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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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fährt zurück und stößt auf diesen Typen. Er entführt sie und zwingt sie, zurück zum Pen-Park zu fahren, und dann erst läuft es so, wie die Bullen meinen.«
    Val ließ seinen leeren Kaffeebecher von einer Hand in die andere wandern. »Schon möglich. Aber warum ist sie zurück zum Last Drop?«
    »Keine Ahnung.« Sie gingen zum Mülleimer und warfen die Becher weg. Jimmy fragte: »Was ist mit dem Sohn von Einfach Ray, habt ihr da was rausgekriegt?«
    »Wir haben uns ganz allgemein umgehört. Wie es aussieht, ist der Junge eine graue Maus. Hat nirgendwo Ärger. Wenn der nicht so gut aussehen würde, wüsste wahrscheinlich keiner, dass es ihn überhaupt gibt. Eve und Diane sagen beide, dass er sie liebte, Jim. Und zwar so richtig. Eine Liebe, wie es sie nur einmal im Leben gibt. Ich nehm ihn mir zur Brust, wenn du willst.«
    »Lass erst mal gut sein!«, winkte Jimmy ab. »Halt die Augen auf, bis ich dir Bescheid gebe. Versucht, diesen Vincent zu finden!«
    »Ja, gut.«
    Jimmy öffnete die Beifahrertür und merkte, dass Val ihn über das Autodach hinweg ansah, dass er ihm etwas verschwieg, hin- und herüberlegte.
    »Was?«
    Val blinzelte in die Sonne und grinste. »Hm?«
    »Du willst doch was sagen. Stimmt’s?«
    Val senkte den Kopf und legte die Arme auf das Autodach. »Ich hab heute Morgen was gehört. Kurz bevor wir losgefahren sind.«
    »Ja?«
    »Ja«, erwiderte Val und schaute einen Moment lang zum Donut-Laden hinüber. »Hab gehört, dass die beiden Bullen schon wieder bei Dave Boyle waren. Du weißt schon, Sean aus dem Point und sein Kollege, der Dicke.«
    Jimmy sagte: »Dave war an dem Abend im McGills, ja. Sie haben wahrscheinlich einfach vergessen, ihn was zu fragen, und mussten noch mal hin.«
    Val wandte den Blick vom Laden ab und sah Jimmy in die Augen. »Sie haben ihn mitgenommen, Jim. Verstehst du? Er musste sich hinten reinsetzen.«
     
    Marshall Burden betrat während der Mittagspause das Morddezernat, schob sich durch die kleine Pforte am Empfangstresen und rief Whitey zu: »Wolltet ihr mit mir reden?«
    »Ja«, sagte Whitey. »Kommen Sie rüber!«
    Marshall Burden wurde im kommenden Jahr dreißig und sah auch so aus. Er hatte die milchigen Augen eines Mannes, der die Welt und sich selbst besser kennen gelernt hatte, als jedem lieb war, und er hatte eine schlaffe Körperhaltung, als würde er sich lieber rückwärts als vorwärts bewegen, als lägen seine langen Gliedmaßen mit seinem Kopf im Clinch und sein Kopf wolle einfach nur raus aus der Sache. Seit sieben Jahren war er Chef der Asservatenkammer, davor war er jedoch einer der Cracks bei der Polizei gewesen, war für die freie Stelle des Colonels gehandelt worden, hatte sich ohne einen Fleck auf der Weste von Betäubungsmitteln über Mord zu Kapitalverbrechen hochgearbeitet, bis er eines Tages, so erzählte man sich, mit Angst aufwachte. Es war eine Krankheit, die normalerweise V-Leute befiel, verdeckte Ermittler, manchmal auch die Männer von der Autobahnpolizei, die plötzlich kein einziges Auto mehr anhalten können, weil sie überzeugt sind, der Fahrer habe eine Pistole in der Hand und nichts zu verlieren. Aber Marshall Burden bekam die Krankheit, wurde der Letzte, der zur Schicht eintrudelte, schleppte sich zu Einsätzen, blieb in Treppenhäusern plötzlich stehen, während alle anderen weitergingen.
    Er setzte sich an Seans Schreibtisch, verbreitete den Geruch faulen Obstes und blätterte durch die bis März zurückreichenden Blättchen des Abreißkalenders von Sporting News, den Sean dort stehen hatte.
    »Devine, ja?«, fragte er, ohne aufzusehen.
    »Ja«, bestätigte Sean. »Freut mich. Wir haben einiges von Ihnen auf der Polizeiakademie gelesen.«
    Der Marshall zuckte mit den Schultern, als wäre ihm seine Vergangenheit peinlich. Er blätterte weiter. »Was gibt’s, Leute? Muss in einer halben Stunde zurück sein.«
    Whitey schob seinen Schreibtischstuhl zu Marshall Burden hinüber. »Sie haben Anfang der Achtziger zusammen mit dem FBI in einer Einsatzgruppe gearbeitet, ja?«
    Burden nickte.
    »Sie haben damals einen kleinen Fisch namens Raymond Harris hochgenommen, der auf einem Rastplatz bei Cranston, Rhode Island, einen ganzen Lkw voll Trivial Pursuit gestohlen hatte.«
    Burden grinste über einen der witzigen Sprüche im Kalender. »Ja. Der Lkw-Fahrer ging pinkeln, wusste ja nicht, dass er beobachtet wurde. Dieser Harris knackte den Laster und fuhr los, aber der Fahrer rief uns, es ging sofort über Funk, in Needham haben wir

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