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Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn

Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn

Titel: Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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sich einstweilen gar nicht.
    Dann war das Ende des Stollens erreicht. Mythors Arme fanden eine Kante, er zog sich in die Höhe. Das Licht des Vollmonds zeigte ihm, wo er sich befand – auf der Oberlippe des Kolosses, knapp unterhalb der Nase.
    Und nur wenige Schritte entfernt glänzte im Licht des Mondes das Visier des Kolosses von Tillorn. Mythor lächelte zufrieden.
    *
    Das Visier glitt langsam in die Höhe, wie von Zauberhänden geführt. Mythor hatte nichts zu sagen brauchen; fast schien es, als wisse der Koloss, dass jemand in ihn eindringen wollte.
    Ein fahler Schein schlug Mythor aus dem Inneren des Visiers entgegen, ein Leuchten wie von einem besonders hellen Mond.
    Er trat auf den Eingang zu. Was er sah, erschreckte ihn nur wenig.
    Unmittelbar unter dem Visier des Kolosses von Tillorn war ein Gesicht zu erkennen – ein behelmtes Haupt, dem des Kolosses zum Verwechseln ähnlich, nur wesentlich kleiner.
    Mythor entsann sich der Zeichnung dieses Fixpunkts auf dem Orakelleder: sechs Halbkreise, gegenüberliegend und sich überlappend.
    Die Folgerung daraus lag bei dem Anblick, der sich Mythor bot, auf der Hand: Es gab nicht nur einen Koloss von Tillorn – es gab deren sechs, einer in den anderen hineingeschachtelt. So, wie Mythor die Fähigkeiten des Lichtboten einschätzte, waren diese sechs ineinander verschachtelten Kolosse aus einem einzigen massiven Stück herausgeschlagen worden – eine schier unvorstellbare Leistung.
    Mythor stand auf dem Gesicht des zweiten Giganten, als ein leises Scharren hinter ihm andeutete, dass sich das Visier wieder schloss .
    Er lächelte. »Gefangen«, sagte er amüsiert.
    Er entsann sich Vangards Warnung – viele schon hatte der Magier aus dem Süden in den Koloss hineingehen sehen, keiner war jemals zurückgekehrt. Es gab also in diesen Räumen eine Gefahr, der diese Männer zum Opfer gefallen waren.
    Mythor sah sich um.
    Es gab Treppen in dem Zwischenraum zwischen dem äußeren und dem darunterliegenden Koloss – aber diese Treppen waren nicht mehr zu benutzen. Früher einmal mochte der Koloss aufrecht gestanden haben, und damals waren auch die Treppen sinnvoll gewesen. Jetzt lag der Koloss auf dem Rücken, und mit den Konstruktionen aus Holz ließ sich wenig anfangen.
    Immerhin gaben sie Mythor einen Hinweis, dass man sich im Inneren des Kolosses bewegen konnte und vermutlich auch sollte. Das Ziel ergab sich aus der Anordnung der Treppe – sie musste irgendwo hinabführen zu den Füßen des Giganten.
    Mythor versuchte, sich die Verhältnisse früherer Zeiten vorzustellen.
    Damals hatte der Koloss aufrecht auf seinen Füßen gestanden. Von dort führte eine hölzerne Treppenkonstruktion im Zwischenraum hinauf zum Gesicht des zweiten Giganten. Daraus ergab sich für Mythor die zwingende Schlussfolgerung, dass ein eventueller zweiter Zugang zum Kolossinneren oben in der Nähe des Gesichts zu suchen war.
    Da zweifelsohne jeder Mann mit Vernunft auf diesen naheliegenden Gedanken verfallen würde, beschloss Mythor, den Spieß umzudrehen – er wollte zu den Füßen des Kolosses vordringen.
    Der Treppe und ihrem Holz traute Mythor nicht. Die ganze Konstruktion machte auf ihn einen arg morschen und baufälligen Eindruck. Vielleicht gab es auch versteckte Fallen, eine Stiege beispielsweise, bei deren Betreten aus einem Versteck ein Dutzend Pfeile oder vergiftete Speere hervorschnellten. Es gab Leute, die sich solche Mordkonstruktionen ausdachten und auch tatsächlich bauten.
    Viele Jahre waren vergangen seit dem Umkippen des Kolosses, und diese Zeit war genutzt worden, wie er nun feststellte. Es gab Spinnen, die sich in der Höhlung heimisch fühlten und allenthalben ihre Netze gebaut hatten. Schon nach kurzer Strecke war Mythor über und über mit Spinnweben bedeckt.
    Es war eine sehr seltsame, schweigende Welt, in der er sich bewegte. Nichts außer seinen Atemzügen war zu hören, nur ab und zu leises Knirschen, wenn er über Hölzer hinweg turnte.
    Dazu kam die gespenstische Beleuchtung. Erst beim zweiten Hinsehen war Mythor aufgefallen, dass das unheimliche Licht, das offenbar keine sichtbare Quelle hatte, keinen Schatten erzeugte.
    War dies ein erstes Zeichen, dass der sechste Fixpunkt des Lichtboten als einziger den Mächten des Dunkels nicht in die Hände gefallen war? Oder saßen auch hier bereits die Abgesandten des Bösen – wie beispielsweise die unheimlichen Gäste in der Lichtburg, in der Mythor das Gläserne Schwert gewonnen hatte? Xanada und der Nöffenwurm,

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