Mythor - 070 - Abenteuer in Erron
hinwegtrösten zu können.
»Ich sah den Zug der Prinzessin herannahen«, sagte Luxon.
»Vielleicht hast du noch mehr gesehen«, setzte der Bote fort. »Von Osten her wälzt sich ein wüster Haufen heran, wilde Krieger, die uns arg zu schaffen machen.«
»Viele?«
»Es ist ein kleines Heer, aber seine Krieger sind wild wie Tiere, zäh und listig. Es sind schreckliche Barbaren.«
»Welchem Volk gehören sie an?«
»Das weiß man nicht«, erklärte der Bote. »Wir kennen solche Leute nur aus den Berichten der Märchenerzähler, die uns Kunde geben aus dunkler Zeit. Es heißt, daß diese Lorvaner vor langen Zeiten die Graupferde in die Oststeppe von Ayland geführt haben, aber das sind Geschichten für Alte, und niemand weiß Genaues.«
»Lorvaner?«
»Wir nennen die Barbaren so, weil wir sie nicht genau kennen. Sie kämpfen so wild, daß wir bislang keinen einzigen Gefangenen haben machen können.«
»Und dieser Zug nähert sich uns ebenfalls«, stellte Luxon fest. »Hm.«
Lorvaner also.
Der Bote wußte natürlich nicht, daß dieser Name für Luxon nicht ohne Bedeutung war. Luxon kannte einen Lorvaner, Nottr, den Freund und Gefährten Mythors. Sie hatten sich bei den Lichtsplitterinseln kennengelernt.
Aber Nottr war allein gewesen, entsann sich Luxon. Im Zweikampf hatte der Lorvaner die Führung über einen anderen Barbarenhaufen gewinnen können, die Cirymer. Mit ihnen war Nottr hinaufgezogen gen Norden – was also hatten die Lorvaner hier im tiefen Süden zu suchen?
»Ich werde mir diesen Barbarentrupp ansehen«, versprach Luxon nach kurzem Nachdenken. »Wir sollten nach Möglichkeit vermeiden, in irgendwelche Kämpfe verwickelt zu werden.«
»Sehr richtig«, bemerkte Prinz lugon.
Luxon grüßte und verließ das Zelt des Prinzen.
Im Lager war es ruhig. In einer Stunde sollte der Marsch fortgesetzt werden. Normalerweise wären die Ays durchmarschiert, aber die Ruhe des kostbaren Prinzen erzwang eine regelrechte Pause zur Mittagszeit.
In beträchtlicher Entfernung schritt Kirgal vorbei. Er zwinkerte Luxon kurz zu. Luxon antwortete nicht auf das Zeichen.
Offenbar waren die Bittsteller bei Garban erschienen, um Dryhon um seine Dienste zu bitten.
Für Luxon wurde es Zeit, wieder aus dem Lager zu verschwinden und sich irgendwo auf die Lauer zu legen. Der Barbarenhaufen kam ihm gerade recht – er gab ihm die billige Ausrede, sich jederzeit vom Hochzeitszug entfernen zu können, ohne aufzufallen.
Neben einem angebundenen Ur blieb Luxon stehen. Ein paar Krieger hatten sich dort niedergelassen und spielten mit Knochenwürfeln. Luxon sah ein paar Augenblicke zu.
Einer der Krieger blickte auf.
»Willst du mitspielen?«
Luxon lächelte. Er entsann sich seiner wilden Zeit in Sarphand. Nun, ein paar Augenblicke Zeit würde er haben. Es mußte Spaß machen, diesen Burschen zu zeigen, wie man würfelte und dabei mit Sicherheit gewann.
»Warum nicht«, sagte Luxon und setzte sich nieder. »Wer fängt an?«
Das Spiel nahm seinen Gang. Luxon verlor zuerst, weil er es wollte. Die anderen sollten eingelullt werden. Erst als der Topf größer wurde, schlug er einige Male zu und sahnte ab.
Nach einer halben Stunde, in der er seine Mitspieler gehörig ins Schwitzen gebracht hatte, hatte Luxon fast alle Habseligkeiten der Ays vor sich liegen. Er grinste breit.
»Noch eine Runde?« fragte er spöttisch.
Ein narbenbedeckter alter Knabe sah ihn böse an.
»Ich habe viel erlebt«, sagte der Soldat. »Manche Schlacht und manches Spiel – aber so glatt und einfach bin ich nie zuvor gerupft worden, und wahrhaftig, ich weiß, wie man mit würfeln betrügt. Sage mir, wie du das anstellst.«
Die anderen sahen den Veteranen an.
»Er spielt falsch?« rief einer und griff nach dem Messer. Der Alte fiel ihm in den Arm.
»Dazu ist er zu gerissen«, sagte der Krieger und sah Luxon scharf an. »Er betrügt nicht, da bin ich mir sicher – aber wie kann er gewinnen, wenn ich betrüge.«
Luxons Grinsen wurde breiter.
Er sah über die Schulter des Soldaten hinweg. Dort konnte er am Stander Garbans Zelt erkennen. Es war keineswegs Zufall, daß sich Luxon genau an diesem Ort zum Würfelspiel niedergelassen hatte – von da aus konnte er übersehen, was aus dem Plan wurde, Dryhon mit Listen zu greifen.
»Du gibst zu, betrogen zu haben?« ereiferte sich einer.
»Pah«, sagte der Alte. Sein Blick zwang dem Jüngeren das Messer zurück in den Gürtel. »Ich tat es nur, um herauszufinden, welchen Trick er
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