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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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ihn geschnappt.«
    »Aber Harris wurde laufen gelassen«, sagte Sean.
    Buden schaute zum ersten Mal zu ihm auf und Sean sah Angst und Selbsthass in den milchigen Augen und hoffte, niemals an dem zu erkranken, was Burden hatte.
    »Er durfte nicht gehen«, erklärte Burden, »er hat ausgepackt. Er hat den Typen verpfiffen, der ihn mit dem Lkw-Ding beauftragt hatte, ein Mann namens Stillson, glaube ich. Ja, Meyer Stillson.«
    Sean hatte schon von Burdens – angeblich fotografischem – Gedächtnis gehört, aber mitzuerleben, wie er sich an etwas erinnerte, das achtzehn Jahre zurücklag, und ihm Namen so schnell einfielen, als hätte er sie gestern das letzte Mal erwähnt, war demütigend und deprimierend. Der Mann hätte seinen Weg machen können, verflucht noch mal.
    »Er hat gesungen und das war’s?«, fragte Whitey.
    Burden runzelte die Stirn. »Harris war aktenkundig. Er wurde nicht einfach laufen gelassen, weil er uns den Namen seines Bosses nannte. Nein. Die Jungs von der Abteilung für Bandenkriminalität beim Boston Police Department wollten Infos über einen anderen Fall haben und da machte er auch den Mund auf.«
    »Und wen hat er verpfiffen?«
    »Den Chef der Rester Street Boys, Jimmy Marcus.«
    Whitey schaute Sean mit hochgezogener Augenbraue an.
    »Das war nach dem Tresorraumüberfall, oder?«, fragte Sean.
    »Was für ein Tresorraumüberfall?«, wollte Whitey wissen.
    »Für den Jimmy gesessen hat«, erklärte Sean.
    Burden nickte. »Er und noch einer überfielen an einem Freitagabend den Tresorraum der Bostoner Verkehrsbetriebe. In zwei Minuten rein und wieder raus. Sie wussten, wann die Wachen Schichtwechsel hatten. Sie wussten genau, wann das Bargeld eingetütet wurde. Zwei standen draußen auf der Straße, die den Wagen von Brinks aufhielten, als das Geld abgeholt werden sollte. Sie waren superschlau, kannten sich hervorragend aus, sie mussten jemanden in dem Laden gehabt haben oder einer von ihnen hatte in den letzten ein, zwei Jahren mal für die Firma gearbeitet.«
    »Ray Harris«, sagte Whitey.
    »Genau. Uns lieferte er Stillson und der Bostoner Polizei die Rester Street Boys.«
    »Alle?«
    Burden schüttelte den Kopf. »Nein, nur Marcus, aber der war der Kopf. Schneidet man den Kopf ab, stirbt der Rest, oder? Am Morgen vor der Parade am Saint Patrick’s Day schnappte die Bostoner Polizei ihn, als er aus einem Lagerhaus kam. Das war der Tag, an dem sie die Beute aufteilen wollten, deshalb hatte Marcus einen Koffer voller Geld bei sich.«
    »Einen Moment mal«, unterbrach Sean, »hat Ray Harris vor Gericht ausgesagt?«
    »Nein. Marcus hatte mit seinen Jungs einen Deal ausgehandelt, lange bevor der Fall vor Gericht kam. Er hielt dicht, verriet keinen und nahm die Strafe allein auf sich. Der ganze andere Scheiß, der bekanntermaßen auf sein Konto ging, konnte ihm nicht bewiesen werden. Damals war er neunzehn oder so. Vielleicht zwanzig. Schon mit siebzehn war er Boss dieser Bande geworden und man hatte ihn nicht ein einziges Mal festnehmen können. Die Staatsanwaltschaft ließ sich auf zwei Jahre Bau plus drei Jahre Bewährung ein, weil sie wusste, dass seine Chancen gut standen, nicht verurteilt zu werden, wenn der Fall vor Gericht käme. Mir ist damals zu Ohren gekommen, dass die Leute von der Abteilung für Bandenkriminalität stinkig gewesen sein sollen, aber was hätten sie tun können?«
    »Also hat Jimmy Marcus nie erfahren, dass Ray Harris ihn ans Messer geliefert hat?«
    Burden schaute wieder vom Kalender auf und fixierte Sean, wobei Verachtung in seinem Blick lag. »Innerhalb von drei Jahren zog Marcus an die sechzehn große Brüche durch. Einmal hat er zwölf verschiedene Juweliere im Jeweler’s Exchange Building in der Washington Street nacheinander hochgenommen. Selbst heute weiß noch keiner, wie er das gemacht hat. Er hat an die zwanzig verschiedene Alarmanlagen lahm gelegt – Alarmanlagen, die den Alarm über Funk weiterleiteten, was damals eine vollkommen neue Technologie war. Und Jimmy war erst achtzehn! Können Sie sich das vorstellen? Achtzehn Jahre und er legt Alarmanlagen lahm, an denen vierzigjährige Profis scheitern. Der Bruch bei Keldar Technics? Da kam er mit seinen Leuten übers Dach, blockierte die Frequenzen der Feuerwehr und löste die Sprinkleranlage aus. Wir konnten es uns damals nur so vorstellen, dass sie unter der Decke hingen, bis die Sprinkleranlage einen Kurzschluss der Bewegungsmelder verursachte. Der Typ war ein verfluchtes Genie. Hätte er für die NASA

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