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Mythor - 087 - Der Hexenhain

Mythor - 087 - Der Hexenhain

Titel: Mythor - 087 - Der Hexenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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gewesen, sie zu töten. Aber es wäre ungerecht gewesen, Tertish deswegen zu verurteilen. Sie hatte mir zur Freiheit verholfen, wenn diese auch einen bitteren Beigeschmack hatte.
    Ich blickte zu ihr und sah die Schriftrolle aus ihrem Gürtel ragen.
    »Hast du noch den Kristall und den Siegelring?« erkundigte ich mich. Sie fand es nicht der Mühe wert, mir zu antworten.
    Wir waren schon eine geraume Weile marschiert und hatten Vilges Hain weit hinter uns gelassen, ohne einer Menschenseele begegnet zu sein. Und es war auch weit und breit keine Siedlung zu sehen.
    Tertish blieb stehen und überlegte. Wir hatten bisher die Richtung eingeschlagen, in der Burg Narein liegen mußte. Jetzt blickte die Amazone nach Süden und meinte:
    »Es bringt nichts, wenn wir die Richtung beibehalten. Besser wäre es, zum Alosa-Riß zu gehen und uns bei der Flotte nach einem Gefährt umzusehen.«
    Ich folgte ihrem Blick und entdeckte eine Staubwolke, die rasch größer wurde.
    »Reiter!« rief ich aus. »Und sie kommen geradewegs auf uns zu.«
    Aber das war eine Täuschung. Die Reiter, eine lange Kolonne, gut zweihundert an der Zahl, ritten in einiger Entfernung an uns vorbei. Wir zogen unsere Schwerter, schwangen sie über den Köpfen und machten durch Rufe auf uns aufmerksam. Gerade als wir schon glaubten, der Zug würde achtlos an uns vorüberziehen, schwenkten drei Reiter ab und näherten sich in scharfern Galopp.
    »Es sind Amazonen der Narein«, stellte Tertish schon von weitem fest und fügte hinzu: »Wir werden höflich zu ihnen sein.«
    Die drei Reiterinnen zügelten ihre Pferde vor uns.
    »Was führt euch zu Fuß in diese Einöde?« fragte die eine.
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Tertish ausweichend. »Ich werde sie euch bei Bedarf erzählen. Mein Name ist Tertish, und ich bin eine Gefährtin der Burra von Anakrom. Ich brauche zwei Pferde, um zur Burg Narein zu gelangen.«
    »Was für ein Zufall, wir haben denselben Weg«, erklärte die Amazone. »Ihr könnt vorerst bei uns aufsitzen und bekommt eigene Pferde, wenn wir den Heereszug erreicht haben.«
    Die Amazone reichte Tertish den Arm und hob sie hinter sich in den Sattel. Die Amazone, bei der ich aufsitzen durfte, war schlank und sehnig und in vielen Jahren des Kampfes ergraut.
    Während des Rittes erzählte sie mir:
    »Wir dienen unter dem Kommando der Gruc und waren von Swige von Narein zum Heer im Alosa-Riß entsandt worden. Doch heute im Morgengrauen traf ein Kurierballon ein und brachte uns die Nachricht von der Belagerung der Burg. Daraufhin sammelten wir uns und zogen sofort los, um gegen die hinterhältigen Horsik zu kämpfen. Ihr Blut soll fließen!«
    »Ihr Blut soll fließen«, stimmte ich ein.
    Ich war froh, als wir den Heereszug erreichten und ich ein eigenes Pferd bekam. Danach mußten wir bei der Heerführerin Gruc vorstellig werden, die an der Spitze ihrer Amazonen ritt. Sie musterte mich eingehend und stellte dann fest:
    »Du bist keine Amazone, sondern ein Mann.«
    »Ein Mann, jawohl«, antwortete Tertish an meiner Statt. »Aber kein Freiwild. Er steht unter meinem Schutz.«
    Gruc entließ uns mit einer abfälligen Geste, und wir reihten uns in die Kolonne ein.

EPILOG
    »Burra!«
    Zaem braucht nur meinen Namen auszusprechen, und ich weiß, daß es soweit ist. Der Ton ihrer Stimme verrät es mir. Es braucht nichts zwischen uns besprochen zu werden. Es ist alles gesagt. Jetzt folgt die Tat.
    Ich folge Zaem in jenen Trakt, in dem einst die Schwarze Mutter residiert hat und an den meine Zaubermutter ihren Frostpalast angebaut hat. Dahinter reiht sich Palast an Palast der vielen Vorgängerinnen bis zur Mitte des Hexensterns. Zum Nabel der Welt.
    Dort lebt Fronja.
    Nicht denken, sage ich mir.
    »Eile, eile!« treibt mich Zaem an. Sie ist im Geist bei mir, schirmt mich vor dem Zugriff der Zahda und deren verbündeten Zaubermüttern ab.
    Ich durchquere unzählige Hallen, bringe endlos scheinende Korridore hinter mich. Ich nehme nichts von meiner Umgebung war, bis ich schließlich den Nabel der Welt erreiche.
    Und hier begegnet mir Fronja dutzendfach.
    Welche von diesen Jungfrauen ist die Erste Frau von Vanga? Sie rennen schreiend auseinander, als sie mich erblicken. Ich bin verwirrt. Welche von ihnen soll ich jagen und töten?
    Nicht denken, sondern handeln.
    Ich habe mich verpflichtet, meiner Zaubermutter zu dienen und ihr zu gehorchen. Doch nun kommen mir Zweifel, und ich frage mich, ob blinder Gehorsam der eigenen Überzeugung bevorgeht.
    Nicht

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