Mythica 06 - Goettin des Sieges
vernünftiges Wort mit ihr wechseln können.«
»Dann hatten wir beide recht. Aber was sollen wir jetzt machen? Der Krieg muss ein Ende haben. Jetzt. Sofort.«
»Ich sage es ja ungern, aber ich glaube, wir sollten die Griechen unterstützen. Bringen wir es hinter uns«, meinte Venus und sah ebenfalls stirnrunzelnd in das Orakel.
»Dann werdet Ihr Eurer kleinen Sterblichen also befehlen, sie soll Achilles dazu bringen, seine Myrmidonen in die Schlacht zu führen?«
Venus zögerte und wollte ihrer Königin die Frage offensichtlich nicht beantworten.
»Venus! Wir sind uns doch wohl einig! Ihr müsst dafür sorgen, dass Achilles seine Myrmidonen in die Schlacht führt.«
»Vermutlich habt Ihr recht«, räumte Venus etwas widerwillig ein.
»Natürlich habe ich recht. Das haben wir ja bereits festgestellt. Jetzt müssen wir erst einmal dafür sorgen, dass alles möglichst rasch über die Bühne geht, bevor Zeus davon Wind bekommt. Er soll neutral bleiben, und deshalb dürfen wir uns eigentlich auch nicht einmischen«, sagte Hera.
»Aber wir alle kennen seine Schwäche für die Trojaner, vor allem für den alten Priamos«, entgegnete Venus.
»Ich weiß, ich weiß, Zeus hat die ganze Sache angefangen, indem er vor all den Jahren Laomedon gegen Poseidon unterstützt hat, obwohl er niemals einem Sterblichen gegen einen Meergott hätte den Rücken stärken dürfen, aber die beiden streiten sich ständig über irgendwas, und Zeus ist schrecklich nachtragend. Ich wünschte wirklich, er würde …«
» Hera! Meine Ehefrau! Wo bist du ?«, schallte in diesem Moment Zeus’ Donnerstimme durch den Olymp.
Schuldbewusst sprang Hera auf.
Venus verdrehte die Augen. »Er ist dermaßen autoritär. Und es ist echt unhöflich von ihm, quer durch den Olymp nach dir zu brüllen.«
»Meint Ihr, das weiß ich nicht?« Hera eilte zu ihrem Orakel und wedelte mit der Hand darüber, um die Szene aus Troja zu löschen. »Wenn ich mal ein Anliegen habe, meint Ihr, da ist er aufzutreiben? Natürlich nicht. Aber wenn er auch nur die kleinste Kleinigkeit von mir will, dann zögert er keine Sekunde, mir mit seinem aufdringlichen Gebrüll auf die Pelle zu rücken.«
»Vielleicht sollte ich mal mit ihm reden«, bot Venus hilfsbereit an. »Die Liebe hat Rechte, die andere Unsterbliche nicht haben, wisst Ihr. Selbst der König des Olymp kann gelegentlich mal einen kleinen Ehe-Tipp vertragen.«
»Nein, nein, nein, danke, auf keinen Fall. Unsere Ehe ist vollkommen in Ordnung.«
Venus sah sie zweifelnd an. »Na ja, Große Göttin, ich kann Euch nur sagen, dass Ihr ihn ablenken müsst, solange ich da unten meinen Zauber wirke.« Sie machte eine Handbewegung zu dem jetzt leeren Orakel.
» Hera !« Diesmal war Zeus’ Stimme schon viel näher.
»Ja, natürlich. Geht. Ich kümmere mich hier um alles«, versprach Hera.
»Das hier hilft bestimmt dabei.« Venus schnippte mit den Fingern in Heras Richtung und überschüttete sie mit Diamantenstaub, der bis in ihre Haut eindrang.
»Wa…«, setzte Hera an, und schnappte heftig nach Luft, als ihr plötzlich heiß wurde und ihre Brustwarzen sich ganz von selbst aufrichteten.
»Nur ein kleines lustvolles Geschenk der Liebe für die Große Göttin.« Venus zwinkerte Hera zu und verschwand.
Am ganzen Körper vibrierend, eilte Hera aus dem Allerheiligsten und stieß mit ihrem stattlichen Ehemann zusammen.
»Zeus! Was denkst du dir denn dabei, dich so anzuschleichen?«
»Ich mich anschleichen? Der Oberste Herrscher der Götter schleicht sich nicht an! Und warum rennst du hier herum wie das leibhaftige schlechte Gewissen?«, fragte er und spähte über Heras Schulter in das Allerheiligste, das sie soeben verlassen hatte.
»Ich renne nicht, und ich habe ganz sicher kein schlechtes Gewissen. Ich habe lediglich auf dein Rufen reagiert wie jede aufmerksame Ehefrau.«
Zeus schnaubte.
»Warum brüllst du nach mir und störst damit den ganzen Olymp?«, konterte Hera.
»Ich konnte dich nicht finden. Du warst nicht in deinem Thronzimmer. Und nicht im Garten, wo du für gewöhnlich um diese Tageszeit spazieren gehst. Deshalb habe ich nach dir gerufen. Aber ich habe nicht gebrüllt«, erwiderte er vorwurfsvoll.
»Natürlich hast du nicht gebrüllt«, beschwichtigte ihn Hera, änderte geschmeidig ihre Laune, lächelte und winkte die Bemerkung fort. »Was wünschst du denn, mein Ehegatte?«
»Ich habe dich in letzter Zeit so wenig gesehen und dachte, vielleicht hast du Lust, mich bei einem Besuch in die alte
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