingefasst. Die Gebäude sind schwer heruntergekommen, doch die hohe Steinmauer mit ihren rostigen Toren schirmt dieses Elend vor den Blicken der restlichen Stadtbewohner ab. Eine unmissverständliche Trennung: Mystiker gehören in den Block, alle anderen leben draußen.
    Sobald wir am Prächtigen Block vorbei sind, ragen die Gebäude wieder weit in die Höhe, und nachdem wir einige weitere Straßen gekreuzt haben, hält der Gondoliere an einem erhöhten Gehsteig. Er schlingt ein Tau um einen Pfosten und zieht das Boot aufs Trockene, wobei es leicht am Gehsteig entlangschrammt.
    »Hier, Miss«, sagt er. Ich reiche ihm einige Münzen und er hilft mir von meinem Platz auf.
    Es ist noch dunkler geworden, nur das gedämpfte Licht der zahlreichen Mystikertürme breitet sich über die Gegend aus. Ich bleibe im Schatten, um mein Gesicht zu verbergen. Die armen Leute hier in der Tiefe hassen die Roses- und die Fosters-Familie gleichermaßen. Viele von ihnen würden mich sicher nur allzu gerne tot sehen.
    Hier in der Foster-Zone gibt es Gehsteige, die, während der Wasserpegel kontinuierlich anstieg, zu steil aufragenden Kais ausgebaut wurden. Aber sie wurden von den Bürgern selbst errichtet, nicht von der Stadtverwaltung. Deshalb sind sie uneben und schäbig. Man kann kaum auf ihnen laufen.
    Ich erreiche die Park Avenue und stelle fest, dass sich das AP -Terminal auf der anderen Kanalseite befindet. Aber einen Block entfernt gibt es eine Fußgängerbrücke. Ich blicke zu den hellen Türmen hinauf, der Residenz der Fosters. Gerade will ich die Stufen der Brücke hinaufsteigen, als ich von einer Gruppe aufdringlicher Teenager gestoppt werde.
    Es sind vier breitschultrige, dicke Jungen in Grau und Schwarz und zwei Mädchen, die ich im Schatten eines bröckelnden, verlassenen Hauses auf den ersten Blick nicht entdeckt habe. Die Gesichter wirken blass und ausgemergelt, ihre Wangen sind eingefallen und ihre Haut glänzt wächsern, so als hätten diese Jungen und Mädchen seit Tagen nichts gegessen.
    Auf der verblichenen Markise über ihren Köpfen steht BROWERS . Irgendein Laden, der allerdings, wie die spinnennetzförmigen Risse in den Scheiben verraten, seit Jahren geschlossen ist.
    Ein Junge, etwas größer als die anderen, mit rostrotem Haar und trübem Blick, grinst breit. »Was guckst du?« Er geht auf mich zu, die anderen folgen. Die Mädchen starren mich bloß an.
    »Stumm oder was?«, fragt ein anderer Junge. Sie lachen.
    Meine Hände zittern. »Ich möchte nur passieren. Bitte.« Ich bemühe mich, höflich zu sein. Aber Höflichkeit ist genau der falsche Ansatz, muss ich sofort feststellen. Denn sie gibt mich als Horstbewohnerin zu erkennen.
    » Passieren? «, wiederholt der Junge mit gekünstelt hoher Stimme. Er lacht schallend. »Was willst du denn hier unten? Stic?« Er holt ein Fläschchen hervor, das mit grünen Elektropillen gefüllt ist. »Guter Stoff. Garantiert. Fünfzig für zwei.«
    Stic. Einerseits bin ich neugierig auf die Pillen. Ich möchte sie mir aus der Nähe ansehen, vielleicht hilft das ja meinem Gedächtnis auf die Sprünge. Aber diesem Typ hier traue ich nicht. »Nein«, antworte ich deshalb. Höflichkeit, ade. Ich muss hart klingen. »Lass mich jetzt durch.«
    Einer der Jungen tritt zur Seite. In meiner Eile, an diesen Gestalten vorbeizukommen, rutscht mir die Kapuze vom Kopf, und zwar ausgerechnet, als einer der Mystikertürme in der Umgebung aufleuchtet. Mein Gesicht wird angestrahlt und den beiden Mädchen bleibt die Spucke weg.
    »Aria Rose!«, sagt eines von ihnen.
    »Das ist echt abgefahren«, flüstert das andere. »Total krass.«
    »Nein, ihr irrt euch«, sage ich und ziehe die Kapuze wieder über.
    »Ich würde dich überall erkennen.« Sie ruft einen der Jungen herbei. »Darko!«
    Ich haste die Stufen hinauf, aber zu spät: Jemand kommt mir nach. Der Mantel wird mir vom Leib gerissen und die Jungen umzingeln mich.
    »Ja, wen haben wir denn da?«, sagt der Kleine, den sie Darko nennen. Er stupst den Großen mit dem Ellbogen an und grinst. »Müsstest du denn nicht längst im Bett sein, Süße? Weiß dein Daddy, dass du hier unten rumspazierst?«
    Ich greife nach meinem Mantel, doch er wirft ihn einem der Mädchen zu, das sich sofort

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