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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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aus dem T-Shirt und ließ es ins Waschbecken fallen. »Schatz, ich hab’s verbockt!«
    »Was? Wie?«
    Er sah sie an, verdrehte die Augen. »Der Kerl wollte mich überfallen, ja? Da … da hab ich ihm eine geknallt. Da hat er zugestochen.«
    »Du hast ‘nem Typ mit ‘nem Messer eine gescheuert, Dave?«
    Dave ließ das Wasser laufen, hielt den Kopf unter den Hahn und trank ein paar Schluck. »Ich weiß nicht, warum. Ich bin ausgeflippt. Wirklich, Baby, ich bin völlig ausgerastet! Hab diesen Typen fertig gemacht.«
    »Du …?«
    »Ich hab ihn erledigt. Ich hab nur noch rot gesehen, als ich das Messer im Bauch fühlte. Verstehst du? Ich hab ihn alle gemacht, hab mich auf ihn draufgehockt und bin ausgetickt, Baby.«
    »Dann war es also Selbstverteidigung?«
    Mit der Hand machte er eine »So lala« -Bewegung. »Ich glaub nicht, dass die Geschworenen das so sehen würden, um ehrlich zu sein.«
    »Das darf doch nicht wahr sein! Schatz«, sie nahm seine Hände in ihre, »erzähl mir ganz genau, was passiert ist!«
    Für den Bruchteil einer Sekunde war ihr schlecht, als sie ihm ins Gesicht schaute. Sie spürte etwas Lüsternes hinter seinen Augen, etwas Aufgeputschtes, sich selbst Feierndes. Es musste das Licht sein, sagte sie sich, das billige Neonlicht über seinem Kopf. Denn als er das Kinn auf die Brust sinken ließ und sie seine Hände streichelte, verschwand ihre Übelkeit und sein Gesicht wurde wieder normal – verängstigt, aber normal.
    »Ich geh zu meinem Auto«, sagte er und Celeste lehnte sich auf dem geschlossenen Toilettensitz zurück, während Dave vor ihr kniete, »und da kommt dieser Typ auf mich zu und fragt, ob ich Feuer hätte. Ich sage: ›Nein, ich rauche nicht.‹ Der Typ meint, er auch nicht.«
    »Er auch nicht?«
    Dave nickte. »Mein Herz fängt schon richtig an zu rasen. Denn außer uns beiden ist keiner in der Nähe. Und in dem Augenblick zieht er das Messer und sagt:
    ›Dein Geld oder dein Leben, du Wichser. Eins von beidem nehm ich mit.‹«
    »Das hat er gesagt?«
    Dave lehnte sich nach hinten und legte den Kopf schräg. »Warum?«
    »Nur so.« Celeste fand, dass der Satz irgendwie komisch klang, irgendwie so cool wie im Kino. Aber andererseits guckten heutzutage alle Kinofilme, vor allem wer Kabelfernsehen hatte. Vielleicht hatte sich der Räuber den Satz bei einem Filmräuber abgeguckt, hatte ihn bis spät in die Nacht vor dem Spiegel geübt, bis er glaubte, sich wie Wesley Snipes oder Denzel Washington anzuhören.
    »Dann ruf ich so was wie: ›Hey, hör auf.‹«, fuhr Dave fort, »›Lass mich einsteigen und nach Hause fahren.‹ Aber das war ein Fehler, denn da wollte er meine Autoschlüssel auch noch haben. Und ich bin einfach – keine Ahnung, Schatz – anstatt Schiss zu kriegen, bin ich ausgetickt. Angetrunkener Mut vielleicht, weiß ich nicht, ich versuch also, an ihm vorbeizukommen, und da schlitzt er mir mit dem Messer den Bauch auf.«
    »Ich dachte, du hättest ihn geschlagen.«
    »Celeste, kann ich bitte diese Scheißgeschichte erzählen?«
    Sie strich ihm über die Wange. »Tut mir Leid, Baby.«
    Er küsste ihre Hand.
    »Tja, hm, er schubst mich irgendwie rückwärts gegen das Auto und will mir eine kleben. Aber ich duck mich einfach unter dem Schlag weg und in dem Augenblick erwischt mich das Schwein. Ich merk das Messer in meinem Bauch und raste einfach aus. Ich hau ihm die Faust auf den Kopf, damit hat er nicht gerechnet. Er sagt so was wie: ›Wow, verdammte Scheiße!‹, und ich hol noch mal aus und treff ihn so seitlich am Hals. Er fällt hin. Das Messer springt weg und ich stürze mich auf ihn und, und, und …«
    Dave starrte auf die Wanne, den Mund geöffnet, die Lippen gespitzt.
    »Was?«, fragte Celeste, der noch immer nicht in den Kopf wollte, warum der Dieb Dave schlagen wollte, wenn er in der anderen ein Messer hielt. »Was hast du gemacht?«
    Dave drehte sich zu ihr um, schaute auf ihre Knie. »Ich bin völlig durchgedreht, Baby. Kann sein, dass ich ihn umgebracht hab. Ich hab seinen Kopf auf den Boden geknallt und das Gesicht zu Brei geschlagen, die Nase zertrümmert, alles. Ich war völlig von der Rolle, hatte einen Riesenschiss und konnte nur an dich und Michael denken, und dass ich vielleicht nicht lebend ins Auto gekommen wäre, dass ich auf so einem abgewichsten Parkplatz abgekratzt wär, nur weil so ‘n Crack-Nigger zu faul ist, sich sein beschissenes Geld selbst zu verdienen.« Er schaute ihr in die Augen und sagte noch einmal: »Kann sein, dass ich

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