Mythica 06 - Goettin des Sieges
Olymp mit einem Zauberbann zu belegen, das ist viel schwieriger als …«
»Müsst Ihr denn immer gleich an die Genitalien denken? Ich rede von den Trojanern und den Griechen. Das dürfte kein Problem sein, wenn wir drei unsere Kräfte kombinieren. Wir löschen einfach alles, was nach der Vernichtung des Berserkers geschehen ist, aus der Erinnerung des Sterblichen.«
»Können wir das allen Ernstes?«, fragte Hera, schon etwas munterer.
»Ich wüsste nicht, was uns daran hindern sollte«, antwortete Venus und warf Athene einen kritischen Blick zu. »Wisst Ihr, der ganze Sex tut Euch offensichtlich echt gut. Natürlich erwähne ich das nur ungern, aber ich habe es Euch gesagt.«
»Obwohl es mir schwerfällt, muss ich gestehen, dass Ihr recht habt«, antwortete Athene. Als sich daraufhin ein triumphierendes Lächeln auf Venus’ Gesicht ausbreitete, fügte sie schnell hinzu: »Diesmal jedenfalls.« Dann blickte die grauäugige Göttin hinaus auf das Schlachtfeld, magnetisch angezogen von dem großen Krieger, den sie so sehr liebte. »Odysseus, komm zu mir«, flüsterte sie. Selbst aus der Ferne sah sie, dass er zu ihr schaute, lächelte und auf sie zukam.
»Warum ruft Ihr ihn? Wir wollen doch das Gedächtnis der Sterblichen löschen«, sagte Hera.
»Seines nicht«, widersprach Athene. »Der Rest kümmert mich nicht, aber Odysseus wird sich immer an alles erinnern.«
»Das ist nur recht und billig«, meinte Venus. »Sie liebt ihn. In seinem Gedächtnis herumzupfuschen würde auch die Erinnerung an das, was sie zusammen erlebt haben, in Mitleidenschaft ziehen.«
Diesmal lächelte Athene die Göttin der Liebe ausnahmsweise mit ehrlicher Wertschätzung an. »Danke, Venus.«
»Kein Problem, Göttin des Krieges.« Venus salutierte scherzhaft vor ihrer Mitgöttin.
»Wenn wir ihre Erinnerung löschen, womit füllen wir dann den leeren Platz?«, fragte Hera.
»Wir könnten Poseidon die Schuld geben«, schlug Athene vor. »Er ist sowieso hier und hat offensichtlich ein Hühnchen mit den Trojanern zu rupfen.«
»Nein, jeder weiß doch, dass er die trojanischen Mauern nicht berühren konnte, bevor sie gestürmt worden sind. Diese Abmachung hat er vor Jahrzehnten mit König Laomedon getroffen. Wenn er sie hätte brechen können, hätte er das längst getan. Außerdem wollen wir den Meergott nicht verärgern, Ihr wisst ja selbst, was für scheußliche Auswirkungen es haben kann, wenn das Meer in Aufruhr gerät«, sagte Hera.
Plötzlich fing Venus an zu kichern. »Ich hab’s! Das ist perfekt. Erinnert ihr Euch noch an das blöde Trojanische Pferd, das sich dieser komische Schreiberling zusammen mit der Geschichte um Achilles’ Ferse ausgedacht hat?«
»Natürlich erinnern wir uns daran. Die Idee war genauso an den Haaren herbeigezogen wie die Sache, dass wir drei den Trojanischen Krieg angefangen haben.« Hera schauderte.
»Also, ich finde, wir könnten diese absurden Gerüchte und weitschweifigen Geschichten für unsere Zwecke nutzen. Hexen wir das Trojanische Pferd in die Stadt und setzen den Sterblichen diese Erinnerung in den Kopf«, schlug Venus vor.
»Brillant!«, rief Hera.
»Das gefällt mir«, meinte auch Athene.
»Was ist ein Trojanisches Pferd?«, fragte Odysseus.
Athene lächelte ihn liebevoll an. »Und wir schreiben Odysseus das Verdienst zu, auf die Idee gekommen zu sein.«
Athene und Hera zuckten mit den Schultern.
»Meinetwegen«, sagte Venus, und Hera nickte.
»Was ist ein Trojanisches Pferd?«, erkundigte Odysseus sich erneut.
»Das erkläre ich dir später«, antwortete Athene. »Jetzt solltest du vielleicht lieber einen Moment beiseitetreten.«
Die drei Göttinnen fassten sich an den Händen und gingen zusammen aufs Schlachtfeld. Als sie sich den Stadtmauern näherten, begannen die Göttinnen mit vereinten Kräften zu strahlen, und ihre Stimmen tönten laut durch Troja. Für die Sterblichen fühlte es sich an wie ein reinigender Regen.
» Unsere Aufgabe ist vollendet. Der Trojanische Krieg ist zu Ende «, begann Athene.
» Aber die Erinnerung daran werden wir drei heute bei Sonnenuntergang verblassen lassen «, fuhr Venus fort.
»Und mit der Morgendämmerung werden neue Erinnerungen kommen, und eine neue Ära wird beginnen «, schloss Hera.
Dann hoben die Göttinnen die Arme und richteten in perfekter Übereinstimmung ihre Kräfte auf Troja. Im selben Moment, als hinter ihnen die Sonne blutrot im Meer versank, erschien ein massives hölzernes Pferd.
»Tja, das war’s«, stellte
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