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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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in die Brust, tat ihr weh, saugte heftig und sie drückte ihm den Busen noch tiefer in den Mund und genoss den Schmerz. Es hätte sie nicht gestört, wenn es geblutet hätte, weil er an ihr saugte und sie brauchte, weil er die Finger in ihren Rücken grub und seine Angst auf sie ablud, an sie weitergab. Sie wollte sie aufnehmen und für ihn ausspucken und beide würden sich stärker fühlen als je zuvor. Davon war sie überzeugt.
    Am Anfang ihrer Beziehung war der Sex mit Dave von Hemmungslosigkeit geprägt gewesen; sie kehrte übersät mit blauen Flecken, Bissen und Kratzern auf dem Rücken in die Wohnung zurück, die sie mit Rosemary teilte, vollkommen mitgenommen von einer drängenden Erschöpfung, wie sie ein Drogenabhängiger vor dem nächsten Schuss empfinden musste. Seit Michaels Geburt – na ja, genau genommen, seit Rosemary nach Krebs Nummer eins bei ihnen eingezogen war – waren Celeste und Dave zu der Art vorhersagbarer Eheroutine übergegangen, über die in Sitcoms ständig Witze gerissen wurde: Meistens waren sie zu müde oder wurden ständig gestört, so dass es häufig bei ein paar Minuten oberflächlichem Vorspiel und einem bisschen Oralverkehr blieb, bevor sie zum eigentlichen Akt übergingen, der im Laufe der Jahre immer weniger ein Ereignis, sondern eher ein Zeitvertreib zwischen Wetterbericht und Jay Lenos Talkshow geworden war.
    Aber die Leidenschaft der letzten Nacht war zweifellos ein Großereignis gewesen, ein Hauptgewinn, der sie noch jetzt im Bett bis ins Mark erschütterte.
    Erst als sie draußen wieder Daves Stimme hörte, der Michael sagte, er solle sich konzentrieren, verdammt noch mal, da fiel ihr wieder ein, was sie gestört hatte – vor den Rohren, vor der Erinnerung an den verrückten Sex in der Küche, vielleicht noch bevor sie heute in aller Herrgottsfrühe ins Bett gekrabbelt war: Dave hatte sie angelogen.
    Sie hatte es im Badezimmer gewusst, als er nach Hause gekommen war, aber beschlossen, kein Wort darüber zu verlieren. Als sie dann auf dem Linoleumboden lag und den Po anhob, damit er in sie eindringen konnte, hatte sie es wieder gewusst. Sie hatte ihm in die leicht glasigen Augen geschaut, als er sich in sie schob und sie ihre Unterschenkel um seine Hüften legte. Seine ersten Stöße hatte sie mit der dämmernden Gewissheit empfangen, dass seine Geschichte keinen Sinn ergab.
    Zuerst mal, wer sagte schon so was wie: »Dein Geld oder dein Leben, du Wichser. Eins von beidem nehm ich mit?« Das war albern. So redeten sie im Kino, das hatte sie schon im Badezimmer gewusst. Und selbst wenn sich der Räuber die Zeile vorher zurechtgelegt hatte – nie im Leben würde einer so was sagen, wenn es zur Sache ging. Nie im Leben. Celeste war einmal mit achtzehn, neunzehn Jahren im Boston Common Park überfallen worden. Der Täter, ein Mulatte mit dünnen Ärmchen und flackernden braunen Augen, war in der Einsamkeit der kalten, späten Dämmerung auf sie zugetreten, hatte ihr ein Springmesser an den Oberschenkel gedrückt, sie kurz seine Augen sehen lassen und geflüstert: »Wie viel hast du?«
    Um sie herum war nichts gewesen außer kahle Bäume, der nächste Mensch war ein die Beacon Street heruntereilender Geschäftsmann auf der anderen Seite des schmiedeeisernen Zauns gewesen, zwanzig Meter entfernt. Der Räuber hatte das Messer noch fester gegen ihre Jeans gepresst, sie zwar nicht verletzt, aber doch ordentlich zugedrückt. Sein Atem roch nach Fäulnis und Schokolade. Sie hatte ihm ihr Portemonnaie gegeben, war seinen flackernden braunen Augen ausgewichen und hatte das irrationale Gefühl verdrängt, dass er mehr Arme besaß, als sie sehen konnte. Er hatte sich ihr Portemonnaie in die Tasche seines Mantels geschoben und gesagt: »Sei froh, dass ich keine Zeit habe!«, dann war er Richtung Park Street gegangen, ohne Eile, ohne Angst.
    Ähnliche Geschichten hatte sie von vielen Frauen gehört. Männer wurden, zumindest in der Stadt, selten überfallen, es sei denn, sie legten es drauf an, aber Frauen passierte es ständig. Immer schwang die Gefahr einer Vergewaltigung mit, als Andeutung oder Ahnung, und in keiner Geschichte, die sie gehört hatte, war jemals ein Täter mit neunmalklugen Sprüchen vorgekommen. Dafür blieb keine Zeit. Es musste so schnell wie möglich gehen. Los und rappzapp wieder weg, bevor einer schrie.
    Und dann war da noch die Sache mit dem Schlag, obwohl der Typ angeblich ein Messer in der anderen Hand gehabt hatte. Wenn man davon ausging, dass die Hand mit dem

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