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Mythica 06 - Goettin des Sieges

Mythica 06 - Goettin des Sieges

Titel: Mythica 06 - Goettin des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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zweite Option entschieden, für ein kurzes, aber ruhmreiches Leben. Ich werde vor den Toren Trojas sterben, kurz nach dem Tod deines Bruders Hektor. In meinem Leben wird es keine Liebe geben. Keine Kinder werden die Bürde meines Erbes in ihren Adern tragen. Aber auch ohne diese Dinge wird man sich noch in Tausenden von Jahren in allen Teilen der zivilisierten Welt an meinen Namen erinnern.«
    Kat erwiderte nichts. Was hätte sie darauf schon sagen können? Du hast eine beschissene, kindische Entscheidung getroffen. Das war nicht nötig, denn sie sah mehr als deutlich, dass der erwachsene Achilles – der Mann, zu dem er sich entwickelt hatte – tief in seiner Seele wusste, dass er in jungen Jahren einen schweren Fehler gemacht hatte.
    »Wofür hättest du dich entschieden, Prinzessin?«

15
    Darauf fiel Kat im ersten Moment keine Antwort ein. Sie war es nicht gewohnt, dass jemand ihr Was-wäre-wenn-Fragen stellte. Sie war die Therapeutin. Sie stellte die Fragen. Zögernd sah sie zu Achilles auf. Er wartete so geduldig auf ihre Antwort, als wäre sie ihm wirklich wichtig.
    »Für Mädchen wäre die Situation ganz anders«, erklärte sie schließlich. »Hätte man mich als Teenager vor die gleiche Entscheidung gestellt wie dich, wäre das im Grunde überhaupt keine Entscheidung gewesen. Ich wollte nie eine große Kriegerin werden.« Sie lächelte ihn an. »Und das möchte ich immer noch nicht. Aber wenn ich die Wahl hätte zwischen …« Nach einer kurzen nachdenklichen Pause fuhr sie fort: »Na ja, wenn ich hätte wählen müssen zwischen deiner ersten Option, die im Grunde aus einem glücklichen Leben mit all den normalen Dingen besteht – Heirat, Familie, Kinder, bla bla bla –, und etwas Abenteuerlichem, Aufregendem, etwas atemberaubend und absolut lächerlich Romantischem … wie zum Beispiel einer heißen, stürmischen Affäre mit jemandem, der tabu für mich ist, aber dessen Liebe meine Seele entflammen würde, selbst wenn sie mich noch in jungen Jahren verzehrt …« Kat presste theatralisch die Hände aufs Herz und stieß einen Seufzer aus, was Achilles ein leises Lachen entlockte, und kam endlich zum Punkt: »Dann hätte ich wahrscheinlich die lächerlich romantische Entscheidung getroffen und sie später bereut.«
    »Du hättest die Liebe bereut?«
    »Eine stürmische Affäre mit einem Mann, von dem man besser die Finger lassen sollte, ist keine Liebe, sondern nur etwas, was sich ein Teenager unter Liebe vorstellt. Und außerdem weiß ich jetzt als erwachsene Frau, dass man beides haben kann, wenn man die richtigen Entscheidungen trifft.«
    »Beides?«
    »Ja, man kann eine heiße Liebesbeziehung haben, die tatsächlich hält, und er muss nicht der böse Junge sein, mit dem deine Mutter dich nie hätte ausgehen lassen. So eine Beziehung muss aber auf realistischen Grundpfeilern basieren – auf Kommunikation, Respekt und solchen Dingen – und nicht etwa auf …« Nach kurzem Zögern verdrängte sie die Anspielung auf Romeo und Julia, die ihr sofort in den Kopf schoss, und fuhr stattdessen fort: »… und nicht auf der Wunschvorstellung von Liebe – oder besser gesagt, von Lust – auf den ersten Blick.« Sie schaute zu ihm auf, um zu sehen, ob er ihr überhaupt noch zuhörte, aber zu ihrer Überraschung musterte er sie mit einem unverkennbar neugierigen Gesichtsausdruck. »Das heißt, du hättest auch beides haben können.«
    »Was meinst du damit?«
    Sein grimmiger Tonfall ließ Kat vermuten, dass sie zu weit gegangen war, aber jetzt gab es kein Zurück mehr.
    »Du bist auch ohne den Berserker ein großartiger Kämpfer und ein toller Anführer. In den paar Tagen, die ich hier bin, habe ich miterlebt, wie du dem König einer ganzen Nation die Stirn geboten hast, wie du deine Männer anführst, die dir mit absoluter Loyalität folgen, und wie du vier Gegner gleichzeitig besiegt hast. All das hast du ohne den Berserker geschafft.«
    Einen langen Moment schwieg Achilles, und als er schließlich sprach, war das Bedauern in seiner Stimme unüberhörbar. »Das Rad der Zeit lässt sich nicht zurückdrehen.«
    »Ja, wahrscheinlich nicht«, antwortete Kat und musste plötzlich an die Königin des Olymp denken.

    Kat erkannte schnell, dass der Mangel an fließend warmem Wasser und Internet nicht halb so schlimm war wie der Mangel an Lebensmittelgeschäften. Kaum hatten sie das Lager erreicht, da warf Achilles der Dienerin Aetnia die Barsche vor die Füße und befahl ihr in schroffem Ton, sie zuzubereiten, dann

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