Mythica 06 - Goettin des Sieges
für Euer freundliches Angebot, aber nicht ich bin es, dem Ihr eine Belohnung schuldet.« Achilles nahm Kats Arm und präsentierte sie Poseidon. »Diese sterbliche Frau ist verantwortlich, sie hat Euch das Stadttor von Troja geöffnet.«
Poseidon starrte auf Kat herab, und da sie unsicher war, was die antike Etikette in einem solchen Fall vorsah, knickste sie nervös.
»Diese kleine Menschenfrau hat das getan, wozu die ganze griechische Armee nicht in der Lage war?«
»Ja«, antwortete Kat schlicht.
Poseidon beugte sich vor, um sie genauer zu betrachten, dann wurden seine Augen groß. »Du! Aber du bist doch die trojanische Prinzessin Polyxena!«
»So sehe ich jedenfalls aus«, antwortete Kat leise.
»Dann sieht es auch so aus, als würde ich dir eine zweifache Belohnung schulden – eine dafür, dass du die Mauern von Troja durchbrochen hast, und die andere als Ausgleich für ein kleines, äh, ein kleines Missverständnis, das ohne göttliches Eingreifen sehr schlimm hätte ausgehen können.« Der Gott machte tatsächlich einen zerknirschten Eindruck und warf Thetis einen schuldbewussten Blick zu. »Nun, Prinzessin, was für eine Belohnung wählst du? Du kannst alles haben, was sich zwischen den weiten Ozeanen der Welt befindet.«
Kat sah Achilles fragend an, aber er sagte: »Wähle du für uns, Prinzessin.« Sie blickte über die Schulter zu Patroklos und zu Jacky, die nickte und ihr zulächelte.
Kat holte tief Luft. »Ich weiß genau, was ich möchte. Ich möchte, dass du mir eine Insel schenkst, die vor der Welt verborgen werden kann – einen abgelegenen Ort von unvorstellbarer Schönheit, der der Heilkunst, dem Frieden und den Göttinnen gewidmet ist.«
Nachdenklich strich Poseidon sich über den Bart. »Ich glaube, solch eine Insel besitze ich, aber sie ist weit von hier entfernt. In einer anderen Zeit – an einem anderen Ort.«
Kat drückte Achilles’ Hand. »Je weiter, desto besser.«
»Dann kommt!« Poseidon machte eine Handbewegung über die Bucht. Die myrmidonischen Schiffe mit den schwarzen Segeln zerstreuten sich wie Herbstblätter, als ein Schiff aus schimmernden Perlen an die Meeresoberfläche emporstieg. Das Wasser der Bucht teilte sich, so dass sich ein trockener Pfad vom Land zu dem glitzernden Schiff bildete.
Achilles trat seinen Männern gegenüber. »Ich kann euch nicht länger anführen. Der Achilles, der euch geführt hat, ist in den Flammen auf dem trojanischen Schlachtfeld gestorben. Ich möchte nicht mehr kämpfen, ich brauche keinen Ruhm, ich wünsche mir nur noch die Magie des Friedens. Wenn auch ihr euch das wünscht, könnt ihr euch uns gern anschließen.« Sein Lächeln flackerte. »Aber nur, wenn ihr bereit seid, euch den Göttinnen zu unterwerfen.« Dann nahm er Kats Hand, und sie gingen den gottgemachten Weg entlang, gefolgt von Jacky und Patroklos.
Als Kat einen Blick zurückwarf, sah sie zu ihrer Freude, dass fast alle Myrmidonen und auch einige der Kriegsbräute – einschließlich Aetnia – ebenfalls den Weg zu dem Perlenschiff wählten.
»Äh, Poseidon?«, rief Jacky, als der letzte Myrmidone an Bord gegangen war und sie, Kat, Patroklos und Achilles an den Bug des Schiffes traten.
Der Meergott blickte auf Jacky hinunter, und seine buschigen Brauen hoben sich, als er sah, was sie anhatte. »Ja, sterbliche Frau in dem höchst sonderbaren Kostüm, du hast eine Frage an Poseidon?«
»Ja. Ich wollte gern wissen, ob die Insel, die du der, äh, der Prinzessin schenken willst, auch einen Namen hat?«
»Ja, den hat sie. Die Sterblichen nennen sie Avalon.«
Kat und Jacky wechselten überraschte Blicke.
»Herr des Himmels«, flüsterte Jacky, fächelte sich Luft zu und lehnte sich an Patroklos. »Mein Herz! Ich spüre mein Herz wieder.«
»Heilige Scheiße«, stieß Kat hervor und schüttelte benommen den Kopf.
»Mein Gott, Kat! Ich kann es gar nicht erwarten, die Einwohner kennenzulernen«, sagte Jacky leise lachend.
Achilles nahm Kat in die Arme. »Ist alles in Ordnung? Kennt ihr diese Insel namens Avalon?«
Noch immer wie betäubt, blickte Kat in seine schönen Augen. »Ja. Und sie ist absolut perfekt.«
Dann zog sie Achilles zu sich und küsste ihn, während Poseidon erneut die Hand hob und das Wasser an seinen normalen Platz zurückkehrte. Gemächlich glitt das Perlenschiff aufs Meer hinaus, mitten hinein in eine magisch schimmernde Nebelbank. »Ich wünsche euch eine gute Reise und eine gesegnete Zukunft!«, rief der Meergott ihnen nach.
»Kat, hör mal
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