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Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn

Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn

Titel: Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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selbst furchtbare Wunden schlagen?«
    »Müßiges Geschwätz«, stieß Aghoten hervor. Er trug ein Büffelhaupt als Helmzier, das Fell fiel lang und schwer an seinem Rücken bis auf den Boden herab. In der Rechten trug er an langem Schaft eine doppelschneidige Streitaxt, sicherlich eine furchtbare Waffe in der Hand dieses Mannes. »So stell dich und steh!« sagte Aghoten. »So du dich zu deinen Göttern begeben willst, sprich ein letztes Gebet und wappne dich.«
    »Sollen sich die Kräfte des Lichtes wirklich bekämpfen?« fragte Mythor.
    »Feige?«
    Mit schneidender Schärfe, aber sehr leise gesprochen und darum doppelt boshaft fiel Kandars Frage in die kurze Stille. Aus blauschimmerndem Stahl war die Stachelkugel an der kurzen Kette, Kandars hirnzertrümmernde Waffe.
    Mythor lächelte. »Soll ich euch verwunden, töten vielleicht, um das zu beweisen?« fragte er. »Wollt ihr Altons Schärfe schmecken, um zu wissen, dass es tatsächlich eine Waffe des Lichtes ist, die euer Fleisch schlitzt?«
    »Memme!«
    »Ich bin bereit«, sagte Mythor kalt. »Gehört ihr zu jener Sorte Helden, die zu fünft über einen herfallen?«
    »Wenig weißt du von den Heroen, dass du solche Schandtat auch nur andeutest. Ich zweifle, dass du überhaupt für das Licht streitest.«
    Mythor gab mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass er den Gedankengang verstanden hatte. »Wo ist Rokkun?« fragte er.
    Kandar machte eine wegwerfende Geste. »Was fragst du?« sagte er herablassend. »Du wirst hier sterben, und es ist nicht vonnöten, dich mehr wissen zu lassen, als du schon weißt.«
    »Ich dachte, dies sei ein Platz des Lichtboten«, sagte Mythor. »Deshalb bin ich hergekommen. Waffen, Wissen und Weisheit wollte ich mir wagend gewinnen. Die Waffen besitze ich, das Wissen ist noch unvollständig – und dass es mir vielleicht an der Weisheit gebricht, kann mich jetzt nicht mehr grämen, sehe ich doch an euch, wie wenig weise man sein muss.«
    Kandar ballte die Hand zur Faust. Das Metall des Panzerhandschuhs klirrte leise. »Was soll das heißen?«
    »Wer ist Herr dieses Hauses?« fragte Mythor. »Ist es Rokkun? Warum lasst ihr ihn nicht entscheiden, ob ich für die Kräfte des Lichtes eintrete? Warum soll der blinde Zufall des Kampfes über Recht und Richtigkeit entscheiden? Bin ich erst als Lichtkämpfer anerkannt, wenn ich die Paladine des Heroen getötet habe?«
    »Deine Rede ist dreist«, sagte Moram.
    »Sie ist aufrichtig, Lichtpaladin«, sagte Mythor gelassen. »Bist du anderer Meinung?«
    Die fünf standen ruhig. Sie bildeten einen Bogen; was dahinter war, ließ sich nicht ersehen. Eine schimmernde weiße Wand, formlos und nicht greifbar, war hinter den Paladinen zu erkennen; weiß und ohne erkennbare Struktur war auch der Boden. Es war, als falle von allen Seiten Mondschein in den Raum, der keinen Eingang zu haben schien, keinen Ausgang, weder Decke noch Boden.
    »Du weigerst dich, zu kämpfen?«
    »Ich finde es unsinnig«, sagte Mythor. »Aber wisset eines – wenn ihr den Weg zum Heroen Rokkun nicht freigeben wollt ohne Kampf, dann werden wir kämpfen, und die Mächte des Dunkels werden frohlocken, wenn sie die Kunde von eurem Hinscheiden erfahren.«
    »Deine Sprache ist tollkühn«, sagte Moram.
    »Sie ist zuversichtlich«, verbesserte Mythor. »Warum lasst ihr den Heroen Rokkun nicht entscheiden?«
    Die fünf Paladine sahen sich an. Stumme Zwiesprache hielten sie mit den Augen. Schließlich wandten sie sich wieder Mythor zu. »Geh!«
    *
    Vor den fünf Paladinen hinter sich empfand Mythor keinerlei Furcht. Er wusste, sie würden ihr Wort halten. Sie hatten ihm gestattet weiterzugehen; sie hatten ihm den Weg frei gemacht.
    Jetzt war er unterwegs zum Heroen Rokkun, von dem er sich keine rechte Vorstellung machen konnte. Zahlreich waren die Heldentaten dieses Mannes Rokkun, der einer der größten unter den großen Helden gewesen sein musste, jedenfalls hatten die Paladine ihn eindringlich darauf hingewiesen. Wenn alles stimmte, was die fünf von sich gegeben hatten, musste sich Mythor in der Tat ärmlich vorkommen. Kaum etwas hatte er aufzubieten, was sich mit den Taten des unvergleichlichen Rokkun hätte messen können.
    Dennoch war er guten Mutes, als er weiterging.
    Um ihn herum war Weiße. Kaltes, helles Licht, bläulich, schemenlos, konturenlos. Ein Meer aus mattweißer, lichter Kälte, in der sich Mythor fast geräuschlos bewegte. Kein Ton war zu hören, nicht einmal der Hauch seines Atems, nicht der Schritt seiner Füße, nicht

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