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Mythor - 087 - Der Hexenhain

Mythor - 087 - Der Hexenhain

Titel: Mythor - 087 - Der Hexenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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widersetzen.
    »Nein!« ruft die Amazone aus, als sie meinen blutenden Stern sieht. »Zu welchem ruchlosen Tun wolltest du mich verführen. Wenn ich dir abnähme, was du selbst zu tun gelobt hast, würde ich selbst zu einer Ehrlosen werden.«
    Sie befördert mich mit einem Fußtritt vom Richtblock.
    Ihr Schwert steckt längst in der Scheide.
*
    Die Amazone ist ausgefallen, mit der Hexe ist nicht zu rechnen, also bleibt nur noch der Mann. Es mag für jede andere Frau als unwürdig gelten, durch die Hand eines Männchens von der Bühne des Lebens abzutreten, aber nicht für mich. Besser, irgendwie zu sterben, als so weiterzuleben.
    »Tu du es!« sagte ich zu ihm. »Ich befehle es dir.«
    »Ich bin kein Henker«, sagt er. »Ich achte das Leben viel zu sehr, als daß ich einen wehrlosen Menschen töten könnte.«
    »Du bist feige.«
    Er nimmt die Beleidigung hin, er ist eben nur ein Mann.
    »Mythor ist alles andere als ein Feigling«, ergreift die Hexe seine Verteidigung. »Er könnte es vielleicht sogar mit Tertish aufnehmen. Vielleicht könnte er auch dich töten, Halbherz, aber er brauchte schon einen gewichtigen Grund. Er muß wissen, warum er etwas tut. Versuche, ihn zu überzeugen.«
    »Er wird es noch am eigenen Geist und Körper spüren, was es heißt, ein solch unwürdiges Dasein zu führen«, erkläre ich und wende mich dann dem Mann zu. »Es wird nicht lange dauern, bis du in meiner Nähe so wirst wie ich.«
    Der Mann Mythor blickt seine Gefährtinnen an und sagt zu ihnen:
    »Kann Kila nicht anders geholfen werden? Du, Vilge, bist eine Hexe und könntest den Bann vielleicht von ihr nehmen.«
    »Ich müßte schon eine Zaubermutter sein, um ihr diese Ehrenschuld abzunehmen«, erwidert die Hexe. Sie ist unerbittlich und hartherzig, ich wußte, daß ich von ihr keine Gnade zu erwarten habe. Aber mir entgeht auch nicht, daß ihr der Gedanke gefällt, dem Mann die Rolle des Henkers zu übertragen. Die Hexe fährt fort: »Tertish kann ich verstehen, wenn sie sich weigert, Hand an Kila zu legen. Sie ist für sie ein mahnendes Beispiel. Habe ich recht, Tertish? Aber welche Bedenken hast du, Mythor? Wenn du nämlich so tugendhaft bist, wie du tust, dann müßte Kila dein Mitgefühl wecken. Oder verweigerst du auch einem waidwunden Tier den Gnadenstoß?«
    »Das ist etwas anderes«, sagt der Mann.
    »Ja, nur weil Kila noch schlimmer dran ist als ein waidwundes Tier.«
    Die Hexe redet in dieser Art weiter und treibt den Mann deutlich dahin, wo ich ihn brauche. Sie weiß auf jeden seiner Einwände eine Entgegnung, zerstreut geschickt seine Bedenken und versteht es, meine aussichtslose Lage verständlich darzulegen. Hätte ich Schätze, ich würde sie in Gold aufwiegen, oder in Zauberkristallen, ich würde ihr die letzten Geheimnisse des Lebens verraten, wüßte ich sie.
    Aber ich besitze nichts mehr außer meiner großen Schuld, und diese überträgt die Hexe allmählich auf den Mann. Ich selbst kann gar nichts tun, stehe nur da wie ein Denkmal der Schande. Denn ich blute, und ich leide, in mir ist ein unsichtbares Feuer, das seit dem Tage in mir schwelt, da ich mich dazu entschieden hatte, mein Versprechen nicht einzulösen, das ich am Letzten Ort gegeben habe.
    Mein Körper krümmt sich wie unter unsichtbaren Schlägen. Ich winde mich auf dem Boden, schlage um mich, um die Flammen des Schmerzes zu ersticken.
    »Ich kann das nicht mehr mit ansehen!« schreit da der Mann. »Es ist unmenschlich… grausam. Nichts, was diese Frau getan hat, kann diese Bestrafung rechtfertigen.«
    Er wird es tun, ich weiß es jetzt. Er hat alle Bedenken abgelegt. Er wird mein Henker sein.
    Er hebt sein Schwert… Was für ein Schwert!
    Es ist wie aus Glas, und es leuchtet, als er es über den Kopf erhebt.
    Aber dann wird sein Schein stumpf, ein Schatten fliegt darüber.
    Ein Zauberschwert, das seine magische Kraft verloren hat?
    Er setzt es ab, steckt es weg.
    »Tut mir leid, Kila«, sagt er. »Aber«, fährt er fort, und es klingt mir wie ein Hohn, »ich habe mich noch rechtzeitig darauf besonnen, daß es jemanden in einer ähnlichen Lage wie dich gibt. Sie heißt Fronja, und die Zaubermutter Zaem hat beschlossen, sie durch den Tod zu erlösen. Ich würde diese Tat gutheißen, wenn ich an dir ebenso handelte. Ich kann es nicht.«
    Und er wendet sich ab und flieht mit seinen Gefährtinnen, und alle meine winselnden Kriegerinnen können sie nicht an der Flucht hindern, denn sie können nicht wirklich kämpfen. Sie stürzen sich nur mit Zähnen

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