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Mythica 06 - Goettin des Sieges

Mythica 06 - Goettin des Sieges

Titel: Mythica 06 - Goettin des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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schockiert oder bestürzt aus bei dem Gedanken, sie könnte alt sein, sondern einfach nur neugierig. »In meiner Zeit war ich fast ein Jahrzehnt älter als du«, antwortete sie lächelnd.
    Jetzt machte er doch ein schockiertes Gesicht. »Hast du deinen Mann und deine Kinder zurückgelassen?«
    »Gott, nein. Ich war nie verheiratet und habe auch keine Kinder.«
    »Hast du einer Göttin Keuschheit geschworen?«
    »Hera und Athene waren deswegen auch etwas verwirrt, aber in der modernen Menschenwelt heiraten Frauen nicht so jung, weißt du. Jedenfalls nicht die gebildeten Frauen, nicht die Frauen mit Verstand und guten Zähnen. Genaugenommen heiraten manche Frauen überhaupt nie. Und bekommen auch keine Kinder. Wir müssen das nicht.«
    »Was fangt ihr dann mit eurem Leben an?«
    Kat grinste. »Genau das, was wir wollen.«
    »Dann seid ihr ja wie Männer!«, rief Achilles, als hätte er endlich verstanden, worum es ging.
    »Von deinem Standpunkt aus stimmt das vermutlich.« Sie sah ihn mit hochgezogenen Brauen an. »Und falls du dich das fragst – ich habe nicht vor, mich zu ändern, auch wenn ich mich in einer anderen Welt befinde.«
    Er musterte sie nachdenklich. »Heißt das, du willst niemals heiraten und Kinder kriegen?«
    Kat achtete nicht auf das leichte Kribbeln, das die Frage in ihr auslöste. »Nicht unbedingt. Es bedeutet, wenn ich heirate und Kinder bekomme, tue ich es, weil ich es will, und nicht, weil man es von mir erwartet.«
    »Einverstanden«, sagte er.
    »Gut. Aber jetzt möchte ich eine Geschichte von dir als kleinem Jungen hören.«
    »Eine peinliche Geschichte.«
    »Ja, unbedingt, das sind immer die Besten.«
    »In Ordnung.« Er setzte sich zurecht, schlug die Beine übereinander und trank beim Sprechen gelegentlich einen Schluck Wein, während Kat sich eifrig durch den Picknickkorb arbeitete. »Als ich ein kleiner Junge war, wollte ich nicht glauben, dass ich ertrinken könnte.«
    »Das leuchtet ein – wo deine Mom doch eine Meeresgöttin ist und alles.«
    »Es wäre noch einleuchtender gewesen, wenn ich unsterblich wäre. Aber ich bin nicht unsterblich, auch wenn ich mich so benommen habe.« Bei der Erinnerung begann er den Kopf zu schütteln. »Ich habe meine Kinderfrauen wahnsinnig gemacht. Und als ich zu groß war für Kinderfrauen, habe ich meine Lehrer wahnsinnig gemacht. Ich habe völlig irrsinnige Risiken auf mich genommen – bin viel zu weit ins Meer hinausgeschwommen, wurde vom Sog erwischt und bin nur mit knapper Not dem Tod entronnen. Solche dummen, leichtsinnigen Dinge habe ich angestellt. Es wurde so schlimm, dass mein Vater mir verbieten wollte, überhaupt ans Meer zu gehen.«
    »Das hätte deiner Mutter aber bestimmt nicht gefallen.«
    Er lachte. »Nein, überhaupt nicht. Aber es hat ihr auch nicht gefallen, ständig befürchten zu müssen, dass ihr einziger Sohn bei einem selbstverschuldeten Unfall ums Leben kommt. Deshalb haben die beiden sich schließlich zusammengetan, um mir eine Lektion zu erteilen.«
    »Klingt nicht gut«, meinte Kat und ließ sich von ihm den Weinschlauch reichen.
    »War es auch nicht. Ich muss ungefähr zwölf Jahre alt gewesen sein, das heißt, Patroklos war noch keine sieben. Er ist mir ständig nachgelaufen wie mein eigener Schatten, aber an diesem Tag hat er mir gesagt, er hätte in einer kleinen Bucht ein verlassenes Boot entdeckt, das er mir unbedingt zeigen wollte.«
    »Und da du ja dachtest, du bist ein Meergott, war ein Boot natürlich perfekt für dich«, meinte Kat.
    »Du benutzt genau die gleichen Argumente wie meine Eltern. Ja, ich habe darauf bestanden, dass Patroklos mich sofort zu meinem Boot führt. Auf dem Weg zur Bucht schlug das Wetter ganz plötzlich um, wie das in Phthia recht häufig geschieht. Ein Sturm zog auf. Ich sah, wie die Fischer an Land zurückkehrten. Aber ich hatte nur Spott für sie übrig – diese Feiglinge! Und so setzten Patroklos und ich die Segel.«
    »Wusste Patroklos vom Plan deiner Eltern?«
    »O nein, er war vollkommen ahnungslos. Mein Cousin ist mit mir aufs Meer hinausgefahren, weil er mir überallhin gefolgt wäre.«
    Kat sah, wie sein Gesicht weich wurde. »Du liebst ihn sehr, nicht wahr?«
    »Er ist Bruder und Sohn für mich«, antwortete Achilles schlicht. »So segelten wir in den Sturm hinaus, und als wir gerade weit genug von der Küste entfernt waren, um in echter Gefahr zu sein, erfasste uns eine Welle und spülte mich über Bord. Patroklos schrie nach mir und versuchte, mir einen Rettungsring

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