Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)
Stirn perlte Schweiß.
Brad sprach aus, was sie alle dachten. »Meine Freunde, dann haben wir ein großes Problem!«
16
Über Grace spannte sich der Himmel.
Nein - es war nicht der Himmel, es waren Felsen. Aber sie sahen aus wie ein Sternenhimmel. Der Fels glitzerte bezaubernd. Es duftete nach Kräutern, und sehnsüchtige Stimmen ließen sie erschauern. Unter sich spürte sie die Härte von Stein. Sie hob den Kopf. Ihr Körper badete in bunten Blüten. Sie fiel wieder zurück. Sie schloss ihre Augen.
Es war nur ein Traum.
Ein wunderschöner Traum. Sie war Sephrete! Sie war diejenige, auf die ER gewartet hatte. Und nun war sie hier. Es war ein unvorstellbares Gefühl gewesen. So ... rein! So ... edel! Sie hatte geweint, und Glückseligkeit hatte sich in ihr ausgebreitet. Hier nun war sie gestrandet. Auf diesem Felsen, geschmückt mit Blumen und betört durch duftenden Rauch.
Nein, es war kein Traum.
Es war wirklich geschehen und geschah noch immer. Säuselnde Stimmen drangen in ihren Kopf und sangen Lieder und Melodien von unvorstellbarer Klarheit. Sie stand am Ende eines Weges. Sie wurde benötigt!
Also schlug sie ihre Augen wieder auf und blickte hinein in diese Goldmaske. Dahinter pumpte dumpf der Atem desjenigen Wesens, welches sie geholt hatte. Hinter den dunklen Öffnungen glitzerten rote Augen. Das weiße Gewand war bestickt und verziert. Schwarze Fingernägel strichen sanft über ihren Körper.
Sie war bekleidet mit hellblauer Seide. Man hatte sie schön gemacht. Hatte sie für einen Festakt angezogen. Grace seufzte.
Sie war Sephrete und es war ihre Aufgabe, hier auf diesem Stein zu liegen.
Es war ihre Aufgabe, seitdem sie diese Welt betreten hatte. Es war die Erfüllung ihrer Wünsche.
Sie erinnerte sich daran, von IHM geträumt zu haben. Damals, als man sie noch Grace genannt hatte. Sie erinnerte sich daran, sich vor den schwarzen Fingernägeln geekelt zu haben. Sich gefürchtet zu haben vor dem, was sich hinter der goldenen Maske verbarg.
Oh, wie weit sie nun entfernt war.
Schimmerte da nicht sogar der Hauch einer Erinnerung in ihr? Schwang da nicht ein Name? War sie mit diesem Namen verbunden? Aber ja! Sie hatte IHN einst geliebt. Sie hatte ihn begehrt und vergöttert un d - sie hatte ihn getötet! All dies war so unfassbar lange her. Es war wie eine Geschichte, die man sich erzählte. Eine Geschichte, die Wahrheit geworden war.
Sie wartete. Sie war Sephrete und sie wusste, was man von ihr verlangte. Was ER von ihr verlangte. Er hatte geschworen, zurückzukehren. Und er hatte seinen Schwur gehalten. Seine Jünger hatten sich ihrer angenommen und hatten sie an diesen Ort gebracht. Und ER - dessen Name
MAMOTHMA!
war , beugte sich über sie , und seine schwarzen Fingernägel spielten mit ihrem Seidenstoff. Er sprach zu ihr. Es waren Worte der Liebe und der Trauer.
17
Sie rannten gleichzeitig los.
Sie hasteten nach links am Pool vorbei, sprangen die Stufen zur Bar hoch, durchquerten sie , hasteten die Treppe runter und befanden sich nun eine Ebene unter dem Deck.
Ein höllischer Schmerz rammte in Lindas Schädel. Sie stürzte. Sie krallte ihre Hände in den Nacken. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass es Brad und Akbar ähnlich erging. Der Kapitän kauerte auf den Knien und knurrte. Aus seinen Augen liefen Tränen. Brad knickte zusammen und heulte auf. Er schwang seinen Kopf hin und her wie ein Elefant im Zoo. Linda kroch zu Brad.
»Wir ... müssen ... weiter ...«, knirschte sie. Der Schmerz war überwältigend. Es war, als löse sich ihr Gehirn auf. Als zerquetschten eisige Finger ihren Kopf.
»Ja ... ja ...«, stöhnte Brad und bleckte die Zähne. Seine Augen glitzerten feucht. Er litt grausame Schmerzen.
»Es ... ist ... das ... Schiff«, brach es aus Linda hervor. Es gab keine rationale Erklärung für die Annahme. Und doch hatte sie eine - Ahnung. »Los ... Mann ... komm hoch ... steh ... auf!«
Brad zuckte zusammen, als habe man ihn geschlagen. »Sie werden uns nicht weglassen.«
»Komm ... Brad! Komm ... « Das Sprechen fiel Linda schwer. Wohin sollten sie? Welche Chance hatten sie noch?
Akbar quälte sich auf seine Beine. Tränen rannen dem Mann über die Wangen. Er taumelte zu ihnen. »Allah wird uns beschützen«, stieß er hervor.
Sie halfen sich gegenseitig auf die Beine .
Der Ausgang. Er war nur wenige Meter von ihnen entfernt. Die Reling befand sich nicht mehr als zwei Meter über dem Wasserspiegel. Es würde ein Kinderspiel sein. Ein Kinderspiel.
Erneut
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