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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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ihn umgebracht hab, Schatz.«
    Er sah so jung aus. Die weit aufgerissenen Augen, das blasse, verschwitzte Gesicht, das Haar, das vor Schweiß, vor Angst und – war das Blut? – ja, vor Blut am Schädel klebte.
    Aids, fuhr es ihr durch den Kopf. Was, wenn der Typ Aids hatte?
    Nein, dachte sie dann. Konzentriere dich jetzt auf das Wesentliche. Konzentrier dich auf ihn.
    Dave brauchte sie. Das war ungewöhnlich. In dem Augenblick wurde ihr klar, warum sie sich allmählich Sorgen darüber machte, dass er sich nie beklagte. Wenn man sich bei jemandem beschwerte, dann bat man in gewisser Weise um Hilfe, bat diesen Menschen, in Ordnung zu bringen, was einen störte. Aber Dave hatte sie noch nie zuvor gebraucht, deshalb hatte er sich noch nie beschwert, nicht nachdem er den Job verloren hatte, nicht als Rosemary noch lebte. Aber als er jetzt vor ihr kniete und verzweifelt berichtete, er habe vielleicht einen Menschen umgebracht, da flehte er sie an, ihm zu sagen, dass es in Ordnung sei.
    Und das war es auch. Etwa nicht? Wenn man versucht, einen ehrlichen Bürger zu überfallen, hat man Pech gehabt, wenn das nicht nach Plan verläuft. Schade, wenn man dabei stirbt. Ich meine, tut mir Leid, dachte Celeste, aber hoppla, ist leider passiert. Mitgehangen, mitgefangen!
    Sie küsste ihren Mann auf die Stirn. »Baby«, flüsterte sie, »stell dich unter die Dusche! Ich kümmere mich um deine Sachen.«
    »Ja?«
    »Ja.«
    »Was hast du damit vor?«
    Sie hatte keine Ahnung. Verbrennen? Ja, aber wo? Nicht in der Wohnung. Blieb nur der Hof. Ziemlich schnell wurde ihr klar, dass es nicht unbemerkt bleiben würde, wenn sie nachts um drei ein kleines Lagerfeuer im Hof veranstaltete. Selbst mitten am Tag würde es auffallen.
    »Ich wasche sie.« Das war ihr gerade eingefallen. »Ich wasch sie ordentlich und steck sie in eine Mülltüte und dann vergraben wir sie.«
    »Vergraben?«
    »Dann werfen wir sie halt in den Müll. Oder nein, warte!«, ihre Gedanken waren schneller als ihre Zunge, »wir verstecken den Beutel bis Dienstagmorgen. Dann kommt doch die Müllabfuhr, oder?«
    »Stimmt …« Er stellte die Dusche an, schaute Celeste an und wartete. Die Wunde in seiner Brust wurde dunkler und Celeste musste wieder an Aids denken, vielleicht auch an Hepatitis, an all die Möglichkeiten, wie man sich mit dem Blut eines anderen anstecken oder umbringen konnte.
    »Ich weiß, wann die kommt. Pünktlich um Viertel nach sieben, jede Woche, außer die erste Woche im Juni, wenn die Kinder vom College ihren ersten Ferientag feiern und ihren ganzen Müll liegen lassen, dann kommt sie meistens später, aber …«
    »Celeste, Schatz! Wovon redest du?«
    »Ah, wenn ich den Wagen höre, renne ich einfach nach draußen, hinter ihm her, als ob ich einen Beutel vergessen hätte, und werfe ihn direkt hinten auf dieses Pressteil drauf. Okay?« Sie lächelte, obwohl ihr nicht danach zumute war.
    Er hielt eine Hand unter die Dusche, der Rest seines Körpers blieb ihr zugewandt. »Gut. Pass auf …«
    »Was?«
    »Kommst du damit klar?«
    »Ja.«
    Hepatitis A, B und C, dachte sie. Ebola. Seuchen.
    Wieder riss er die Augen auf. »Kann sein, dass ich den umgebracht hab, Schatz. Du lieber Gott!«
    Sie wollte zu ihm gehen und ihn berühren. Sie wollte raus aus dem Zimmer. Sie wollte seinen Hals streicheln und ihm sagen, es würde schon werden. Sie wollte weglaufen, um sich alles durch den Kopf gehen zu lassen.
    Sie blieb, wo sie war. »Ich wasch deine Sachen.«
    »Okay«, sagte er. »Gut.«
    Unter dem Waschbecken lagen Gummihandschuhe, die sie beim Saubermachen der Toilette trug, sie zog sie über und prüfte sie auf Risse im Gummi. Nachdem sie sich überzeugt hatte, dass es keine gab, nahm sie sein T-Shirt aus dem Waschbecken und hob die Jeans vom Boden auf. Die Jeans war ebenfalls schwarz vor Blut und hinterließ einen Fleck auf den weißen Fliesen.
    »Wie ist das auf deine Jeans gekommen?«
    »Was?«
    »Das Blut.«
    Er sah die Sachen an, die sie in der Hand hielt. Er schaute zu Boden. »Ich hab mich auf ihn gekniet.« Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ist wahrscheinlich hochgespritzt, bis aufs T-Shirt.«
    »Oh.«
    Er schaute ihr in die Augen. »Ja. Oh.«
    »Aha«, machte sie.
    »Hm.«
    »Dann wasch ich das in der Küche.«
    »Gut.«
    »Gut«, sagte sie, ging rückwärts aus dem Badezimmer und ließ ihn mit einer Hand unter dem Wasserstrahl stehen, wartend, dass das Wasser endlich warm wurde.
    In der Küche warf sie die Kleidungsstücke in die Spüle,

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