Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn
eigene Waffe zückte. »Es hat keinen Sinn, hier zu kämpfen.«
Der Gegner schien nicht auf ihn hören zu wollen. Luxons Schwert fuhr in die Höhe, von oben her sollte der furchtbare Hieb Mythor treffen und ihn töten – doch schon während der ersten Handbreiten des Abschwungs barst die Waffe in Luxons Hand. Klirrend fielen die Trümmer des Schwertes auf den Boden.
Luxon ließ für einen Augenblick die Hände sinken. Er wirkte wie vom Schlag gerührt. Dann verzerrte sich sein Gesicht zu einer Fratze des Hasses. Mit ausgestreckten Armen stürzte er auf Mythor zu.
Mythor unternahm keinerlei Abwehr. Er vertraute den Mächten, die diesen Raum erschaffen und unter ihr Gebot gestellt hatten.
Seine Vermutung erwies sich als richtig. Er sah, dass Luxon ihn berührte, aber er spürte nichts davon, und Luxons Handbewegungen und der Ausdruck der Verzweiflung auf seinem Gesicht verrieten, dass der Angriff ins Leere gegangen war. Luxon bekam ihn einfach nicht zu fassen.
»Sinnlos«, sagte Mythor, obwohl er fast sicher war, dass Luxon ihn gar nicht hören konnte. »Wenn du willst, können wir die Sache in einem ehrlichen, offenen Kampf austragen. Aber nicht hier und jetzt.«
Er ließ den sich wie wahnsinnig Gebärdenden zurück und schritt weiter. Er hielt nichts davon, sich noch länger mit Luxon zu befassen – vermutlich hatten die Herren des Kolosses etwas dagegen.
Luxon schien die besonderen Spielregeln dieses Ortes nicht begriffen zu haben, vielleicht weigerte sich sein Hirn auch, diese Regeln zu erfassen. Es wurde ihm hier nicht so leichtgemacht wie am Baum des Lebens; der Koloss von Tillorn war eine Prüfung gänzlich anderer Art.
Die Tatsache, dass Luxons schurkischer Streich zur Gänze fehlgeschlagen war, ließ Mythor zu dem Glauben gelangen, dass sich der Koloss von Tillorn noch immer in der festen Hand der Lichtkräfte befand. Die Macht des Bösen hatte von dem Koloss noch keinen Besitz ergriffen. Es tat gut, das zu wissen – vielleicht ließen sich hier endlich einige der Fragen beantworten, mit denen er sich seit geraumer Zeit herumschlug.
Und vermutlich wurden die Kräfte des Lichtes mit jeder Schale stärker, die Mythor weiter ins Innere des Kolosses vordringen konnte.
Luxon blieb sich selbst überlassen. Was aus ihm wurde, kümmerte Mythor vorläufig nicht, er wollte endlich das Herz des Kolosses erreichen.
Er gelangte in den fünften der ineinander verschachtelten Kolosse, und hier traf er auf neue Gegner.
Es waren fünf. Männer, Krieger, phantastisch gerüstet und gewappnet, furchteinflößende Gestalten. Die gepanzerten Arme vor der metallgeschützten Brust verschränkt, so standen sie da. Aus schmalen Sehschlitzen der Helme funkelten Mythor fünf dunkle, drohende Augenpaare entgegen.
»Wer bist du?«
»Mythor!« Der Sohn des Kometen nahm das Schwert zur Hand, aber er zog es noch nicht.
»Kandar, Waroher, Aghoten, Moram, und ich bin Rungoth«, sagte der größte der fünf Krieger. Auf dem Helm wehte ein düsterroter Helmbusch, aber es war kein Wind zu spüren, der den Rosskamm hätte wehen lassen können. »Wir sind die Paladine des Heroen Rokkun… und wer bist du?«
Mythor lächelte. »Der Sohn des Kometen«, sagte er schlicht.
Lautes Gelächter klang ihm entgegen. »Lächerlich«, sagte Rungoth. »Willst du dich mit Rokkun messen, dem großen Helden, der unzählige Schlachten durchfochten hat, der das Einhorn zähmte…«
»…das ich nun reite«, warf Mythor ein.
»…der die Sprache des Schneefalken erlernte und den Bitterwolf zur Hand abrichtete…«
»…die beide meine Gefährten sind«, ergänzte Mythor trocken. »In meiner Hand seht ihr das Gläserne Schwert, das vor mir Althar getragen hat, und vor ihm Kanwall, sein Bruder, in der Schlacht von Kinweir. Aus Althars Hand empfing ich den Helm der Gerechten, den ihr sehen könnt. Der Bitterwolf gehorcht mir, auf Pandor reite ich, und Horus ist mein immerwachendes Auge in den Lüften.«
Die Paladine des Heroen Rokkun bewegten die behelmten Häupter in langsamem Nicken. Sie schienen allerdings doch wenig beeindruckt von dieser Aufzählung. »Nichts bist du verglichen mit dem großen Rokkun, dessen Paladine wir sind. Du wirst dich mit uns messen, damit wir ersehen können, was für einer du bist.«
Mythor schüttelte den Kopf. »Was ist damit gewonnen, wenn die Kämpfer des Lichtes in den eigenen Reihen furchtbar heeren? Wem ist damit gedient, wenn Freunde der Freunde Blut vergießen? Helfen wir nicht dem Bösen, wenn wir uns
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