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Mystic

Mystic

Titel: Mystic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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selten.«
    »Sie sind wunderschön«, sagte er.
    Andie sah strahlend auf die Blüte. »Frauenschuh erinnert mich daran, dass die Natur die Möglichkeit hat, Schönheit und Güte selbst zum ungünstigsten Zeitpunkt und in der trostlosesten Umgebung geschehen zu lassen.«
    In diesem Augenblick erkannte Gallagher, dass er sie liebte. Er beugte sich über die Blume und küsste Andie. »Das habe ich schon den ganzen Tag tun wollen, ich konnte mich bis jetzt bloß nicht dazu durchringen.«
    Sie lächelte und sah ihn dann fragend an. »Du bist genauso tief verletzt worden wie ich, ist es nicht so, Pat?«
    Gallagher senkte die Augen. »Es ist eher so, dass ich jemand anderes verletzt habe.«
    »Willst du darüber sprechen?«
    »Nein«, antwortete er. »Nicht jetzt. Jetzt will ich nur dieses Gefühl auskosten.«
    Sie küssten sich noch einmal und standen dann da und lächelten sich an, bis das Stachelschwein noch einmal zwischen den Konservendosen hindurchrannte und den Augenblick beendete.
    »Erzähl mir doch mal die Geschichte der Danbys«, sagte Gallagher.
    Andie setzte sich auf die Veranda vor der Hütte und spann die Geschichte einer Familie, die sich in einem unaufhaltsamen Niedergang befand. Die alte Heimstatt der Danbys hatte unten im Tal am Fuße des Gorm Ridge am Bluekill River gelegen. Dort hatten auch Joshua und Caleb und ihre Geschwister ihre sagenhaften Séancen abgehalten. Doch nachdem Joshua verschwunden war und Caleb Selbstmord begangen hatte, waren die übrig gebliebenen Danbys nicht in der Lage, die Farm zu unterhalten. Das Haus brannte nieder, das Land ging in andere Hände über, und das Geld war bald ausgegeben. Die Danbys mussten ins Exil auf die andere Seite des Massivs gehen, in die abgelegenste Gegend im Umkreis von Lawton.
    Die Danbys wurden, was Andies Vater »Igel« nannte. Die Männer arbeiteten als Holzfäller, wenn sie arbeiteten, und bezogen Stempelgeld, wenn sie es nicht taten. Irgendein Danby war immer im Gefängnis wegen Wilderei oder unerlaubten Fischens oder wegen Einbruchs in ein Ferienhaus der Flachlandbewohner. Drei Generationen lang starben die Danbys einer nach dem anderen eines unnatürlichen Todes: von Felsen erschlagen, von verdorbenen Nahrungsmitteln vergiftet, erstochen, im Fluss ertrunken, durch Selbstmord. Als Andie ein kleines Mädchen war, bestand der Danby-Clan nur noch aus einer Familie. Der Vater hieß Franklin. Die Leute nannten ihn Franco. Er maß sechs Fuß und sechs Zoll, wog zweihundertfünfundsechzig englische Pfund und war ein Holzfäller mit einem langen Register von Gewalttaten. Die Mutter hieß Lulu Belle. Sie war Francos Cousine ersten Grades, eine dralle, treulose Schlampe, die Franco ständig betrog. Lulu Belle und Franco hatten einen Sohn, Terrance, der mit Andie in die Grundschule ging.
    »Er war älter als ich, aber ich weiß noch, dass er, wenn er in die Schule kam, nach Holzfeuer roch, immer schmutzig im Gesicht war und Overalls trug, die über und über geflickt waren«, erinnerte sich Andie. »In der Pause aß er altes, trockenes Weißbrot mit diesem Velveta-Käse, der an den Essensstellen für Arme ausgegeben wurde. Ich glaube, er hatte keinen einzigen Freund auf der Welt.«
    Sie blickte zu Boden und schüttelte den Kopf, um ihn dann mit einem gequälten Ausdruck anzusehen: »Die Kinder machten sich lustig über ihn.«
    »Du auch?«
    Andie nickte traurig. »Einmal, als ich ungefähr sechs oder sieben war, spielte ich auf der Ladefläche von meines Vaters Pick-up, als ich hörte, wie mein Vater irgendetwas über Lulu Belle sagte. Ich setzte mich rasch auf und sah sie am Straßenrand stehen, wo sie per Anhalter fahren wollte, indem sie, wenn ein Autofahrer vorbeikam, den Rock hob. Terrance versuchte, sich im Gebüsch zu verstecken. Ich habe das allen Kindern in der Schule erzählt.«
    »Kinder können grausam sein«, sagte Gallagher und fasste sich unversehens an den Knorpel hinter dem Ohr, wo ihn als Kind auf dem Spielplatz der Stein getroffen hatte.
    Als Terrance zehn war, überraschte Franco Lulu Belle in flagranti mit einem frankokanadischen Holzfäller in einem Pick-up vor einer Bar. Franco schlug dem Kanadier eine Bierflasche über den Kopf und stieß seiner Frau dann den abgebrochenen Flaschenhals in die Hüfte, während ihr Kavalier bewusstlos über ihr lag. Der Franzose kam wieder auf die Beine und nach Danbyville hinauf, um sich Franco vorzunehmen. Beide Männer waren völlig betrunken. Es war die erste feuchtheiße Nacht des Jahres, Mitte

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