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Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Titel: Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Wesen schwebte tatsächlich und nun brauchte es nur die Beine anzuheben und sich auf der Fensterbank abzustützen. Es hockte dort wie ein Geistervogel auf einer Stange. Die Maske wackelte, als könne der Schädel dahinter das Gewicht kaum tragen. Die grauen Hände mit den bunt facettierten Ringen an den schmalen Fingern hielten sich am Fensterrahmen fest.
    Linda glotzte an Brad vorbei.
    »Ich glaube dir, Linda! Es fällt mir nicht leicht, aber ich glaube dir tatsächlich. Wir sollten etwas unternehmen. Am besten gehen wir in die Bar, genehmigen uns etwas Kühles und überlegen uns, was wir nun tun.«
    Und wenn ich dir nicht begreiflich machen kann, was sich hinter dir abspielt, wird etwas Grauenvolles geschehen!
    »Mein Gott - du frierst ja.« Er trat auf sie zu und legte seine Arme um sie. Er drückte sie an sich. Es war das erste Mal seit fünf Jahren, dass ein Mann sie in den Armen hielt. Vermutlich hätte sie dieses Gefühl zu einem anderen Zeitpunkt genossen. Sie fand Brad - ziemlich nett, und obwohl seine Erektion der Vergangenheit angehörte, ging sie ihr nicht aus dem Kopf. Aber nun hatte er sich wirklich den falschesten aller falschen Augenblicke ausgesucht.
    »Brad«, krächzte sie. Ihre Zunge war ein dicker Schlauch, und ihre Kehle fühlte sich rissig an.
    Ich stehe unter Schock! Meine Nerven schmoren durch.
    »Ja, Linda?«
    »Brad ...«
    Filigran wie eine Feder sprang das Maskenwesen von der Fensterbank. Seine goldenen Sandalen berührten den Boden der Kabine nicht. Auf den glänzenden Ringen, die es um die Fußgelenke trug, spiegelte sich die Sonne. Es richtete sich auf. Es war größer als Brad und berührte fast die Decke. Wie schon vor einer Stunde, meinte Linda die hohle Mundöffnung grinsen zu sehen. Schrecklich war, dass all dies so unvorstellbar geräuschlos geschah. Fast, als träume sie, während Brad sie in seinen Armen hielt.
    »Brad ...« Warum war sie so verdammt gelähmt? Hilflose Wut quoll in ihr hoch wie Sodbrennen. »Brad ...«
    Er drückte seine Lippen an ihr Ohr.
    Er würde sie küssen. Er würde sie küssen, währenddessen dieses Wesen hinter ihm stand, sich ihm mehr und mehr näherte.
    »Ich weiß, Linda. Ich weiß schon die ganze Zeit Bescheid«, murmelte er tonlos. »Erschrecke dich nicht.«
    Mit einem Ruck stieß er sie von sich. Sie taumelte rückwärts, rutschte mit dem Rücken an der Kabinentür runter und sackte auf dem flauschigen Teppichboden zusammen.
    Brad wirbelte herum. Für einen winzigen Moment schien es, als erstarre auch er. Mit staksigen Schritten machte er einen Ausfall um das Bett herum. Er griff sich eine auf einem Regal stehende Vase und schleuderte sie auf das Maskenwesen.
    Dieses schwebte wie in Zeitlupe zum Fenster zurück. Die Vase krachte durch das Wesen hindurch an die gegenüberliegende Wand. Das Scheppern des zersplitternden Glases machte ein so helles Geräusch, dass Linda aus ihrer Benommenheit hochfuhr.
    Da war es wieder, dieses verwischende Licht, das sie schon einmal gesehen hatte. Vor wenigen Stunden, in der Grabkammer. Das Wesen verwehte wie eine Wolke, setzte sich neu zusammen und verwehte erneut.
    Brad sprang vor. Er brüllte unterdrückt und versuchte, nach dem zu greifen, was ihn soeben noch bedroht hatte. Seine Finger wischten durch den zirrenden Nebel, und er hatte Probleme, in der kleinen Kabine nicht zu stürzen.
    War das Wesen gerade noch vor dem Fenster gewesen, wehte es nun unter der Kabinendecke entlang, sank zwischen Linda und Brad zu Boden und materialisierte sich. Das alles dauerte keine zwei Sekunden.
    Linda traute ihren Augen nicht. Es war zurückgekehrt und hatte wieder seine Form angenommen. Hinter der goldenen Maske pumpte heftiger Atem. »Du bist IHRE Mutter! Du bist wichtig für mich! Du bist wichtig für MICH!«
    »Ach - sieh an ... du Mistkerl kannst sprechen. Und dazu noch feinstes Englisch. Wo hast du das gelernt, Geist?« Brad sprang auf das Bett, wedelte mit den Armen und versuchte, das Wesen von Linda abzulenken.
    »Komme mit mir«, kollerte es unter der Maske hervor. »Die Anderen werden sich um SIE kümmern. Sie sind gute Jünger. Und ich kümmere mich um DICH!«
    Eisige Schauer jagten Linda über den Rücken. Sie schob sich an der Kabinentür hoch. Nur zwei Meter vor ihr schwebte das Maskenwesen. »Komme mit mir - freiwillig!«
    Brad unternahm einen neuerlichen verzweifelten Versuch, das Wesen anzugreifen. Und wieder tastete er durch es hindurch. Um Haaresbreite wäre er auf Linda gestürzt. Er stützte sich mit den

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