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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Kneipe der vergangenen Nacht rochen und Dave und ihr Fragen stellten. Die Bullen wären höflich, aber einschüchternd. Und Dave und sie würden ebenfalls höflich, aber gelassen sein.
    Denn schließlich kam es auf die Spuren an. Und sie hatte die Spuren gerade den Küchenabfluss hinunter nach draußen in die dunklen Kanäle gespült. Am Morgen würde sie das Abflussrohr unter der Spüle abbauen und es genauso auswaschen, würde von innen Bleichmittel einziehen lassen und es dann wieder einbauen. T-Shirt und Jeans würde sie in einen Müllbeutel stopfen, ihn bis Dienstagmorgen verstecken und dann hinten auf den Müllwagen werfen, wo er zerquetscht und zermahlen und mit faulen Eiern, schimmeligem Hühnchen und altem Brot zusammengepresst würde. Das würde sie tun und sich größer, besser als sonst fühlen.
    »Man fühlt sich allein«, sagte Dave.
    »Wann?«
    »Wenn man jemandem wehtut«, sagte er leise.
    »Aber du hattest keine Wahl.«
    Er nickte. Seine Haut schien grau im Halbdunkel der Küche. Er wirkte jetzt noch jünger, wie frisch aus dem Schoß seiner Mutter. »Ich weiß. Wirklich. Aber trotzdem fühlt man sich allein. Man fühlt sich …«
    Sie strich ihm übers Gesicht und sein Adamsapfel trat hervor, als er schluckte.
    »Wie ein Monster«, sagte er.

5 ORANGE GARDINEN
    Um sechs Uhr am Sonntagmorgen, viereinhalb Stunden vor der Erstkommunion seiner Tochter Nadine, bekam Jimmy Marcus einen Anruf von Pete Gilibiowski aus dem Laden, der ihm mitteilte, die Kacke wäre schon mächtig am Dampfen.
    »Was?« Jimmy setzte sich im Bett auf und warf einen Blick auf den Wecker. »Mensch, leck mich … Pete, es ist sechs Uhr morgens! Wenn du und Katie um sechs nicht zurechtkommt, wie wollt ihr dann um acht klar kommen, wenn die Ersten aus der Kirche kommen?«
    »Das ist es ja, Jimmy. Katie ist nicht da.«
    »Wie bitte?« Jimmy schlug die Decke zurück und sprang aus dem Bett.
    »Sie ist nicht da. Halb sechs sollte sie hier sein, stimmt’s? Ich hab den Donut-Typen hinten am Hupen und ich hab noch keinen Kaffee fertig, weil …«
    »Hm … hm«, machte Jimmy, ging durch den Flur zu Karies Zimmer und spürte die kalte Luft im Haus an seinen Füßen, der frühe Maimorgen trug noch Spuren rauer Märznachmittage.
    »… weil, hier kam um zwanzig vor sechs eine Horde Bauarbeiter reingeplatzt, die hatten einen Zug durch die Gemeinde und ein Saufgelage im Park hinter sich und jede Menge Speed in der Birne. Die haben uns den gesamten kolumbianischen und französischen Kaffee weggesoffen. Die Deli-Ecke sieht aus, als hätte ‘ne Bombe eingeschlagen. Wie viel zahlst du den Jungen, die hier samtagsabends arbeiten, Jim?«
    »Hm … hm«, machte Jimmy wieder und stieß nach kurzem Anklopfen Katies Tür auf. Ihr Bett war leer und, was schlimmer war, gemacht, was bedeutete, dass sie nicht hier geschlafen hatte.
    »Weil, du musst ihnen entweder mehr zahlen oder diese unfähigen Penner auf die Straße setzen«, sagte Pete. »Ich musste noch ‘ne Stunde länger vorbereiten, bis ich überhaupt … Wie geht’s Ihnen, Mrs. Carmody? Der Kaffee ist aufgesetzt, dauert nicht mehr lange.«
    »Ich komme«, entschied Jimmy.
    »Außerdem sind die ganzen Sonntagszeitungen noch nicht ausgepackt, die Beilagen liegen noch oben drauf, das sieht hier aus wie …«
    »Ich hab gesagt, ich komme.«
    »Ah. Ohne Scheiß, Jim? Danke.«
    »Pete? Ruf Sal an, ob er eventuell schon um halb neun da sein kann statt um zehn.«
    »Ja.«
    Jimmy hörte ein Auto ununterbrochen hupen. »Und Pete, mach dem Sohn von Yser um Himmels willen die Tür auf, ja? Der wartet nicht den ganzen Tag mit seinen Donuts.«
    Jimmy legte auf und ging ins Schlafzimmer zurück. Annabeth saß im Bett, die Decke zur Seite geschlagen, und gähnte.
    »Der Laden?«, fragte sie und zog das Wort gähnend in die Länge.
    Er nickte. »Katie ist nicht gekommen.«
    »Ausgerechnet heute!«, sagte Annabeth. »Am Tag von Nadines Erstkommunion kommt sie nicht zur Arbeit. Was ist, wenn sie auch nicht zur Kirche kommt?«
    »Das schafft sie bestimmt.«
    »Ich weiß nicht, Jimmy. Wenn sie letzte Nacht betrunken war und die Schicht im Laden hat sausen lassen, dann weiß man nie …«
    Jimmy zuckte mit den Schultern. Mit Annabeth war nicht zu reden, wenn es um Katie ging. Was ihre Stieftochter betraf, kannte Annabeth nur zwei Einstellungen: frostig-verärgert oder in Hochstimmung, beste Freundinnen. Dazwischen gab es nichts und Jimmy wusste – mit einem gewissen Schuldgefühl –, dass diese Unstetigkeit

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