Mythor - 070 - Abenteuer in Erron
verwendet.«
»Vielleicht habe ich einfach Glück«, sagte Luxon lächelnd.
Er konnte sehen, wie die Bittsteller zum Vorschein kamen. Ihr Weg mußte sie an Luxons Standort vorbeiführen.
Luxon sah hinüber. Er versuchte, an den Mienen der Leute zu erkennen, was Dryhon gesagt hatte.
Die Mienen der Bittsteller waren ausdruckslos. Etwas war offenbar danebengegangen.
Langsam näherten sich die Männer dem Platz, an dem Luxon saß. Luxon sah nicht auf, er konzentrierte sich vielmehr auf die Würfel.
»Also? Wer wagt noch ein Spiel?«
Allgemeine Ablehnung schlug ihm entgegen. Der Vorwurf, er spiele falsch, war noch nicht ausgeräumt.
Die Schrittgeräusche, die sich Luxon genähert hatten, brachen ab. Luxon sah auf. Die Botschafter waren neben ihm stehengeblieben.
Langsam glitt die Linke in die Höhe.
Luxon stand hastig auf, er versuchte, die Gewalt über das Glied zurückzugewinnen, aber vergebens.
»Was habt ihr da?« fragte er und griff mit der Linken nach dem Lederbeutel, den der Anführer der Bittstellergruppe in der Hand hielt.
»Der Magier gab uns dies, es soll sehr hilfreich sein«, sagte der Errone mit dünnen Lippen.
»Wird er sich nicht selbst um…«
Luxon brach ab, bevor er sich noch mehr verraten konnte. Es hatte nicht viel gefehlt, und er hätte sich übel verplaudert.
»Nein, er wird im Lager bleiben«, sagte der Errone. Seine Augen blickten an Luxon vorbei ins Leere. »Es genüge, dem Kranken diese getrockneten Kräuter zu geben.«
Luxons Linke bemächtigte sich mit unwiderstehlicher Gewalt des Beutels. Widerstandslos gab der Errone den kleinen Sack ab.
Luxon blieb nichts anderes übrig, als das Spiel mitzumachen. Mit der Rechten öffnete er den Sack. Kräuterwürziger Geruch schlug ihm entgegen, stark und schwer. Im Hintergrund tauchte Kirgal auf.
Luxon ahnte, daß eine Szene bevorstand. Immer dichter wurde die Menge, die sich um die Gruppe drängte.
Was hatte Dryhon vor? Welchen Bubenstreich wollte er jetzt verüben?
Die Linke stieg hoch, drehte sich zur Seite. Luxon hielt die Handfläche der Rechten gewölbt nach oben. Mit sicherer Bewegung schüttelte die Linke ein wenig aus dem Inneren des Beutels auf die Handfläche.
Ein graublaues Pulver, aus fetten Körnchen bestehend. Sie fühlten sich kalt und schwer an.
»Das«, ließ sich der Errone vernehmen, »soll unseren Freund heilen. Es hilft den Guten, und die Bösen wird es verderben.«
Solche Weisheiten hätten Luxon kalt lassen können; Luxon schwante aber, daß es auch mit diesem Spruch seine Bewandtnis hatte.
Dryhon hatte die Falle gewittert. Und er hatte mit gewohnter Boshaftigkeit den Spieß umgedreht.
Luxon ahnte, ja wußte es in diesem Augenblick.
Zu spät.
Er spürte, wie die Lähmung nach ihm griff. Nicht nur die Linke gehorchte ihm nicht mehr. In Windeseile fraß sich von der Rechten ein Gefühl eisiger Kälte durch den Leib und lähmte die Glieder mit todesähnlicher Starre.
Luxons Geist aber blieb klar. Er hörte in seinem Innern Dryhons meckerndes Gelächter.
Auf der Handfläche kräuselte Rauch auf.
»Seht nur, seht!«
Die Menschen drängten näher heran.
Luxon konnte sie nicht abwehren. Es war auch nicht nötig. Die Angst vor dem, was sich abspielte, hielt die Männer in sicherer Entfernung. Aber die Zahl derer, die mitansahen, was Luxon widerfuhr, vergrößerte sich mit jedem Herzschlag.
Fetter Rauch wallte auf, und in Luxons rechter Handfläche schien ein peinigender Schmerz seinen Ausgang zu nehmen, der sich nach und nach über den ganzen Körper ausbreitete.
Starren Auges sah Luxon, was ihm geschah.
Aus seiner Handfläche erwuchs eine Blume, ein Gewächs nie zuvor gesehener Schönheit. Ein schlanker, biegsamer Stengel, daran sich eine dunkelblaue geschlossene Blüte sanft wiegte. Dunkel und unergründlich wie der nächtliche Himmel war dieses Blau, intensiv, die Gedanken gefangennehmend, jedermann in den gleichen zauberischen Bann schlagend.
»Seht! Herrlich! Dryhon ist unter allen Magiern der größte!«
Gaukelspiel, dachte Luxon. Nichts weiter als ein abgefeimtes Kunststück, mit dem das Volk getäuscht werden soll.
Gern hätte Luxon das elende Wunderkraut von seiner Handfläche entfernt, aber es gelang ihm nicht. Fast schien es, als sauge das vermaledeite Gewächs die Lebenskraft aus Luxon heraus, als nähre es sich von ihm.
Dann, als Luxon meinte, den gräßlichen Schmerz in seiner Rechten kaum mehr ertragen zu können, begann sich langsam die dunkle Blüte zu öffnen. Gelb schimmerte es
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