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Mystic

Mystic

Titel: Mystic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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auszumachende Pfad weiter und teilte das Unterholz eines Laubwaldes aus uralten Bäumen, wo Moos auf umgestürzten Stämmen wuchs. Nach nochmals fünfhundert Metern ging das Unterholz in eine trostlose Lichtung zwischen dunklen Erlen über, an deren gegenüberliegendem Ende eine verwitterte, windschiefe Hütte mit einem Dach aus Teerpappe und einer stufenlosen Veranda stand.
    Das Dach der heruntergekommenen Hütte war in der Mitte verzogen. Glasscherben hingen in den Fensterkreuzen; Dornenranken krochen aus ihrem Inneren. Ein Loch war unten in die Eingangstür getreten worden. An einer Wand stieg das Skelett eines Schornsteins in die Höhe.
    Vor der Hütte lag ein rostiges Bettgestell in den halbvermoderten Brennnesselbüschen vom letzten Jahr. Zur Rechten lag ein Klohäuschen auf der Seite. Eine verschimmelte Klosettbrille befand sich daneben. Im Gehölz dahinter standen die Ruinen von mindestens einem halben Dutzend weiterer solcher Baracken. Und die Fundamente von einem weiteren halben Dutzend. Raben krächzten in ihren Horsten.
    »Auf den Landkarten ist es als Gormtown verzeichnet«, sagte Andie. »Aber als ich ein Kind war, nannte es jeder in Lawton Danbyville. Hier haben die Letzten aus der Familie ihr Leben gefristet.«
    Braune Glasscherben. Leere Konservendosen. Rostige Nägel unter totem Gras. Andie ging um die Hütte herum, wobei sie mit der Stiefelspitze Glasscherben und Konservendosen zur Seite stieß.
    »Wenn du deine Tetanusimpfung nicht vor kurzem aufgefrischt hast, würde ich an deiner Stelle sehr aufpassen, wohin ich trete«, rief sie.
    Gallagher stakste vorsichtig durch den Müll und schaute durch ein Fenster in die Hütte hinein.
    Die Hütte bestand nur aus einem Raum mit einer Art Schlafboden unter der Decke. Fußböden aus breiten, roh behauenen Dielen. Ein Gerüst aus 2 × 4 -Zoll-Balken, die Wände dazwischen aus Sperrholzplatten. Ein rauchgeschwärzter Kanonenofen, dessen Tür schief in den Angeln hing. Dicht daneben stand ein größerer Holzherd, dem das Ofenrohr aus der Seite gerissen worden war und eine klaffende Wunde hinterlassen hatte. Neben dem Kochherd ein roh gezimmertes Regal, auf dem eine schmutzige Kaffeetasse und eine rostige Kakaodose zu sehen waren.
    Eichhörnchen hatten das Sofa der Polsterung beraubt. Doppelflammige Kerosinlampen hingen an Nägeln in den Ecken. Klappstühle aus rostigem Metall lehnten schief an einem Tisch, der nur noch drei Beine besaß; seine gelbe Oberfläche aus Furnier zeigte Blasen und Risse. Ein schmutziges Handwaschbecken aus Emaille und ein Eimer aus Metall. Ein Doppelbett, das aus den gleichen 2 × 4 -Zoll-Balken und Sperrholzplatten gezimmert war wie die Hüttenzwischenwände. Keine Matratze. Ein vergilbter Kalender aus dem Jahre 1968 zeigte die Seite des Monats November.
    Gallagher versuchte mit aller Kraft, die Tür zu öffnen.
    Eine Eule tauchte aus dem Schatten auf, die Krallen wie krumme schwarze Messer ausgestreckt. Gallagher sprang zurück, riss die Arme hoch und bedeckte sein Gesicht. Die Krallen fuhren ihm in den Jackenstoff, zerrten daran und ließen ihn wieder los. Er spürte, wie ihm die Schwingen des Vogels gegen Gesicht und Hände klatschten. Seine Füße verfingen sich in irgendetwas, er stolperte nach rechts von der Veranda und landete mit lautem Krachen zwischen den Konservendosen eines alten Müllhaufens. Ein Stachelschwein fuhr erschrocken auf und sauste über die Dosen davon.
    Andie rannte mit gezogener Pistole um die Ecke. Als sie Gallaghers mitleidheischendes Gesicht und das Stachelschwein sah, das zwischen den Bäumen verschwand, begann sie laut zu lachen. Das Lachen ergriff ihren ganzen Körper, und wie sie sich so vor Lachen schüttelte, wuchs sie irgendwie über sich hinaus. Für einen Moment waren die Dämonen, die sie belagerten, gebannt, und Andie wurde strahlend, ausgeglichen und übermenschlich auf eine Weise, die Gallagher schlagartig an die Vision erinnerte, die er in der Nacht zuvor von Many Horses gehabt hatte.
    Sie kam zu ihm herüber und half ihm auf, immer noch leise lachend. »Oh, sieh mal«, sagte sie, bevor er ihre Hand ergreifen konnte. Am Rande des Müllhaufens befand sich ein drei mal drei Meter großes Quadrat voller Tannennadeln. Aus den Nadeln wuchsen zarte grüne Stiele, von denen rosaweiße Blüten in der Form von Tanzschuhen hingen.
    »Frauenschuh«, sagte Andie und kniete nieder, um eine Blüte zwischen ihre Hände zu nehmen. »Die habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen. Sie sind sehr

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