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Mythica Bd. 5 - Göttin der Rosen

Mythica Bd. 5 - Göttin der Rosen

Titel: Mythica Bd. 5 - Göttin der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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Nervenzusammenbruch erlitt oder zu viel getanzt hatte. Ihr Körper reagierte auf die Krankheit der Rosen.
    Warum hatte Hekate sie nicht vor dem bemitleidenswerten Zustand der Rosen gewarnt? Mikki runzelte die Stirn. Was hatte die Göttin gesagt? Du solltest wissen, dass diese Welt zu lange ohne seine Empousa auskommen musste. Die Rosen werden deine Zuwendung brauchen …
    Mikki ließ ihren Blick über die Beete in ihrer Nähe wandern, in denen sie andere alte Gartenrosen wie die Eglantine und LaVille de Bruxelles erkannte. Auch sie sahen krank aus! Sie brauchten eindeutig mehr als ein bisschen Zuwendung.
    »Wir dachten, jetzt, wo Ihr hier seid, würde alles gut werden. Wir konnten sogar genau sagen, wann Ihr angekommen seid, weil die Rosen plötzlich wieder anfingen zu blühen.«
    »Gii, diese Rosen werden nicht gesund. Sie sind unterentwickelt und kraftlos! Und diese jämmerlichen Dinger hier sind keine normale Blüten, sondern eher … eher letzte Todeszuckungen!«
    Dann, als würde die Göttin immer noch neben ihr stehen, hörte sie in Gedanken Hekates Stimme. Die Gärten sind von einer Mauer aus Rosen umgeben … Die Rosenmauer bildet die Grenze zwischen den Welten … Wenn die Rosen erkranken, dann leidet das ganze Reich. Mikki fröstelte, und auf einmal spürte sie die Warnung, die in den Worten enthalten war.
    Sie musste den Wächter rufen.

16
    »Gii, sehen alle Rosen im Reich so aus wie diese hier?«
    Die Dienerin nickte und wiederholte dann in kindlichem Ton: »Wir dachten, jetzt, wo Ihr hier seid, würde alles gut werden.«
    Mikki setzte ein Lächeln auf, von dem sie hoffte, dass es nicht allzu falsch aussah. »Ich denke, das wird es auch, aber nicht von selbst. Ich möchte, dass du als Erstes all die Frauen zusammenrufst, die gestern mit uns getanzt haben. Sag ihnen, ich werde vor Hekates Tempel auf sie warten. Und hol auch die anderen Dienerinnen.«
    »Ja, Empousa.« Gii knickste, blieb dann aber doch noch kurz stehen, bevor sie sich auf den Weg machte. »Kommt Ihr nicht mit?«
    »Nein, geh schon mal vor. Wir sehen uns nachher am Tempel. Ich muss hier noch etwas erledigen.«
    Gii warf ihr erleichtert einen Blick zu, bevor sie davoneilte. Mikki wartete, bis das Mädchen hinter einer Biegung des Pfades verschwunden war, der sich zwischen zwei weiteren Beeten kranker Rosen hindurchzog, dann ging sie entschlossen zu der Treppe zurück, die auf ihren Balkon führte. Hatte sie die richtige Entscheidung getroffen? Sie hoffte es. Nein, sie wusste es. Als ihr klargeworden war, wie krank die Rosen – alle Rosen – waren, hatte sie tief in ihrem Inneren das unverkennbare Frösteln nahender Gefahr gespürt.
    Mikki ging zwei Stufen hinauf, blieb stehen, überlegte es sich dann anders und stieg noch eine Stufe höher. So. Wenn sie hier stand, musste sie eigentlich groß genug sein.
    Sie schloss die Augen. Genau wie sie vorhin Gii gerufen hatte, rief sie jetzt ihn. Sie dachte an seine Stärke … an die Macht in seiner Stimme … an die Fürsorglichkeit, mit der er das Abendessen für sie hatte anrichten lassen … an die warmen Pantoffeln und die Rosenknospe in ihrem Kristallkelch …
    »Wächter«, flüsterte sie, »komm zu mir.«
    Die Luft schien sich zu verdichten und mit einem zornigen Summen gegen ihre Haut zu drücken.
    »Warum habt Ihr mich gerufen?«
    Einen Atemzug lang presste Mikki ihre Augen noch fester zusammen. Die Gärten gehören mir. Er ist nur ein Wachmann, nicht unheimlicher als ein schwieriger Angestellter. Sie öffnete die Augen.
    Er stand nur wenige Meter von ihr entfernt. Wie konnte irgendeine lebendige Kreatur nur so riesig sein? Auf jeden Fall war es eine gute Entscheidung gewesen, noch die eine Stufe höher zu steigen. Im hellen Morgenlicht wirkte er weniger menschlich als in der Nacht zuvor. Er trug immer noch die kurze, militärisch aussehende Tunika mit dem ledernen Brustharnisch, was den animalischen Eindruck der Hufe und Hörner ein wenig milderte, aber dennoch wirkte er keineswegs zivilisiert … oder gar kontrollierbar. Mikkis Mund wurde trocken, und sie musste zweimal schlucken, bevor sie ihre Stimme wiederfand.
    »Ich habe dich gerufen, weil Hekate mir gesagt hat, ich soll dich zu Hilfe holen, wenn ich denke, dass ihr Reich in Gefahr ist.« Sie musste sich zum Sprechen zwingen, wodurch ihre Stimme unbeabsichtigt laut und ungehalten klang. Als der Wächter sie daraufhin überrascht ansah, entschied sie, dass ihre neu entdeckte, wenn auch unbeabsichtigte Bestimmtheit vielleicht gerade

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