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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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hübschen Mann mit einer Stimme entwickelt, der man die ganze Nacht lauschen wollte, und mit einem Blick, der einen langsam auszuziehen schien.
    Mein Gott noch mal. Wie sollte sie das schaffen? Sie brauchte Zeit. Sie brauchte Zeit, um nachzudenken, allein zu sein und die Lage zu analysieren. Das Kleid eines toten Mädchens, das ihr vom Rücksitz entgegenleuchtete, und einen Bullen, der sie über das Auto hinweg mit einem einlullenden Schlafzimmerblick anstarrte, konnte sie nicht gebrauchen.
    »Ich hab geschlafen«, sagte sie.
    »Hm?«
    »Ich hab geschlafen«, wiederholte sie. »Samstagnacht, als Dave nach Hause kam. Ich war schon im Bett.«
    Der Bulle nickte. Er lehnte sich wieder gegen das Auto und schlug mit den Händen auf das Dach. Er schien zufrieden. Er machte den Eindruck, als seien all seine Fragen beantwortet. Ihr fiel wieder ein, dass sein Haar sehr dicht gewesen war und dass er oben am Scheitel zwischen den hellbraunen Haaren fast karamellfarbene Strähnen besaß. Sie erinnerte sich, dass sie damals gedacht hatte, er würde sich nie Sorgen machen müssen, eine Glatze zu bekommen.
    »Celeste«, sagte er mit seiner rauchigen Bernsteinstimme. »Ich glaube, Sie haben Angst.«
    Celeste hatte das Gefühl, als schließe sich eine schmutzige Hand um ihr Herz.
    »Ich glaube, Sie haben Angst, und ich glaube, dass Sie was wissen. Ich möchte, dass Sie wissen, dass ich auf Ihrer Seite stehe. Auch auf Daves Seite. Aber mehr auf Ihrer, weil Sie, wie gesagt, Angst haben.«
    »Ich hab keine Angst«, brachte sie hervor und öffnete die Fahrertür.
    »O doch!«, entgegnete Sean und machte einen Schritt nach hinten, während sie einstieg und kurz darauf die Straße hinunterfuhr.

19 WAS SIE SEIN WOLLTEN
    Als Sean in die Wohnung zurückkam, stand Jimmy im Flur und sprach in ein schnurloses Telefon.
    »Ja«, sagte Jimmy, »ich denk an die Fotos. Vielen Dank«, und legte auf. Er schaute Sean an. »Reeds Bestattungsinstitut«, erklärte er. »Sie haben sie aus der Gerichtsmedizin geholt und meinten, ich könnte jetzt mit ihren Sachen vorbeikommen.« Er zuckte mit den Schultern. »Du weißt schon, noch ein paar Dinge wegen der Messe klären, so was.«
    Sean nickte.
    »Hast du deinen Block geholt?«
    Sean klopfte auf seine Tasche. »Hier.«
    Jimmy pochte mit dem schnurlosen Telefon auf seinen Oberschenkel. »Hm, ich denke, ich geh mal besser rüber ins Bestattungsinstitut.«
    »Du siehst aus, als könntest du ein bisschen Schlaf vertragen, Mann.«
    »Nee, geht schon.«
    »Na gut.«
    Als Sean an ihm vorbeigehen wollte, sagte Jimmy: »Ob ich dich wohl um einen Gefallen bitten kann?«
    Sean blieb stehen. »Klar.«
    »Dave geht wahrscheinlich gleich, um Michael nach Hause zu bringen. Ich weiß ja nicht, wie dein Dienstplan aussieht, aber ich dachte, du könntest Annabeth vielleicht ein bisschen Gesellschaft leisten. Nur damit sie nicht allein ist, verstehst du? Celeste kommt gleich zurück, dauert also nicht lange. Ich meine, Val ist mit den Mädchen und seinen Brüdern ins Kino gegangen. Es ist also keiner im Haus und ich weiß, dass Annabeth ins Bestattungsinstitut nicht mitkommen will, deshalb dachte ich, weiß nicht, ich meinte …«
    »Kein Problem«, antwortete Sean. »Ich sag nur kurz dem Sergeant Bescheid, aber unsere Schicht war sowieso schon vor ein paar Stunden vorbei. Ich sprech mit ihm, okay?«
    »Lieb von dir.«
    »Schon gut.« Sean steuerte auf die Küche zu und hielt dann inne. »Ähm, ich muss dich eigentlich noch was fragen.«
    »Was denn?«, fragte Jimmy und bekam diesen müden Knackiblick.
    Sean stellte sich vor Jimmy. »Wir haben mehrere Aussagen vorliegen, dass du ein Problem mit diesem Jungen hast, von dem du heute Morgen gesprochen hast, diesem Brendan Harris.«
    Jimmy zuckte mit den Schultern. »Eigentlich nicht. Er ist mir einfach egal.«
    »Warum?«
    »Keine Ahnung.« Jimmy steckte das Telefon in seine Hosentasche. »Mit manchen Leuten kommt man einfach nicht zurecht, weißt du?«
    Sean trat nah an Jimmy heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Er ging mit Katie, Jim. Sie wollten zusammen durchbrennen.«
    »Blödsinn!«, sagte Jimmy, den Blick auf den Boden gerichtet.
    »Wir haben Prospekte von Las Vegas in ihrem Rucksack gefunden, Jim. Wir haben herumtelefoniert und herausgefunden, dass sie unter ihren eigenen Namen bei der TWA reserviert hatten. Brendan Harris hat das bestätigt.«
    Jimmy schüttelte Seans Hand ab. »Hat er meine Tochter umgebracht?«
    »Nein.«
    »Hundertprozentig nicht?«
    »So

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