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Mystic

Mystic

Titel: Mystic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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geflogen, wo die Wege zusammenstießen –« Andie stürzte schon aus der Tür, und Gallagher wurde klar, dass er gerade einen Zusammenstoß mit dem Verrückten überlebt hatte, der hinter den Charun-Zeichnungen steckte. Er schleppte sich zum Spülbecken, würgte und gab seiner tödlichen Erkenntnis nach.
     
    Als Andie wieder ins Haus stürmte, lag Gallagher in dem Schaukelstuhl neben dem Ofen, mit Handtüchern über seinen Schenkeln. Die Verzweiflung auf ihrem Gesicht sagte alles: Der Mörder war zurückgelaufen und hatte auch Olgas Beutel in seinen Besitz gebracht.
    Andie lief zu den Schränken, riss Türen auf und warf sie wieder zu. Rot vor Zorn wandte sie sich um und deutete mit dem Finger auf Gallagher. »Wo ist die Flasche?«
    Ein Bild aus seiner Erinnerung blitzte in seinem Kopf auf: Er war vierzehn, und seine Mutter schrie ihn aus dem gleichen Grunde auf die gleiche Weise an. Die Steuerung dieser Szenen war wie Fahrradfahren, dachte er, eine einfache, instinktive Handlung, wenn man es einmal gelernt hatte. Man stellte sich einfach dicke, kugelsichere Glasscheiben vor, die um einen in die Höhe gehen. Mit den Glasscheiben kommt Abstand, Trennung, Sicherheit.
    »Ich habe sie ausgeleert«, antwortete er.
    Andie drehte sich wieder um und suchte fieberhaft zwischen den Gewürzen, bis sich ihre Finger um die Flasche mit dem Kochsherry schlossen.
    »Das löst gar nichts«, sagte Gallagher nur.
    »Du irrst dich.« Sie hielt die Flasche vor sich, als wäre sie ein kleines Baby. Tränen quollen ihr aus den Augen und rannen über ihr Gesicht. »Manchmal löst es alles.«
    Sie drehte den Verschluss auf und starrte in den Flaschenhals hinunter. Sie leckte sich die Lippen. Einen Augenblick lang spielte Gallagher mit dem Gedanken, ihr die Flasche aus der Hand zu reißen. Stattdessen stand er auf und stakste zur Tür.
    Draußen schlug ihm der kalte Wind ins Gesicht, machte ihn hellwach und gab ihm die Illusion, er könne allein zu seiner Hütte und seinem Wagen und ins Krankenhaus gelangen. Doch nach dreißig Metern die Einfahrt hinunter wurden seine Beine wie Gummi. Gallagher stolperte und fiel und lag im nassen Kies und wusste nicht, was zum Teufel er jetzt machen sollte.
    »Gallagher!«
    Er erhob sich mühsam auf die Knie und sah über die Schulter zur Veranda zurück. Dort stand Andie. Sie tat einen Schritt auf ihn zu und goss den Sherry in die Büsche.

19
    Wenn man sich mit einem Trinker einlässt, begibt man sich unweigerlich in ein Netz aus Lügen, auch wenn er auf dem Wege der Besserung ist. Weil sie sich jedoch in ihrer Krise gegen die Flasche entschieden hatte, handelte Gallagher gegen seinen Instinkt zu fliehen und stimmte Andies Vorschlag zu, der Polizei nichts vom Verlust der Tagebücher oder ihrer Begegnung im Wald zu erzählen.
    »Man hat mich von diesem Fall suspendiert«, erklärte Andie, während sie ihn in rasendem Tempo zum Hospital fuhr. »Damit man uns im Dezernat glaubt, brauchen wir klare Beweise. Die Beutel waren unsere Beweise. Jetzt haben wir nichts mehr, was beweist, dass sie überhaupt existierten. Wir müssen etwas finden, was die Morde, den Mörder und das Tagebuch in einen Zusammenhang bringt, sonst wird mir Lieutenant Bowman nicht glauben.«
    In seinem benommenen Zustand klang das alles völlig logisch. Vor allem, weil er selbst auch Beweise brauchte. Gallagher brauchte etwas Konkretes, mit dem er Jerry Matthews überzeugen konnte, dass diese Story wichtiger war als die von Pater D’Angelo.
    Als sie in die Auffahrt der Lamont-Powell-Memorial-Klinik einbogen, die eher wie ein langgestrecktes Cottage auf Cape Cod aussah als wie eine Klinik, stimmte Gallagher zu, allerdings unter zwei Bedingungen: Erstens, wenn sie wieder zu trinken anfinge, würde er sofort gehen; zweitens, sobald sie Beweise fänden, die das Tagebuch mit den Morden in Verbindung brächten, würden sie Lieutenant Bowman alles erzählen.
    Andie verzog den Mund, nickte jedoch.
     
    Bill Wilson, der diensthabende Arzt in der Ambulanz, war ein sympathischer, untersetzter Mann mit krausem, braunem Haar und Fliege. Er gab Gallagher ein paar Spritzen mit Antibiotika, Novocain und einem allgemeinen Schmerzmittel und begann dann, die Schrotkörner aus seinen Beinen zu entfernen.
    »Wir werden das melden müssen«, sagte Wilson.
    »Hab ich schon gemacht, Bill«, versicherte Andie ihm. »Ich habe Mr. Gallaghers Aussage selbst aufgenommen.«
    In ihrer frei erfundenen Geschichte war Gallagher am frühen Morgen mit seiner Angelrute

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