Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mystic

Mystic

Titel: Mystic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
Vom Netzwerk:
nach Gilead.
    Unterwegs meinte Caleb, es sei richtig gewesen, dass Joshua die Show nicht geschlossen hätte, denn ich brauchte das Geld doch auch. Ich sagte ihm, ich brauchte es nicht so dringend, dass er dafür an einem Pfahl durch die Gegend geschleift würde.
    Aber Caleb meinte, ich hätte es doch nötig. Joshua wolle die Show schließen. Ihre Mutter habe ihnen die Farm und ein Stück Geld hinterlassen. Sie wollten zurück nach Vermont gehen, nach fünfzehn Jahren. Stell dir das mal vor. Und wenn es nach Caleb ginge, dann würde ich mitkommen.

28
    Es war am späten Montagnachmittag, als Gallagher und Andie nach Lawton zurückkehrten. Andie fuhr jedoch nicht in die Einfahrt zu ihrem Haus oder zur Hütte, sondern geradeaus durch die Stadt, bis dorthin, wo die zweispurige Straße nach Westen abbog. Dann nahm sie einen asphaltierten Weg in östlicher Richtung, der sich zum Gorm Ridge hinaufschlängelte, einem imposanten Massiv aus Felsen und Wald, das die weitläufige nördliche Flanke des Lawton Mountain bildete.
    Auf der ersten Meile kamen sie durch Wiesen und Felder, die den Fuß des Massivs umgaben. An den Feldrainen fuhren Traktoren tiefe Spuren in Schlamm und verfilztes Gras, während Farmer versuchten, den regendurchtränkten Boden umzugraben, damit die Sonne ihn trocknen und ihnen die Aussaat gestatten würde.
    Sehr schnell verwandelte sich der gut instand gehaltene Asphaltweg in der Nähe der Farmen und der schicken Ferienhäuser jedoch in eine holprige, mit Löchern übersäte Schotterpiste. Der ebene, eingezäunte Grund ging über in steile Hänge, an denen arme Bergbauernhöfe lagen. Autowracks rosteten in schmutzigen Höfen an den oberen Strecken des Bluekill River. Unkraut und Dornengestrüpp überwucherten das, was einstmals Weide gewesen sein mochte. Hohe Binsen erstickten die Apfelbäume.
    Schließlich hörten die Höfe ganz auf, und ihre Fahrbahn wurde zu einem schlammigen, fast unterspülten Weg, der in Serpentinen auf ein einsames Waldstück aus Tannen und Eschen zuführte. Zwischen den verkrümmten, vom Winter gebeutelten Bäumen lagen weit verstreut riesige Felsbrocken, die die Gletscher in grauer Vorzeit hier abgelagert hatten. Gallagher dachte an die Felsen in seinem letzten Traum von Many Horses und erschauerte, als hätte die düstere Landschaft die Kraft, im Beobachter die gleiche Wirkung hervorzurufen.
    »Als ich die Hütte mietete, sagtest du, die Danbys seien alle tot.«
    »Was ich sagte, war, dass sie Lawton alle verlassen haben«, antwortete Andie und konzentrierte sich auf den zerfurchten Weg. »Seit meinem zehnten Lebensjahr gibt es hier keinen mehr von ihnen.«
    Sie holperten über eine Querrinne und dann über eine zweite. Gallaghers Kopf knallte gegen das Autodach. Andie lehnte sich gegen den Schulterteil des Sicherheitsgurtes und blickte aufmerksam in den Wald zu ihrer Linken. Sie näherten sich dem Grat der östlichen Schulter des Gorm Ridge und fuhren durch eine Art Hohlweg. Auf dem dahinterliegenden Hang wandte Andie mehrmals den Kopf hin und her, als erkenne sie die Stelle. Dann trat sie auf die Bremse. »Hier ist es, wenn ich mich nicht irre.«
    Sie legte den Rückwärtsgang ein, und der Pick-up rutschte protestierend ein Stück den steilen, glitschigen Hang hinauf. Sie brachte ihn auf ein ebenes Plätzchen neben dem Weg, stellte den Motor ab und wies auf einen kaum sichtbaren Pfad, der im Wald verschwand.
    »Mein Vater hat mir einmal den Pfad dahin gezeigt, ich bin aber nie da gewesen«, sagte sie. »Als ich das Stück Tagebuch las und mir klarwurde, dass Many Horses Joshua und Caleb Danby kannte, dachte ich, wir sollten uns hier oben mal umsehen.«
    Gallagher stieg aus und zog den Reißverschluss seiner Regenjacke hoch. Unten in Lawton hatte die Temperatur bei über zehn Grad gelegen. Hier oben am Nordhang des Lawton Mountain erreichte sie höchstens fünf Grad, bei einem rauen Wind, der zwischen den knorrigen Stämmen der Bäume hindurchpfiff. Dornengestrüpp, hohes Gras und junge Triebe hatten den Pfad fast zuwachsen lassen, doch verblasste Spuren von Axthieben an einigen größeren Bäumen markierten den Weg. Nachdem sie sich fast eine halbe Meile durch das Unterholz gekämpft hatten, gelangten sie an einen reißenden Gebirgsbach, die Quelle des Bluekill River. Wasser aus einer Sickerstelle hatte den Boden um die Fundamente einer verrotteten Holzbrücke aus roh behauenen Stämmen weggeschwemmt. Nacheinander krochen sie hinüber.
    Auf der anderen Seite führte der kaum

Weitere Kostenlose Bücher