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Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Titel: Mythor - 054 - Vina, die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. K. Giesa
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riß Streifen von dem sackartigen, grob gewebten Gewand des »Köders«. Dann begann sie die tiefe Wunde zu säubern und anschließend zu verbinden. »Ich dachte, du hättest schon einen Gehstock für ihn angefertigt, Honga«, rief sie, als sie sich erhob.
    Mythor-Honga zuckte mit den Schultern. Ihre eigenen Schrammen und Abschürfungen überging die Feuergöttin einfach. Sie schien nichts davon zu spüren.
    Mythor sah sich um. Ringsum erhoben sich kleinere Bäume und große Sträucher, und ein paar Mannslängen neben der Absturzstelle gab es lange, scharfkantige Gräser. Der Held sah sich nach einem geeigneten Ast eines der größeren Bäume um und kappte ihn mit einem kräftigen Hieb Altons, dann begann er ihn mit der Klinge zurechtzuschnitzen, Ramoa sah ihm schweigend bei seiner Arbeit zu.
    Schließlich half Mythor dem kleinen Mann beim Aufstehen und gab ihm den Gehstock. Humpelnd machte Oniak die ersten Gehversuche. Er kam nur langsam voran, aber es ging immerhin. Sie brauchten ihn nicht zu tragen.
    »Und was machen wir nun?« fragte Mythor und deutete auf die zertrümmerten Reste des Drachens. »Ramoa, weißt du, wo wir uns befinden?«
    Ramoas dunkle Augen schienen zu glühen, und sie strich sich in einer anmutigen Geste durch das bis auf die Schultern fallende feuerrote Haar.
    »Ja«, sagte sie. »Es handelt sich um eine Gruppe von Inseln, die man die Blutigen Zähne nennt.«
     
     
    *
     
    »Das klingt alles andere als schön«, sagte Mythor nach einer Weile. » Blutige Zähne… warum?«
    »Weil es keine gute Inselgruppe ist«, erwiderte Ramoa. Das schlanke Mädchen, etwa einen Kopf kleiner als Mythor, setzte sich auf einen Stein und verschränkte die Hände ineinander. »Hier werden von den Insulanern die Männer ausgesetzt, die von Dämonen befallen sind. Daher meidet man die Blutigen Zähne. Es ist gefährlich hier.«
    Mythor nagte an der Unterlippe. »Du weißt erheblich mehr, als du sagen willst«, stellte er fest.
    Ramoa schwieg. Wieder einmal fiel es Mythor auf, daß die Werte sich hier verschoben hatten. In diesem Land, das aus viel Wasser und zahlreichen Inseln bestand, herrschten die Frauen. Und wenn Ramoa sich ausschweigen wollte, so gab es kein Mittel, ihr Schweigen zu brechen.
    Er sah zu den Überresten des zerteilten Schreckfarns hinüber. »Gefährlich«, wiederholte er leise. »Ja, das dürfte stimmen. Die erste Kostprobe haben wir schon hinter uns.«
    Er versuchte Spuren zu lesen, um festzustellen, woher dieser Riesenfarn, der über zwei Mannslängen hoch gewesen war, hergekommen war. Wo es eine Pflanze dieser Art gab, gab es bestimmt auch mehrere. Aber warum war nichts davon zu sehen? Farne dieser Größe mußten die niedrigen Büsche und Bäume überragen. Bedeutete das, daß die Wanderpflanze von weit her gekommen war? Von einem anderen Teil dieser Insel - oder vielleicht sogar von einem anderen Blutigen Zahn?
    Im harten Erdreich hatten die Wurzeln des Schreckfarns dünne Kratzspuren hinterlassen. Mythor ging ihnen einige Schritte weit nach. Er wollte zumindest die ungefähre Richtung bestimmen, um zu wissen, von woher die Gefahr drohte.
    »Paß auf!« hörte er hinter sich Ramoas Schrei.
    Im gleichen Moment gab der Boden unter ihm nach.
     
     
    *
     
    Ramoa sah die leichte Verfärbung des Bodens, auf die Honga zuging, und stieß ihren Warnschrei aus. Aber da versank der wiedergeborene Held bereits in der Tiefe.
    Es war eine heimtückische Falle gewesen. Eine Falle, die eine Pflanze aufgebaut hatte! Mit ihrem Flechtwerk hatte sie scheinbar festen Boden vorgetäuscht. In Wirklichkeit befand sich eine tiefe Grube darunter, in der die Pflanze auf Opfer lauerte.
    Tausend Gedanken schossen Ramoas zugleich durch den Kopf. Sie wußte viel über die Blutigen Zähne, aber nicht restlos alles. Und diese Pflanzenfalle paßte nicht in das Bild der wilden Landschaft. Denn soweit sie wußte, gab es hier keine Tiere.
    Oder lauerte die Pflanze auf die Besessenen… oder auf eine Wanderpflanze?
    Ramoa lief auf den Rand der Grube zu und versuchte durch das Flechtwerk zu blicken, das sich schon wieder verdichtete. Die Pflanze wuchs mit dämonischer Schnelligkeit. Und unten befand sich Honga!
    Im Laufen hatte die Feuergöttin der Tau eine Stange aufgehoben, die zum Drachen gehört hatte. Mit ihr begann sie das Geflecht wieder aufzureißen. Ein paar Pflanzenarme tauchten auf wie die Arme eines Kraken und wickelten sich um die Stange, um sie und damit auch Ramoa in die Tiefe zu reißen.
    Ramoa stemmte sich im

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