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Mythor - 087 - Der Hexenhain

Mythor - 087 - Der Hexenhain

Titel: Mythor - 087 - Der Hexenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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Narein zurückgeblieben, und ich würde sie nicht im Stich lassen.
    Wir waren nachts mit Vilges Ballon gestartet, um den Belagerungsring der Horsik sicherer überfliegen zu können. Doch die Dunkelheit war nicht unser Verbündeter. Wir wurden entdeckt, mit Brandpfeilen beschossen und getroffen. Wenigstens gingen wir nicht in einem der feindlichen Lager nieder, sondern landeten dicht an der Grenze zum Innenland, in einem Gebiet, das Vilge als zu Kila Halbherz gehörig bezeichnete. Das schien ihr nicht sonderlich angenehm zu sein, aber sie erklärte nicht, warum das so war. Tertish schien eine Ahnung zu haben, aber auch sie schwieg.
    Von der Amazone Burras war nichts anderes zu erwarten. Seit sie am Letzten Ort gewesen war und sich verpflichtet hatte, freiwillig aus dem Leben zu scheiden, nachdem sie ihren Pflichten als Lebende nachgekommen war, war sie mehr als früher in sich gekehrt. Sie war zu einer »Todgeweihten« geworden, was sich in ihrer ganzen Haltung ausdrückte.
    Das hatte auch ich zu achten, darum drang ich nicht weiter in sie, was diese geheimnisvolle Kila Halbherz betraf.
    Während wir durch das unwegsame Gelände marschierten, hob sich der Nebel etwas und gab eine trostlose Landschaft frei. Wir bewegten uns entlang eines kaum bewachsenen Berghangs, aus dessen steinigem Boden und seinen Geröllhalden nur gelegentlich Krüppelbäume und dornige Gestrüppe aufragten. Spuren von tierischem Leben fanden sich keine.
    Dennoch waren ständig irgendwelche Geräusche um uns, einmal ferner, dann wieder näher. Vilge blieb einige Male stehen, um zu lauschen, und änderte dann die Richtung.
    »Werden wir verfolgt?« erkundigte ich mich.
    »Das ist nur der Wind«, behauptete Vilge. Tatsächlich pfiff ein kalter Wind über die Bergflanke, aber er war nicht so stark, daß er Steinlawinen auslösen konnte. Vilge zog ihren Purpurmantel fröstelnd fester und meinte: »Der Herbst macht sich bemerkbar, und Fronja träumt bereits den Winter.«
    »Fronja träumt nicht mehr!« sagte ich, wollte noch etwas hinzufügen, verkniff es mir aber, als Vilge sich herumdrehte und mich erwartungsvoll ansah. Ich fügte nur hinzu: »Es ist weiter nichts.« Vilge wußte ohnehin schon zuviel über mich, was sich sehr nachteilig auswirken konnte, wenn sie es weitererzählte. Aber sie hatte keinen Grund, mir absichtlich zu schaden.
    Plötzlich blieb Vilge stehen.
    Fünfzig Schritt vor uns erhob sich eine drei Körperlängen hohe Steinsäule, dahinter lag ein dichter Wald aus Krüppelbäumen. Selbst aus dieser Entfernung erkannte ich, daß der behauene Stein Schriftzeichen trug, ohne sie jedoch entziffern zu können.
    Unter uns befand sich ein Abgrund, aus dem das Rauschen eines Flusses kam. Auf der anderen Seite erhob sich eine schroffe Felswand.
    »Wir können umkehren - oder aber den Marsch durch den Krüppelwald wagen«, sagte Vilge zu Tertish.
    »Wir gehen weiter«, beschloß die Todgeweihte.
    »Selbst auf die Gefahr hin…?« begann Vilge, doch Tertish fiel ihr ins Wort.
    »Ich weiche Kila nicht aus«, sagte sie. »Vielleicht kann ich ihr helfen.«
    »Wie du meinst.« Vilge zuckte die Schultern und ging weiter. Noch immer fand es keine meiner beiden Begleiterinnen der Mühe wert, mich über die Hintergründe aufzuklären.
    Als wir zu der Stelle kamen, konnte ich im Vorbeigehen einen Teil der Inschrift lesen.
    Wanderin, stand dort, wenn du den Mut hast, der mir fehlt, dann setze deinen Weg fort.
    Kaum waren wir in den Krüppelwald eingedrungen, da brandete uns ein Triumphgeheul entgegen. Ich schauderte unwillkürlich, denn für mich klang es wie der Aufschrei einer Horde von Verdammten.
*
    Um uns war ein Rascheln. Äste knackten unter hastenden Schritten, mal drang keuchendes Atmen an mein Ohr, dann krächzendes, unverständliches Gemurmel.
    Ein Knall, als platze eine reife Riesenfrucht, dem Schwerterklirren folgte, kam von links. Ich wirbelte herum und wollte Alton ziehen, als sich etwas durch das Geäst näherte.
    »Ruhig Blut!« ermahnte Vilge.
    »Steck die Waffe weg. Es genügt, wenn du dieser feigen Bande die nackte Stirn bietest. Paß auf, wie ich das mache, und folge meinem Beispiel.«
    Durch das Geäst der krummen Nadelbäume brach eine verwilderte Gestalt, die ich zuerst für einen Mann hielt, weil die untere Gesichtshälfte unter einem Knäuel verfilzten Haares verschwand. Aber dann erkannte ich, daß es sich um zottiges Haupthaar handelte, das sich die Trägerin ums Kinn geflochten hatte. Die Rüstung an ihrem Körper klapperte

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