Mythica 06 - Goettin des Sieges
Strand geschickt hatte, achtete aber darauf, dass ihr Gesicht und ihre Stimme neutral blieben. »Was ist denn passiert, als du im griechischen Lager warst?«
»Da hab ich Briseis gesehen. Sie hat mit einer Gruppe von Kriegsbräuten bei Acalles Lagerplatz gesprochen. Sie … sie hat über Euch geredet, und …« Aetnia verstummte und warf Jacky, die sie wütend anfunkelte, ängstliche Blicke zu.
»Briseis hat also über Melia und mich geredet«, wiederholte Kat, drückte Aetnias Schulter und zwang sie, ihre Aufmerksamkeit von Jacky zu lösen. »Was hat sie gesagt?«
»Und warum hat das irgendwas mit dem Überfall auf die Prinzessin zu tun?«, fügte Achilles hinzu, in einem Ton, der zeigte, dass auch er sich bemühte, ruhig zu bleiben.
Kat konnte fühlen, wie Aetnia zu zittern begann. »Rede einfach mit mir. Alles wird gut«, beschwichtigte sie die Dienerin. »Was hat Briseis gesagt?«
»Sie hat Melia eine Hexe genannt und gesagt, sie hätte Patroklos verzaubert und würde wahrscheinlich auch Euch Zaubersprüche lehren.«
Kat hörte Patroklos schnauben, und Jacky bekam einen kleinen Hustenanfall.
»Ist das alles, was Briseis gesagt hat?«
»Nein. Sie hat gehört, wie ich Acalle nach ihrem Spezialtee für Euch gefragt habe, und da hat sie mir gesagt, wenn ich Euch vor Melias schlechtem Einfluss schützen möchte, dann soll ich dafür sorgen, dass Ihr an den Strand geht, damit Achilles’ Mutter, die Meergöttin Thetis, Euch gegen Hexerei immun machen kann. Deshalb hab ich Euch gesagt, Achilles wäre am Strand. Ich wollte Euch nur beschützen, Herrin! Bitte glaubt mir!« Und wieder brach sie in Tränen aus.
»Diese Schlampe hat dich reingelegt!«, rief Jacky entrüstet und musterte Aetnia verächtlich. »Ich meine nicht dich, ich meine Briseis.« Dann schaute sie zu Patroklos, der neben Achilles stand. »Und hast du gewusst, dass ich dich verhext habe, Blondie-Bär?«
Patroklos grinste. »Aber natürlich, meine Schöne.«
Jacky machte schmatzende Kussgeräusche in seine Richtung.
Kat ignorierte die beiden und blickte stattdessen Achilles an, dessen Gesicht sich zu einer undurchschaubaren Maske verhärtet hatte. »Wow, Briseis hat es ja richtig auf dich abgesehen, Achilles. Ihr ist offensichtlich jedes Mittel recht, um mich loszuwerden.«
»Das kann nicht sein. Sie wollte mich überhaupt nicht. Sie hat sich mir gegenüber benommen wie alle anderen Frauen auch«, entgegnete Achilles. Dann wurde sein Gesichtsausdruck etwas sanfter. »Alle außer dir, Prinzessin.«
»Hättest du es denn überhaupt bemerkt, wenn sie dich gewollt hätte?«, fragte Jacky. »Ich meine das nicht als Beleidigung oder so, Achilles, aber du kommst mir nicht so vor, als wärst du ein Experte für das, was Frauen sich wünschen.«
»Jetzt werde mal nicht gemein«, sagte Kat.
»Ich bin nicht gemein, ich sage nur die Wahrheit. Womöglich steht Briseis total auf Achilles, und er hat es nur nicht mitgekriegt. Hast du nicht gesagt, sie hat dir in Agamemnons Zelt böse Blicke zugeworfen?«
»Ja, das hat sie«, bestätigte Kat.
»Es ist nicht Briseis. Es ist Agamemnon«, unterbrach Achilles.
»Häh?«, sagten Kat und Jacky gleichzeitig.
»Geh zum Lagerfeuer und mach der Prinzessin etwas zu essen«, sagte Achilles zu Aetnia, ehe er weitersprach. Die Dienerin sprang sofort auf und rannte stolpernd zum Feuer. »Briseis hat dich nicht aus Verlangen nach mir zum Strand und in den Tod geschickt. Sie verfügt nicht über die Macht, Meereskreaturen herbeizubefehlen.«
»Aber Agamemnon sehr wohl. Er hat es auch schon früher getan«, sagte Patroklos.
Achilles nickte. »Briseis ist nur Agamemnons Sprachrohr – das Werkzeug, das er benutzt hat, um die Prinzessin in Gefahr zu bringen.«
»Aber warum? Was hat er denn gegen mich?«
»Gegen dich hat er gar nichts, aber gegen mich«, erklärte Achilles. »Der König und ich sind schon seit langem Feinde.«
»Mehr als das«, fügte Patroklos hinzu. »Agamemnon versucht, dich zurück in den Kampf zu zwingen.«
»Warum denkt er, wenn er mich umbringt, ist das für Achilles eine Motivation, wieder in den Kampf einzusteigen?«
»Hast du nicht gehört? Wir sind doch beide von euch verhext worden.« Patroklos’ Lächeln war jungenhaft und liebenswürdig wie immer, aber Kat war erstaunt über die dunklen Schatten, die sie erst jetzt unter seinen ausdrucksvollen Augen bemerkte. Und hatte er abgenommen? Jedenfalls traten seine hohen Wangenknochen heute deutlicher hervor.
»Wenn man uns Hexen
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