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Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn

Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn

Titel: Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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in diesem Augenblick starb – das Gefühl war stärker als die Einsicht.
    Die plötzlich aufsteigende Todesfurcht war so groß, so wirklich, dass sie den Verstand lähmte. Nur der Helm der Gerechten nahm der magischen Beeinflussung die todbringende Kraft, und der rasende Ehrgeiz mochte Luxons Verstand vor dem Äußersten bewahren und ihn dies ertragen lassen.
    Mit jedem Schritt verstärkte sich das peinigende Gefühl, die Kontrolle über den eigenen Körper zu verlieren. Als erstes verschwand der Herzschlag, wenig später konnte Mythor nicht mehr sagen, ob er atmete oder nicht. Er spürte seine Brust nicht.
    Er hatte das Gefühl, langsam seinen ganzen Körper einzubüßen, und dieses Gefühl war schrecklich. Es gehörte unerhört viel Willensstärke dazu, nicht einfach davonzulaufen – wie es die anderen getan hatten, die den jämmerlichen Tod durch Hunger und Durst dem Grauen vorgezogen hatten, das in diesem Raum auf sie gewartet hatte.
    Irgendwo in diesen Räumlichkeiten musste Luxon stecken – wenn er noch bei Sinnen war. Mythor glaubte nun begreifen zu können, warum Luxon wie besessen auf das Gespinst eingedroschen hatte, das ihm den Weg versperrte – die Todesfurcht hatte dem Mann im Genick gesessen, und wie furchtbar dieses Gefühl war, bekam er selbst in diesen Augenblicken zu schmecken.
    Dass Luxon sich aber auch von dieser Todesangst nicht zur Gänze übermannen ließ, erwies sich ein paar Augenblicke später, als Mythor eben jenes Gestrüpp erreichte, vor dem er Luxon gesehen hatte.
    Es war ein Gespinst aus hellen Fäden, die in lockeren Schlingen von der Decke herabhingen.
    Mythor streckte die Hand aus, um den lästigen Vorhang einfach beiseite zu schieben, aber er kam nicht weit damit. Die losen Maschen des Gewirks zogen sich bei dieser Bewegung rasch zusammen, ein engmaschiges Netz hielt Mythor zurück, und dieses befremdliche Gewebe wurde umso dichter, je tiefer Mythor einzudringen versuchte.
    Er griff nach Alton, aber er sagte sich, dass rohe Gewalt das letzte sei, was sich in diesem Bereich der Welt sinnvoll einsetzen ließ. Es musste einen anderen Weg geben.
    Er erkannte auch, dass die Fäden, die Luxon vor ihm zerschnitten hatte, sich längst wieder miteinander verwoben hatten. Irgendwie schien das Gewirk zu leben.
    Und irgendwo musste es auch einen Anfang haben. Mythor suchte nach diesem Anfang. Seine Augen glitten musternd über die Schlingen, Windungen, Ausbuchtungen, Knoten und Verschlingungen. Er brauchte geraume Zeit, in der er sehr behutsam vorging, dann hatte er das Ende des Fadens gefunden. Vorsichtig zog er daran.
    Das Gewebe glitt zur Seite, öffnete ihm den Weg. Mythor lächelte. Er machte die wenigen Schritte, die nötig waren, dieses Hindernis zu überwinden. Hinter ihm fiel der lebende Vorhang geräuschlos zurück in seine alte Lage. Wieder hatte Mythor wertvolle Zeit wettgemacht.
    Er eilte weiter. Er strebte den Füßen des Kolosses entgegen, denn dort war mit Sicherheit der Zugang zum nächsten Raum zu finden.
    In der Tat gab es dort eine Öffnung. Mythor musste sich bücken, um hindurchschlüpfen zu können. Als er wieder aufsah, erkannte er, dass er in eine Falle gelaufen war.
    Luxon stand vor ihm. Nur ein paar Schritte entfernt, den Bogen in der Hand, einen Pfeil aufgelegt.
    In dem Augenblick, in dem Mythor das Gesicht seines Gegners sah, erkannte er das mordlustige Blitzen in dessen Augen, und im gleichen Augenblick ließ Luxon den tödlichen Pfeil von der Sehne schwirren.
    Er sah den Pfeil auf sich zukommen. Er kam langsam, fast gemächlich. Es war ein Kinderspiel, dem Geschoß auszuweichen.
    Mythor sah, wie sich Luxons Augen fassungslos weiteten. Offenbar – so reimte sich Mythor die Gegebenheiten zusammen – hatte Luxon ein ähnliches Fenster im Koloss gefunden wie er. Er hatte sehen können, wie der Sohn des Kometen aufholte, und er hatte sich an der richtigen Stelle auf die Lauer gelegt, um dem Rivalen ein rasches, heimtückisches Ende zu bereiten.
    Vergebens.
    Luxons Lippen öffneten sich zu einem Schrei. Dem Gesichtsausdruck nach zu schließen, wäre es ein Angstschrei geworden.
    Während der Pfeil sich langsam an Mythor vorbeibewegte, griff Luxon nach dem Schwert. Er zog die Waffe und stürzte auf Mythor zu.
    »Was soll das?« fragte Mythor laut. Er war erleichtert, seine Stimme wieder hören zu können. Offenkundig hatte jeder Innenraum des Kolosses von Tillorn seine eigenen magisch bestimmten Gesetzmäßigkeiten.
    »Gib auf, Luxon!« forderte er, während er die

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