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Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Titel: Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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stapfte er durch den Schnee davon. Seine Schultern hatte er vornüber geschoben, als trage er eine gewaltige Verantwortung. Sein Schatten tauchte zwischen den Bäumen unter.
     
     
    Es dauerte nicht lange und Rita hatte ein Auto angehalten. Der Fahrer - »Guetä Abä. Wiä geits?« - sah aus wie Hundertzehn. Er ließ sich von ihr die paar Schritte zum Unfallort führen.
    Er glotzte das Auto an, und sein runzeliges Gesicht wurde schlaff. Er plapperte Swyzerdeutsch vor sich hin und endlich schien er zu begreifen. »Die Schmier«, nickte er wie eine uralte Spielzeugpuppe. Er rief mit seinem Seniorenhandy die Polizei und nahm Rita nach Grindelwald mit. Während der ganzen Fahrt sabbelte er vor sich, schüttelte den Kopf und musterte Rita verstohlen aus den Augenwinkeln.
    In Grindelwald angekommen meisterte Rita die Formalitäten. Der verantwortliche Dorfpolizist war ebenso wie Ritas Fahrer ein alter Mann.
    Ritas Fahrer gestikulierte. Er schien dem Polizisten etwas erklären zu wollen. Schweiß lief ihm über das Gesicht. Er machte eine runde Bewegung mit den Händen.
    Er erklärt, dass der Wagen sich um den Baum gewickelt hat!, dachte Rita. Die beiden müssen mich für einen Geist halten.
    Der Dorfpolizist schickte einen Mitarbeiter los und erklärte, man werde sich morgen, wenn der Schneefall etwas nachgelassen habe, um das Wrack kümmern. Offenbar ging es über sein Begriffsvermögen, dass Rita sein Angebot, sie ins Krankenhaus zu fahren, ablehnte, denn als er meinte, sie schaue nicht hin, tippte er sich an die Stirn und schüttelte den Kopf.
    Rita benutzte das Polizeitelefon, da ihr eigenes Handy bei dem Unfall zerstört worden war und informierte die Mietwagenfirma. Man erklärte ihr dort, der Wagen sei ausreichend versichert, sodass Rita keine rechtlichen Probleme zu befürchten hätte . Die junge Dame am Telefon bot ihr sogar einen Ersatzwagen an.
    Rita unterschrieb einen hastig getippten Bericht, hinterließ ihre Hoteladresse und verließ das Polizeigebäude. Der Alte lief vor ihr her un d zog die Tür auf. »Bye, bye !«, rief er ihr nach, offenbar die einzigen englischen Worte, die er kannte.
    Rita drehte sich um und lächelte ihn freundlich an. »Danke, guter Herr«, sagte sie auf Deutsch.
    Hinter ihr fiel die Schwingtür ins Schloss. Es war gegen 21 Uhr. Die Leuchtreklamen der Hotels, Pensionen und einiger Geschäfte, die noch immer geöffnet hatten, zauberten eine heimelige Stimmung auf den Schnee.
    Wenige Minuten später fuhr Rita mit dem Hotelfahrstuhl in ihr Zimmer hoch, schloss die Tür hinter sich und lehnte mit dem Rücken daran. Sie tastete über ihre Wangen. Ihre Haut fühlte sich heiß an. Sie kochte regelrecht. Dabei hatte sie sonst kein weiteres Fiebersymptom, weder Gliederschmerzen noch Halluzinationen. Trotzdem hätte sie gewettet, dass ihre Körpertemperatur über 40 Grad betrug.
    Sie stieß sich mit dem Rücken von der Tür ab, schaltete die kleine Tischlampe an und schlüpfte aus ihrem Pullover.
    Kurze Zeit später im Badezimmer , prasselte heißes Wasser auf ihre Schultern. Wie gut das tat, wie wohltuend das war, ähnlich dem Gefühl, welches sie empfunden hatte, als dieser Mann ... dieser Heiler! , seine Hand auf ihre Stirn gelegt hatte. Gefühle duftender Süße und heimeliger Wohltat hatten sie durchströmt. Später, als sie sich ihre Haare trocken rubbelte, überprüfte sie das weiße Hotelhandtuch auf Blutspuren. Sie fand keinen Fleck, nichts , ihr Körper war absolut unversehrt. Im Gegenteil schien es , als sei sie mit Energie nur so geladen!
    Sie bestellte sich per Telefon Mineralwasser, zwei Hamburger und ein Fieberthermometer. Fünf Minuten später klopfte es an der Tür, der Page lieferte, nahm ein Trinkgeld entgegen und verschwand.
    Rita genoss das Mineralwasser. Sie würde später essen. Erst einmal wollte sie ihre Neugier stillen. Sie schob sich das Digitalthermometer unter die Achsel und wartete. Dreißig Sekunden später hielt Rita die Anzeige gegen das milde Licht der Tischlampe.
    Sie traute ihren Augen nicht, blinzelt e , schüttelte das schmale , weiße Plastikinstrument und schaute wiederholt darauf, ohne dass sich irgendetwas verändert hatte: Es zeigte mehr als 110 Grad Fahrenheit. 45 Grad Körpertemperatur.
    Erst der Unfall, dann dies hier.
    Es war unheimlich.
     
     
    Rita hatte sich zur Gegenprüfung noch ein weiteres Thermometer auf das Zimmer bringen lassen, doch das Ergebnis änderte sich nicht.
    Die seltsame Hitze, die sie durchströmte, wechselte zwischen 43 und

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