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Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Titel: Mythor - 054 - Vina, die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. K. Giesa
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über. Ein paar Farne streiften Mythors Körper und sonderten eine klebrige Flüssigkeit ab. Sie prickelte leicht auf der Haut seiner Hände.
    Wieder sang Alton sein tödliches Lied. Das Gläserne Schwert zerschnitt den Riesenfarn, der jetzt vor Mythor zurückwich. Doch der dunkelhaarige Krieger setzte nach. Er hatte noch die bösartigen Gewächse an der Straße des Bösen in unangenehmer Erinnerung. Vielleicht war dies hier auch so eine Mörderpflanze.
    Wieder und wieder hieb er zu und zerteilte auch die Luftwurzeln, auf denen der Farn sich fortbewegte. Erst, als sich kein Teil der Pflanze mehr rührte, ließ er von seinem Werk ab, setzte Altons Spitze auf einen Stein und lehnte sich auf den Griff.
    »Hoffentlich war das Ding die Ausnahme«, sagte er leise und sah sich nach Ramoa und Oniak um. Überall um sie her verteilt lagen die Reste des zerschmetterten Drachens, mit dem sie ihre katastrophale Bruchlandung hinter sich gebracht hatten.
    In diesem Moment wußte Mythor nicht genau, wo sie sich befanden, auch nicht, wie weit Ramoa und Oniak verletzt waren oder nicht. Aber eines wußte er mit Sicherheit: Sie saßen vorläufig hier fest.
     
     
    *
     
    Als er sicher war, daß das heimtückische Gewächs keinen Ableger in der Nähe besaß, der überraschend angreifen wollte, schob Mythor das Schwert in die Scheide zurück, die die Tau in kunstvoller Arbeit angefertigt hatten.
    Er ging zunächst zu Ramoa hinüber und sah, daß sie in wenigen Augenblicken erwachen würde. Sie war nicht verletzt. Sie hatte sich höchstens ein paar blaue Flecke und leichte Schrammen zugezogen, ebenso wie Mythor selbst. Der Sohn des Kometen reckte sich ein wenig. Hier und da schmerzten die Abschürfungen, aber im großen und ganzen konnte er zufrieden sein. Er hatte den Absturz wesentlich besser überstanden, als er erst angenommen hatte.
    Oniak hatte es nicht so gut getroffen. Der kleine Mann mit der leicht olivgrünen Haut stöhnte und versuchte sich zu erheben. Doch irgendwie klappte das nicht. Er kam trotz aller Anstrengungen nicht vom Boden hoch.
    Mythor-Honga kauerte sich neben ihn auf den Boden. »Was ist los, Alter?« fragte er. »Hast du dir etwas gebrochen?«
    »Ich weiß es nicht«, stöhnte Oniak. Sein knochiges Gesicht war eine Grimasse.
    »Bleib einmal still liegen«, verlangte Mythor und begann den Mann genau zu betrachten. Der schmächtige Oniak, der ursprünglich von jenseits der Großen Barriere kam, wie er gesagt hatte, war von den Tau zusammen mit Mythor zum Vulkan hinaufgeschickt worden, um als Köder zu dienen. Doch Mythor hatte nicht zugelassen, daß Oniak auf diese Weise zu Tode kam.
    Er sah etwas Rotes.
    Sofort schob er das etwa knielange, sackartige Gewand etwas höher, das Oniak trug. Seine hellen Augen wurden schmal. Ein Blutstrom sickerte aus einer langen und tiefen Fleischwunde am Oberschenkel. Sie schien sehr schmerzhaft zu sein, sonst hätte der kleine Mann sich selbst überwunden und sich erhoben.
    »Wie hast du das denn geschafft?« brummte Mythor. »Laß sehen…«
    Er tastete die Wunde ab. Oniak stöhnte leise vor sich hin. Mythor war kein Heilkundiger, aber er erkannte auch so, daß der Knochen verletzt sein mußte.
    »Ist es schlimm?« fragte Oniak, dem Mythors Gesichtsausdruck auffiel.
    »Ich werde dich verbinden. Vielleicht gibt es hier außer mordgierigen Farnen auch Kräuter, die Schmerzen lindern. Du wirst eine Zeitlang dein Bein durch einen Gehstock unterstützen müssen.«
    Oniak gab eine Verwünschung von sich. »Wäre ich doch in meiner Heimat geblieben, damals«, murmelte er.
    Der Held grinste. Auch er hatte sich sein Schicksal nicht aussuchen können, das ihn immer tiefer in die Welt trieb, im Kampf gegen die Mächte der Schattenzone und auf der Suche nach seiner eigenen Vergangenheit.
    Plötzlich fiel ein Schatten über die beiden so ungleichen Männer, die vielleicht ein ähnliches Schicksal verband. Mythor drehte den Kopf, gewärtig, dem großen Bruder des erlegten Farns gegenüberzustehen. Erleichtert entspannte er sich wieder.
    Die Feuergöttin der Tau stand hinter ihm. Sie war aus ihrer Besinnungslosigkeit erwacht.
    »Was ist geschehen?« fragte sie. »Ich sehe hier Pflanzenreste. Hast du geerntet, Honga?«
    Der Held schüttelte den Kopf und berichtete von dem Ereignis. Unbewegten Gesichts nahm sie es zur Kenntnis und machte dann eine rasche Handbewegung. Geh weg. Ich werde ihn verbinden. Ich weiß mehr davon als ein Mann.«
    Mythor grinste nur und räumte den Platz neben Oniak.
    Ramoa

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