Mythor - 070 - Abenteuer in Erron
darin, strahlend hell und glänzend.
Aus den Mündern der Zuschauer erklang ungläubiges Stöhnen. Luxon konnte gebannte Aufmerksamkeit darin sehen, aber auch erste Anzeichen furchtbarer Angst. Wer solches zu bewirken verstand, genoß an Furchtsamkeit grenzenden Respekt bei den Ays.
Dryhon spielte ein unglaublich gutes Spiel – aus seiner Blickrichtung. In weitem Umkreis um Luxon herum war es still geworden. Sie standen da, mit aufgerissenen Mäulern, weit geöffneten Augen, die Glieder reglos.
Entzücktes Stöhnen ging durch die Menge, als sich die Blüte immer weiter entfaltete und immer mehr von ihrer einzigartigen Schönheit zeigte. Es kam einer Verhöhnung des Guten gleich, daß ein Schurke wie Dryhon imstande war, solchen Zauber zu bewirken.
Dann begann sich Luxon zu bewegen.
Es war, er hatte es nicht anders erwartet, die Linke, die sich in Bewegung setzte.
Sie umschloß den Stengel der Pflanze, aber Luxon empfand nichts dabei. Seine Hand fühlte sich seltsam tot an, er nahm das, was er umfangen hielt, gar nicht wahr.
Aber dort, wo er den Stengel berührt hatte, verfärbte sich das helle Grün, wurde dunkel, schließlich gar schwarz.
Wieder stöhnte die Menge auf.
Luxon verstand sofort, was Dryhon in seiner Schlechtigkeit mit ihm veranstaltete. Zuerst ließ der Magier eine wundersame Blume aus seinem Heilmittel erblühen – und nun wurde dieser Zauber von Luxons gebannter Linker magisch zerstört.
Die Blüte verfärbte sich, noch bevor Luxons Hand sie erreichte. Das Blau wurde heller, färbte sich gelblich und wurde zu einem unappetitlichen Grau. Gleichzeitig begann sich ein gräßlicher Aasgestank auszubreiten.
Angewidert wichen die Zuschauer zurück. Luxon vermochte nicht, seine verpfändete Linke zurückzuhalten. Ohnmächtig mußte er Dryhons niederträchtiges Spiel zu Ende spielen, sich vor allen Augen als behext entblößen.
»Seht!« murmelte die Menge. »Seht euch an, was er tut!«
Es war ein Schauspiel, das die schlichten Soldatengemüter leicht das Grausen lehren konnte. Luxon sah aus den Augenwinkeln heraus käsige Gesichter, Mienen des Ekels, der Abscheu, ja sogar des Hasses. Dryhon hatte sich meisterlich gerächt.
Das Schlimmste daran war, daß Luxon kein Mittel wußte, diesen Anschlägen zu entgehen, so hart sie ihn auch trafen.
Die Blume in Luxons Hand schmolz zusammen. Aus dem Gewächs wurde ein schwärzlicher Schleim, der zäh und schwer von Luxons Hand tropfte und einen unerträglichen Gestank verbreitete.
Es war nicht nur dieser Geruch, der die Leute zurücktrieb und ihnen die Ekelgrimassen ins Gesicht grub – es war der Pesthauch des Bösen, der Luxon durch Dryhons Trick umgab. Er ließ die Menschen bange zurückweichen, er schuf eine Trennung zwischen Luxon und den Ays.
»Was geht hier vor?«
Es war einer der Heerführer, der sich zufällig näherte. Luxon erkannte erleichtert das Organ Uinahos.
»Auseinander, Leute!« befahl der Ay energisch.
Es hätte des Befehls nicht mehr bedurft. Die Ays, die Luxon umstanden, schienen froh, dem Anblick und dem grauenerregenden Gestank entgehen zu können. Fassungslosigkeit stand in den Gesichtern der Erronen geschrieben, auch sie wandten sich zu rascher Flucht.
Uinaho rümpfte die Nase, als er herantrat, aber er beherrschte sich meisterlich.
»Was ist geschehen?« fragte er knapp.
Luxon starrte auf seine Rechte.
In der Handfläche lag das gleiche Pulver, das er aus dem Beutel hineingeschüttet hatte. Der Spuk war verflogen, der Zauber unwirksam geworden. In seinem Innern hörte Luxon Dryhons Gelächter.
»Er hat unsere Falle durchschaut«, stellte Luxon fest. Er schleuderte den Beutel von sich. Die Linke gehorchte ihm einwandfrei. Wieder einmal war der Bann des Pfänders gebrochen – aber vermutlich nur für kurze Zeit.
»Er hat mich bloßgestellt«, sagte Luxon. »Noch zwei oder drei dieser Auftritte, und die Menge wird mich steinigen in ihrer Angst.«
»Leicht möglich«, bestätigte Uinaho. »Und was willst du nun unternehmen?«
Luxon zuckte mit den Schultern.
»Zunächst weg von hier«, sagte er heftig. »Noch belauert man uns.«
Er zog Uinaho hinter sich her. Auf dem Boden blieb der Beutel des Magiers liegen. Daneben lag, unbeachtet, in den Staub getreten, was Würfelspiel.
5.
Garban schäumte vor Wut, aber er ließ es sich nicht anmerken. Er hätte den verweichlichten Prinzen am liebsten irgendwelchen Aasvögeln zum Fraß vorgeworfen, aber sein Auftrag lautete, diesen Prinzen nach Hadam zu bringen. Es blieb
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