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Mythica 06 - Goettin des Sieges

Mythica 06 - Goettin des Sieges

Titel: Mythica 06 - Goettin des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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diskutierte die Kriegsgöttin ihre Schlachtpläne mit einem Sterblichen, statt ihm zu befehlen, was er zu tun hatte.
    Und Odysseus’ Herz machte einen Sprung.

    Kat war so nervös, dass ihre Beine zitterten. Als das erste Grau die Dunkelheit der Nacht milderte, goss sie den Schlaftrank in einen Tonkrug, der halbvoll mit Rotwein war, nahm zwei Kelche von einem Nachttischchen und verließ ihr Zimmer.
    Im Palast herrschte tiefe Trauer – gedämpftes Weinen, melancholische Stille. Die Korridore waren still und leer, beleuchtet nur hier und dort von einem Wandleuchter. So wanderte Kat ungehindert in die Richtung, die sie sich gemerkt hatte. Ihr Orientierungssinn war ziemlich gut, aber nach einer Weile begann sie zu zweifeln, ob sie die Nische in der Mauer jemals finden würde. Doch dann bog sie um eine Ecke und sah eine einfach gekleidete Frau mittleren Alters aus einem Seitenraum kommen.
    »Herrin, geht es Euch gut? Kann ich etwas für Euch holen?«, fragte die Dienerin, knickste hastig und sah Kat besorgt an.
    »Ich hab mich verirrt«, platzte Kat heraus. Sie hatte sich alle möglichen Reaktionen auf alle möglichen Situationen zurechtgelegt und war zu dem Schluss gekommen, dass es das Beste war, so nah wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben, denn das reduzierte die Fehlerquellen. Trotzdem plapperte sie weiter: »Ich weiß, es ist albern, aber ich bin irgendwie durcheinandergekommen. Das … das liegt bestimmt daran, dass ich nicht mehr richtig geschlafen habe, seit …« Kat ließ den Satz unvollendet, und es fiel ihr leicht, so zu tun, als wäre sie aufgeregt, verängstigt und völlig desorientiert.
    »Oh, Herrin! Natürlich seid Ihr nicht ganz Ihr selbst. Lasst Euch von mir in Euer Gemach zurückführen.«
    »Kannst du mich bitte stattdessen zu den Kriegern führen, die am Tor Wache stehen?«
    »Zu den Torwächtern? Wieso das denn, Prinzessin?«
    »Ich habe gehört, dass die beiden Männer, die den, äh, den Hebel zum Öffnen des Tors bedienen« – Kat hoffte, dass sie keinen allzu großen Quatsch redete –, »dass diese Männer entscheidend zu meiner Befreiung beigetragen haben.« Das Gesicht der Dienerin war immer noch ein großes Fragezeichen, also griff Kat auf das Einzige zurück, was ihr noch einfiel. Sie brach in Tränen aus. »Ich muss ihnen danken! Hektor würde das wollen. Es ist alles so schrecklich«, schluchzte sie laut.
    »O Prinzessin! Bitte weint doch nicht. Jetzt seid Ihr doch wieder zu Hause, Herrin. Alles wird gut.« Zögernd streckte die Dienerin die Hand aus, als wollte sie Kat in den Arm nehmen, wäre aber nicht ganz sicher, ob es sich schickte.
    »Bringst du mich zu den Torwächtern, bitte?«
    »Natürlich, Prinzessin. Ihr seid müde und erschöpft, da seid Ihr einfach in die falsche Richtung gegangen. Ihr werdet sehen, der Wachraum ist nicht weit von hier. Ihr wart fast am Ziel.«
    Unter tröstlichem Geplauder führte die Frau Kat um eine weitere Biegung, bog dann nach rechts ab, und schon standen sie vor einem schmalen Torbogen. Durch die offene Tür blickte man auf eine steinerne Galerie, auf der sich die Holzplattform und die Nische in der Stadtmauer befanden. Genau wie Kat es von ihrem Balkon aus gesehen hatte, stand einer der Krieger auf der Plattform Wache, und ein anderer hatte seine Position zwischen der Kette und den Hebeln eingenommen.
    Kat schniefte und lächelte. »Ich danke dir.«
    »Soll ich auf Euch warten, Herrin, und Euch zu Euren Gemächern zurückführen?«
    »Nein danke, das ist nicht nötig. Du hattest recht, ich habe nur kurz die Orientierung verloren. Aber jetzt weiß ich wieder, wo ich bin.«
    »Sehr gut, Herrin.« Die Frau knickste erneut, warf Kat noch einen besorgten Blick zu und ging dann den Weg zurück, den sie gekommen waren, bis sie schließlich um die Biegung verschwand.
    Kat wischte sich die Augen mit dem Ärmel trocken, setzte ihr bestes Jungfrau-in-Nöten-Gesicht auf und ließ ihre Stimme so jung wie möglich klingen.
    »Ich wollte mich bei euch bedanken.«
    Die beiden Männer machten erstaunte Gesichter.
    »Weil ihr mich gerettet habt vor den …« Sie brach ab und begann wieder zu schluchzen.
    Die Verwirrung der beiden Männer verwandelte sich in Panik.
    »Prinzessin Polyxena, das ist nicht nötig. Wir haben nicht …«
    »O doch! Ihr habt mich gerettet! Ich wäre immer noch dort bei den Griechen, in diesem schrecklichen Lager, wo sie …« Sie ließ ihre Erklärung in unverständlichem Gebrabbel ausklingen.
    Die beiden Männer sahen hilflos und

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