Mystic River
Wagentür, griff hinein und entriegelte die Hintertür. Dann legte sie das Kleid vorsichtig auf den Rücksitz. Als sie die Hintertür wieder zuschlug, schaute sie über das Wagendach und sah Sean die Haustreppe herunterkommen. Sean bemerkte die pure Angst in ihrem Gesicht, den Blick eines Menschen, der erwartet, vom Bus überfahren zu werden. In diesem Moment.
Er konnte es subtil oder direkt angehen, aber ein Blick auf ihr Gesicht verriet ihm, dass Direktheit seine einzige Chance war. Er musste sie packen, solange sie aus irgendeinem Grund aus dem Gleichgewicht war.
»Celeste«, sagte er, »ich wollte Sie nur kurz was fragen.«
»Mich?«
Er nickte, trat ans Auto und legte die Hände aufs Dach. »Um wie viel Uhr kam Dave am Samstag nach Hause?«
»Was?«
Er wiederholte die Frage, ohne sie aus den Augen zu lassen.
»Warum interessieren Sie sich dafür, was Dave Samstag gemacht hat?«, fragte sie.
»Aus keinem besonderen Grund, Celeste. Wir haben Dave heute ein paar Fragen gestellt, weil er zur gleichen Zeit wie Katie im McGilis war. Ein paar Antworten von Dave passten nicht zusammen und das gibt meinem Kollegen zu denken. Ich glaub eigentlich nur, dass sich Dave an dem Abend ein paar zu viel genehmigt hat und sich nicht mehr genau erinnern kann. Aber mein Kollege, der nervt mich richtig damit. Ich muss also einfach wissen, um welche Uhrzeit er genau nach Hause kam, damit mir mein Kollege nicht mehr damit in den Ohren liegt und wir uns darauf konzentrieren können, Katies Mörder zu finden.«
»Glauben Sie, dass es Dave war?«
Sean machte einen Schritt zurück und schaute sie aus dem Augenwinkel an. »Ich habe nichts dergleichen gesagt, Celeste. Mensch, warum sollte ich auf so eine Idee kommen?«
»Hm, keine Ahnung.«
»Aber Sie haben es gesagt.«
»Was?«, fragte Celeste. »Worüber sprechen wir jetzt? Ich bin völlig durcheinander.«
Sean lächelte sie aufmunternd an. »Je eher ich weiß, wann Dave zu Hause war, desto schneller kann ich meinen Kollegen überzeugen, sich um andere Sachen zu kümmern als um Lücken in der Geschichte Ihres Mannes.«
Einen Augenblick lang sah sie aus, als würde sie sich vor das nächste vorbeifahrende Auto werfen. Sie wirkte so verlassen, so verwirrt, dass Sean dasselbe unbändige Mitleid für sie empfand wie oft für ihren Mann.
»Celeste«, begann er und wusste, dass Whitey ihm eine Sechs auf seinen Bericht geben würde, wenn er gehört hätte, was Sean jetzt sagte: »Ich glaube, dass Dave nichts getan hat. Das schwöre ich. Aber mein Kollege glaubt es und er ist mein Vorgesetzter. Er entscheidet, welche Richtung die Ermittlungen einschlagen. Sagen Sie mir, wann Dave nach Hause kam, dann ist es gut. Dann braucht sich Dave keine Gedanken mehr über uns machen.«
»Aber Sie haben sein Auto gesehen«, antwortete Celeste.
»Was?«
»Ich hab Sie eben reden hören. Sein Auto wurde in der Nacht, als Katie ermordet wurde, vor dem Last Drop gesehen. Ihr Kollege glaubt, Dave hätte Katie umgebracht.«
Verflucht! Sean konnte es nicht glauben.
»Mein Kollege will sich Dave etwas näher ansehen. Das ist nicht dasselbe. Wir haben keinen Verdächtigen, Celeste. Ja? Wir haben keinen. Wir haben nur Lücken in Daves Geschichte entdeckt. Wenn wir die schließen können, ist es gut und Schluss damit. Keine Sorge.«
Er wurde ü berfallen, wollte Celeste sagen. Er kam voller Blut nach Hause, aber nur weil jemand versucht hat, ihn zu ü berfallen. Er wollte es nicht. Auch wenn ich glaube, dass er es vielleicht getan hat, wei ß ein Teil von mir, dass Dave nicht so einer ist. Ich schlafe mit ihm. Ich habe ihn geheiratet. Ich w ü rde keinen M ö rder heiraten, du Schei ß bulle.
Sie versuchte sich an ihren Vorsatz zu erinnern, ruhig zu bleiben, wenn die Polizei ihr Fragen stellte. Als sie in der Nacht das Blut aus Daves Sachen gewaschen hatte, da hatte sie doch einen Plan entworfen, wie sie mit ihm umgehen wollte. Aber zu dem Zeitpunkt hatte sie nicht gewusst, dass Katie tot war und dass die Bullen Erkundigungen darüber einholen würden, inwieweit Dave in Katies Tod verwickelt war. Wie hätte sie das vorhersehen sollen? Und dieser Bulle, der war so aalglatt, so kess und charmant. Er war nicht der graue Typ mit Kater und Bierbauch, den sie erwartet hatte. Er war ein alter Freund von Dave. Dave hatte ihr erzählt, dass dieser Mann, Sean Devine, damals mit ihm und Jimmy Marcus auf der Straße gewesen war, als Dave entführt worden war. Und er hatte sich zu einem großen, schlauen,
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