Mythor - 034 - Drachenflug
sahen sich an und versenkten ihre Blicke ineinander. Das Mittel tat seine Wirkung.
Ihre Gedanken griffen über die Einschränkung des Bewusstseins hinaus und berührten sich. Dies war das stumme Wort, das jede durch die Stimme geführte Unterhaltung an Genauigkeit bei weitem übertraf. Eine Unterhaltung begann, die von keinem Außenstehenden belauscht zu werden vermochte. Die Mächte der Schattenzone hatten keine Chance.
*
Er nennt sich Mythor, teilte Vierfaust dem anderen mit.
Mythor, schwangen die Gedanken Dreifingerauges nach. Ein guter Name. Was weißt du über ihn? Stimmt es, was man über ihn sagt – ist er wirklich der Sohn des Kometen?
Vierfaust antwortete mit seinen Gedanken fast im gleichen Moment, in dem Dreifingerauge seine Fragen dachte: Er besitzt Alton, das Gläserne Schwert, das in Xanadas Lichtburg aufbewahrt war. Er besitzt den Helm der Gerechten aus Althars Wolkenhort. Ihm gehorchen Einhorn, Schneefalke und Bitterwolf aus dem verwunschenen Tal. Und er muss hinter den Wasserfällen von Cythor gewesen sein, denn dort beginnen die Prüfungen. Kein anderer als der Sohn des Kometen könnte die einzelnen Stützpunkte des Lichtboten gefunden haben.
Dreifingerauge schwieg sich gedanklich aus. Er wartete ab, was Vierfaust noch berichten würde.
Und er ist im Baum des Lebens gewesen, ergänzte Vierfaust prompt. Denn er trug bei sich einen Zapfen und Lebensharz, das nur von diesem Baum stammen konnte.
Besitzt er es noch? fragte Dreifingerauge gelassen. Es war eine reine Informationsfrage. Der Weise Große stand über diesen Dingen. Er war weder an einem noch am anderen interessiert; selbst wenn Mythor Zentner des Lebensharzes besessen hätte, hätte es Dreifingerauge nur am Rande berührt.
Er besitzt es nicht mehr, klärte Vierfaust ihn auf. Er brauchte das Lebensharz auf, um anderen zu helfen.
Anderen, nicht sich selbst? fragte Dreifingerauge.
Anderen, bestätigte Vierfaust.
So rechnen wir es ihm gut an, meinte der Weise Große. Zudem mag es gut sein, dass er es aufbrauchte, so gibt es niemanden mehr, der es ihm stehlen und missbrauchen kann.
Eine kurze Pause trat ein. Dann kam Dreifingerauges nächste Frage: Besitzt er auch den Sternenbogen und Mondköcher?
Nein!
Bestürzung zeigte sich in den Gedanken des Weisen Großen. Nicht? fragte er erschrocken. Wer dann?
Mythor verriet es mir, entgegneten Vierfausts Gedanken. Sternenbogen und Mondköcher besitzt der Meisterdieb Arruf, der sich seit kurzer Zeit Luxon nennt.
Ach, der…. kamen Dreifingerauges Gedanken gedehnt. Er wird immer dreister in letzter Zeit.
Wieder trat eine Pause ein. Die beiden Großen lösten ihre Hände voneinander und »schwiegen«. Jeder hing seinen Gedanken für sich allein nach. Sowohl der Weise als auch der Stumme Große überlegten, welche Schlüsse sich aus diesen Informationen ziehen ließen. Auf dem Ritt zur Speicherburg hatte Vierfaust selbst darauf verzichtet, tiefschürfende Gedanken über Mythors Existenz zu wälzen. Hier, in Yarman-Rash, war es früh genug, darüber nachzudenken, ob er der Sohn des Kometen sei oder nicht.
Er ist der Sohn des Kometen, dachte Dreifingerauge, der in einer raschen Bewegung Vierfausts Hand wieder berührte.
Ja, bestätigte Vierfaust nur.
Er ist jener, dachte Dreifingerauge weiter, der vor langer Zeit als fünfjähriger Knabe den Großen geraubt wurde. Jene, die ihn nahmen, setzten ihn aus, und die Mam fanden ihn und nahmen ihn mit sich, entführten ihn in den kalten Norden. Sie rissen ihn aus seinem vorbestimmten Weg.
Wieder trat Schweigen ein.
Er ist der Sohn des Kometen, doch das Abweichen vom vorbestimmten Weg schadete ihm, behauptete Vierfaust.
Abermals zeigte Dreifingerauge Bestürzung. Wie? fragte er.
Ich hoffe, dass es der einzige Nachteil ist, der sich für ihn durch das Abweichen ergeben hat… aber es ist schlimm genug. Er kennt das stumme Wort nicht.
Noch größer wurde das Erschrecken des Weisen, wilde Gedanken durchrasten ihn. Der Sohn des Kometen war des stummen Wortes nicht mächtig… War er dann überhaupt noch imstande, für das Licht zu kämpfen, wie es ihm bestimmt war?
Ich versuchte mit ihm durch das stumme Wort zu sprechen, fuhr Vierfaust fort, doch er reagierte nicht darauf. Er verstand meine Gedanken nicht.
Das ist schlimm, gab der Weise Große zurück.
Und jetzt hält ihn der Tod in den Krallen, teilte ihm Vierfaust mit. Wenn man ihm nicht hilft, wird er das Opfer der dämonischen Mächte. Vielleicht sollte man ihm den Helm der Gerechten
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