Mythor - 027 - Kämpfer der Lichtwelt
streifte er nur und ging dafür auf sein jüngstes Erlebnis im Randgebiet des Hochmoores ein. Er wies auf die Berichte der Moorbewohner hin, die von den abstoßend hässlichen Moorscheuchen und seltsamen Riten der Caer-Priester auf dem Schlachtfeld kündeten, und Mythor gab Bendik als Augenzeugen an. Aber Graf Corian winkte nur ab.
»Diese Torfstecher sind ungebildete und abergläubische Leute«, sagte er. »Von denen lasse ich meine Krieger nicht kopfscheu machen. Nein, auf deren haarsträubende Geschichten gebe ich nichts.«
»Aber mir traust du doch wohl genügend Urteilskraft zu«, beharrte Mythor. »Alles deutet darauf hin, dass die Caer in der Schlacht nicht ihre Krieger zum Einsatz bringen, sondern die Schwarze Magie ihrer Dämonenpriester. Und erinnere dich des Vorfalls auf deiner Burg. Als der Erzmagier Vassander den Tag der Wintersonnenwende als Schlachttermin nannte, da sprach Drudins Wille aus ihm. Und hat dein Sterndeuter Thonensen, dem du vertraust, nicht gesagt, dass gerade an diesem Tag mit der längsten Nacht die Einflüsse der Schatten vorherrschen? Gab er nicht deutlich bekannt, dass zu diesem Zeitpunkt die Kräfte des Lichtes am schwächsten sein würden? Und alle Vorzeichen deuten darauf hin, dass er recht behalten wird. Allein diese Kälte, die über Nacht hereingebrochen ist, sollte dir die Augen öffnen. Diese Kälte ist unnatürlich, sie nimmt den Kriegern die Kraft, lähmt sie förmlich, bringt sie um.«
»Genug«, sagte Corian. Er hatte sich abgewandt, jetzt drehte er sein Gesicht wieder Mythor zu. Er legte dem jungen Recken beide Hände auf die Schultern und sah ihm in die Augen. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Du kannst dir deinen flammenden Mahnruf ersparen. Ich habe die Wahrheit auch so erkannt. Ich glaube dir jedes Wort, und ich habe immer gefühlt, dass Thonensen mit seinen Warnungen recht hatte. Dein Bericht bestätigt, dass das Hochmoor von Dhuannin eine einzige große magische Falle ist. Es ist für mich eindeutig, ich durchschaue den Plan der Caer-Priester im großen und ganzen, wenn ich auch nicht die Einzelheiten kenne.«
»Dann wirst du dich entsprechend verhalten?« fragte Mythor .
»Wie soll ich mich denn verhalten?« erkundigte sich Graf Corian.
»Es gibt doch wohl nur eines zu tun«, sagte Mythor, »nämlich diese Schlacht zu verhindern.«
»Wie stellst du dir das vor?« Graf Corian lachte rau .
»Nun, du brauchst deinen Leuten nur zu befehlen, nicht in die Schlacht zu ziehen«, sagte Mythor. »Du bist der Heerführer, dir wird man gehorchen.«
Corian schüttelte bedauernd den Kopf. »Nein, das geht nicht, die Schlacht wird stattfinden. An dem vorbestimmten Ort und zur festgesetzten Zeit. Wusste ich doch gleich, dass es besser ist, mir deinen Bericht allein anzuhören. Du wirst zu niemandem ein Sterbenswort sagen, Mythor. Das ist ein Befehl!«
»Aber.« Mythor war fassungslos, er verstand Corians Verhalten in keiner Weise. »Ich begreife deine Haltung nicht, Corian. Wieso willst du so viele tausend Krieger ins Verderben rennen lassen?«
»Sprich nicht so, das Verderben ist uns keineswegs gewiss«, sagte Graf Corian barsch. »Die Lichtwelt hat eine Chance, und zwar nur diese eine! Ich will dir ausnahmsweise erklären, welche Beweggründe ich habe, trotz allem in die Schlacht zu ziehen. Es ist eigentlich nur ein einziger Grund: die Verantwortung, die ich als Heerführer habe! Und jetzt hör gut zu, mein junger Eiferer.«
Er holte tief Luft, dann fuhr er eindringlich fort: »Ich könnte mein Heer zurückhalten und möglicherweise auch noch Graf Helvion mit einem Kurier verständigen. Aber was ist mit den anderen Heeren? Mit den Karsh und den Salamitern, den Leonitern und den Kriegern aus Akinlay? Mit den Rebellen unter Cannon Boll? Wie soll ich Herzog Horvand rechtzeitig erreichen, wie das Heer aus Darain? Ja, ich könnte die Krieger aus meinem Volk zurückhalten. Aber die restlichen hunderttausend würden in gutem Glauben an ihre Verbündeten in die Schlacht ziehen. Und sie würden durch unseren Verrat so geschwächt sein, dass ihre Aussichten auf einen Sieg verschwindend gering wären. Hätte ich noch einige Tage Zeit, dann würde ich die Sache verschieben. Da mir die benötigte Zeit nicht zur Verfügung steht, muss die Schlacht geschlagen werden. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.«
»Aber ich«, sagte Mythor. »Du vergisst, dass auch Gapolo die Verhältnisse kennt und seine Krieger zurückhalten wird. Er lässt seine Salamiter bestimmt nicht ins
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